Gekämpft und gehofft - doch Anwohner verlieren "Asphalt-Streit" gegen Stadt Cuxhaven
Über Wochen haben die Anwohner der Friedrich-Carl-Straße in Cuxhaven gekämpft. Sie wollten die Asphaltierung der Straße verhindern. Ihre Mühe war vergebens. Ihre Hoffnungen wurden mit den massiven Pflastersteinen unter einer Asphaltschicht begraben.
"Gekämpft, gehofft und doch verloren": Diese Worte der Trauer, die des Öfteren in Anzeigen von Hinterbliebenen in dieser Zeitung zu finden sind, trifft die aktuelle Stimmung vieler Anlieger der Friedrich-Carl-Straße in diesen Tagen ziemlich genau. Kurz nachdem die Anwohner vor einigen Wochen per Wurfsendung über die Asphaltierungspläne vor ihrer unmittelbaren Haustür informiert worden waren, regte sich ihr Widerstand. Sogar eine Unterschriftenaktion war initiiert worden, an deren Ende das Dokument an den Oberbürgermeister übergeben wurde.

Die Hausbesitzer und Mieter der Straße wollten das historische Granitsteinpflaster, das auch vielen der umliegenden Nachbarstraßen seit Jahrzehnten als robuster Belag dient, unbedingt erhalten wissen und wandten sich mit ihren Bedenken und Sorgen schriftlich unter anderem an die Stadtverwaltung. Am Montag und Dienstag dieser Woche (13. und 14. Mai) wurden die massiven Pflastersteine - und damit auch das kurzfristige Bürger-Aufbegehren - unter einer schwarzen Asphaltschicht final begraben.

Bauarbeiten in Cuxhaven: Intensiver Geruch von Asphalt in der Luft
Die Szenerie hat etwas von Abschiednehmen. Eine alte Dame bahnt sich mit ihrem Rollator den Weg über das unebene Trottoir aus dunklen Klinkersteinen. Etliche Steine unter den Rädern ihres "mobilen Begleiters" sind leicht wacklig und geben beim Darüberfahren entsprechende Geräusche von sich. Für einen Augenblick bleibt die grauhaarige Frau am weiß-roten Bauzaun stehen, der die Bürgersteige zu beiden Seiten der Friedrich-Carl-Straße in voller Länge von der Fahrbahn trennt. Die Seniorin blinzelt in die Sonne und schaut den Arbeitern dabei zu, wie sie ein Bitumengemisch mithilfe von Spaten und einem "Glattzieher" über der Fahrbahn verteilen. Ein intensiver Geruch von frischem Asphalt liegt in der sommerlichen Luft.

Ohne Handarbeit geht es im Straßenbau auch heute noch nicht
"Ganz ohne Handarbeit geht es trotz moderner Maschinen nicht", sagt Erich Stühmer. Der drahtige Mann mit der orangefarbenen Warnweste und seine Kollegen von der Firma Strabag hatten bereits am Montag damit begonnen, eine schwarze Bitumen-Emulsion großzügig auf dem über hundert Jahre alten Kopfsteinpflaster auf der Straße zu versprühen. Dabei trugen sie weiße Schutzanzüge, wie Otto Normalverbraucher sie aus wohl nur aus TV-Krimis kennt, wenn die Spurensicherung anrückt. "Je nach Witterung muss diese Emulsion drei bis zwölf Stunden trocknen", sagt Erich Stühmer und fügt hinzu: "Auf dieser Schicht findet die neue Straßendecke einen viel bessern Halt."
Tags drauf sind schwere Baufahrzeuge am Eingang der Friedrich-Carl-Straße zu sehen. Ein großer Laster wird an der Stirnseite zum Grünen Weg auf der Rückseite der Polizeiinspektion geparkt. Kurze Zeit später wird seine Ladung, das fertige Bitumengemisch, portionsweise auf die überdimensionale Straßenbaumaschine gefüllt. Über den sogenannten Materialbunker gelangt der dampfende Asphalt über ein Förderband und Schnecken dann auf die Bohle, das Herzstück des automatischen Straßenbauers.

Der Asphalt fällt unmittelbar auf die vorbehandelten Pflastersteine und wird dort mit großem Druck auf die Fahrbahn gepresst. Die Nähte und Anschlüsse zu den massiven Bordsteinen werden wie geschildert von Arbeitern händisch nachgearbeitet.
Asphaltierungsarbeiten in Cuxhaven: "Eine Beerdigung erster Klasse!"
So arbeitet sich das riesige Straßenbaugefährt Stück für Stück die Friedrich-Carl-Straße bis zum Wendehammer vor. Parallel dazu saust eine kleine Walze über die frische Asphaltdecke. Die Seniorin geht ihres Weges bis zu ihrem Wohnhaus in der Mitte der Straße. Sie ist zu Hause angekommen. Im Vorbeigehen entfährt es ihr: "Das hier ist wirklich eine Beerdigung erster Klasse!"