„Wer weiß, was das ist“, fordert Jürgen Feder sein Publikum zum zehnjährigen Jubiläum des Sahlenburger Wattenmeer-Besucherzentrums heraus. Foto: Giesecke
„Wer weiß, was das ist“, fordert Jürgen Feder sein Publikum zum zehnjährigen Jubiläum des Sahlenburger Wattenmeer-Besucherzentrums heraus. Foto: Giesecke
Am WattBz in Sahlenburg

Jürgen Feder begeistert am Strand von Cuxhaven: Botanik und Sprüche-Feuerwerk

19.05.2025

Mit scharfem Humor und botanischem Fachwissen begeistert Jürgen Feder Strand in Cuxhaven-Sahlenburg. Während er über Stachelröschen und Beifuß spricht, eröffnet er eine neue Perspektive auf die Pflanzenwelt, die man so schnell nicht vergisst.

Prominenter Gast beim Wattenmeer-Besucherzentrum (WattBz) in Sahlenburg zum zehnjährigen Jubiläum: Jürgen Feder, Diplom-Ingenieur für Landespflege, Flora und Vegetationskunde, nahm die Interessierten mit auf Exkursion rund um das Zentrum am Sahlenburger Strand. Bernhard Rauhut, Diplom-Biologe und WattBz-Leiter, freute sich über die Teilnahme von 40 Personen.

Jürgen Feder berichtete auf der zweieinhalbstündigen Tour, dass er als ehemaliger Bremer die ganze Gegend schon früher etliche Male mit dem Fahrrad abgefahren hatte. "Jetzt bin ich Brandenburger. Ich habe gedacht, dass ich mit 64 Jahren noch einmal etwas Neues erleben will." Und sofort nahm seine offene Art die Gäste gefangen und erschloss ihnen die Geheimnisse der Natur. "Die Pflanzen müssen von allein kommen, dann öffnet sich das Herz", betonte Feder und zeigte eine Brombeerpflanze, die er am Wegesrand gefunden hatte. Es gibt 400 verschiedene Brombeerarten, die wild wachsen. Der Stängel pikte. "Sind das Dornen oder Stacheln?" Prompt kamen die "Dornen" als Antwort. Das war für den humorvollen Botanik-Experten die Gelegenheit, über so viele "dämliche Leute", die ihn umgeben, zu lästern. Aber man nahm ihm diese direkte Art nicht übel. Es war Comedy auf höchster Ebene, in die er sein Wissen verpackte. Die Stacheln lassen sich leicht von den Stielen abtrennen, während Dornen fest mit dem Pflanzenkörper verbunden sind und sich nur schwer entfernen lassen. Feders Urteil: "Dornröschen müsste eigentlich Stachelröschen heißen."

Natur ist weiter als normalerweise

Die Natur ist drei bis vier Wochen früher als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Außerdem ist der Boden durch den fehlenden Regen sehr trocken. Der Botaniker öffnete den Zuschauern für manche unscheinbaren Pflänzchen die Augen. Das Ferkelkraut hatte schon eine gelbe Blüte. "Das setzt uns Grenzen und ärgert die Gärtner, denn es blüht wie Löwenzahn."

Nah bei der Natur, nah bei der Sache: Jürgen Feder in seinem Element. Foto: Giesecke

Die "Graue Eminenz", der Beifuß, ist eine Heil- und Gewürzpflanze. Zur Lichtreflexion dient die graue Unterseite der Pflanze. Beifuß braucht Sand und Salz, deshalb ist der Platz nahe am Strand ideal zum Wachsen. "Der 'Gemeine Beifuß - Artemisia vulgaris‘ - auch Gewürzbeifuß oder Gewöhnlicher Beifuß genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Artemisia", erklärt Jürgen Feder. "Ein Fremdwort im Publikum erhöht die Glaubwürdigkeit." Wieder kam sein Wortwitz gut bei den Gästen an.

"Es gibt Leute, die mähen alles ab und sehen gar nicht die Schönheit der Pflanzen. Dem Wiesenlabkraut tun sie damit allerdings einen Gefallen, denn nach jeder Wiesenmahd treiben wieder junge zarte Triebe aus. Viele wissen gar nicht, dass es essbar ist. "Man muss viel reden, damit die Leute nicht alles verstehen. Das ist mein Erfolgsrezept, dann kommen sie nochmal wieder", lachte er schelmisch.

Zeit vergeht wie im Flug

"Botanik ist Mathematik - kein Vergnügen. Das sage ich aber nicht vorher, sonst kommt keiner", verriet der prominente Gast. "Seit 60 Jahren befasse ich mich mit Botanik. Die Lehrer wissen wenig, aber das liegt an den Lehrplänen. Mein Sohn ist Biologielehrer, der weiß nichts." Die Zeit verging wie im Fluge. Mit Herzblut und schrägem Humor wurden die Pflanzen am Wegesrand erklärt und jeder Teilnehmer geht in Zukunft sicher mit einem anderen Blick durch die Natur.

Jede Woche ist Jürgen Feder in ganz Deutschland unterwegs. "Ich bin ein Wochenendarbeiter: Morgen in Hannover, dann in Braunschweig und im Harz", sagt er. "Bei meinen Touren übernachte ich im Auto. Fitness- und Sonnenstudio brauche ich nicht, ich habe alles in der Natur."

Weitere Termine im WattBz:

Zum zehnjährigen Bestehen des WattBz findet am Freitag, 22. August 2025, von 10 bis 22 Uhr ein Nachhall-Fest statt.

Am Sonntag, 26. Oktober 2025, ist Jürgen Feder wieder zu Gast beim WattBz. Dann findet eine Botanik-Safari "Pilz-Exkursion" statt.

Von Heidi Giesecke

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