Grüner Weg in Cuxhaven: Fahrradstraßen-Regelung in Kraft getreten - trotz Protests
Auf dem Grüner Weg und in der Friedrich-Carl-Straße in Cuxhaven hat der Radverkehr seit Wochenbeginn Vorrang. Anwohner befürchten ein Park-Chaos aufgrund der im Zuge der neuen Verkehrsregelung entfallenen Stellplätze am westlichen Straßenrand.
Auf die Barrikaden treibt Anrainer in erster Linie die Aussicht, dass im unmittelbaren Wohnumfeld ab sofort weniger Parkplätze zur Verfügung stehen werden. Gleichwohl dementiert die Stadt den Verlust von "nach Straßenverkehrsrecht zulässigen Parkmöglichkeiten" im Kontext der neuen Fahrradstraßen-Regelung: Nicht erlaubt, sondern nur geduldet gewesen sei das Parken bislang auf der Westseite des Grünen Wegs, heißt es sinngemäß in einer Info-Vorlage.
Anwohner vermissen mindestens 60 Parkplätze
Die Aufhebung dieser Duldung jedoch kommt faktisch jedoch einem Wegfall gleich: Betroffene, die ihren Pkw bislang "rathausseitig" im Grünen Weg abzustellen pflegten, müssen sich nach einem alternativen Abstellplatz umsehen. Vor ähnlichen Herausforderungen stehen Anrainer in der Friedrich-Carl-Straße, auf deren Westseite das aufgesetzte Parken allerdings noch in eigens dafür gekennzeichneten Bereichen möglich sein soll.

Für mindestens 60 Autos, so haben Bürger errechnet, würden somit andere Stellplätze benötigt. In einem an die Nachbarschaft gerichteten Schreiben warnen ungenannt bleibende Verfasser vor zunehmendem Parksuchverkehr im Viertel. Mehr Abgase und unnötiger Kraftstoffverzehr seien die unmittelbare Folge. Unzumutbar sind aus ihrer Sicht ferner die aus der Parkplatzverknappung resultierenden (längeren) Wegen zwischen Auto und Wohnadresse.
Neue Verkehrsregeln greifen seit Montag
Für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, bedeute das eine Belastung. Und: Wer im Dunkeln eine längere Strecke zwischen Haustür und eigenem Auto zurücklege, gehe dank der neuen Parksituation (so heißt es sinngemäß) unfreiwillig ein Sicherheitsrisiko ein.

Dass ein halbseitig geltende Parkverbotsregelung tatsächlich zu Wochenbeginn in Kraft getreten ist, bestätigte am Montag der Pressesprecher der Stadt, Marcel Kolbenstetter. Unabhängig davon, so erläuterte Kolbenstetter auf Nachfrage, seien für die Dauer des Dienstags Halteverbotszonen eingerichtet worden. Der Grund dafür liegt in Markierungsarbeiten: Was Autofahrer in einer Fahrradstraße zu tun und zu lassen haben, wird zum Teil durch Linien beziehungsweise durch auf den Asphalt aufgebrachte Piktogramme deutlich gemacht werden. Zwei an den Einmündungen von Blohm- und Rathausstraße platzierte Displays weisen seit Montag (zusätzlich) auf die zugunsten von Radlern geänderte Vorfahrtssituation hingewiesen.
Stadt spricht von einem ergebnisoffenen Test
Mit Blick auf Anwohnerbelange wies der Stadtsprecher ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei der auf drei Monate befristeten Fahrradstraßen-Ausweisung um einen Verkehrsversuch handele: Verwaltungsseitig wollte man dieses Modell in den genannten Straßen "erproben und evaluieren" - wobei man zweifellos auch in einen Dialog mit Anrainern treten werde.

In deren Reihen zieht man in Zweifel, dass die neue Regelung geeignet ist, substanzielle Verbesserungen für den Radverkehr herbeizuführen. Verfasser des besagten Nachbarschaftsschreibens, dem übrigens ein Protestbrief an den OB beigefügt ist, weisen darauf hin, dass sich Radfahrern schon heute vielfältige Möglichkeiten bieten, wenn sie aus Richtung Bahnhof kommend das Lotsenviertel zu erreichen versuchen. Die Rede ist in diesem Zusammenhang unter anderem von der mit Fahrradwegen versehenen Werner-Kammann-Straße, aber auch von der Deichstraße, der es bis dato beschieden zu sein schien, im Zuge des "Deichband"-Projekts eine Fahrradstraße zu werden. Verärgert Bürger erinnern aktuell aber auch an Wilhelm-Heidsiek-/Friedrichstraße, an Mühlenweg/Wilhelminenstraße oder an die Achse Friedrich-Carl-Straße/Grüner Weg in ihrer ursprünglichen Form: Allesamt reine Wohnstraßen, hätten die genannten Trassen bis dato schon zufriedenstellende Bedingungen für den Fahrradverkehr geboten.