
Walzertanz-Rekord: Dabei zu sein war die Hauptsache
Einige Teilnehmer sind sauer, sprechen indirekt gar von Etikettenschwindel. CNV-Redakteur Kai Koppe legt in seinem Kommentar dar, warum man sich nicht so sehr auf einen Guinness-Buch-Eintrag fixieren sollte.
Manch eine(r) sah sich im Geiste womöglich schon das Buch aufblättern. Seite 243, Walzertanz-Rekord in Cuxhaven: "Guck mal, da war ich dabei", hätte man in diesem Fall den Freunden, Bekannten, Kindern oder Enkelkindern unter die Nase reiben können. Ein netter Gag für jede Party oder für das nächste große Familienfest - ganz unbestritten. Dass man entgegen individueller Erwartungen vermutlich nicht mit einem Guinness-Eintrag renommieren gehen kann, mag schade sein. Ein Drama ist es allerdings nicht.
Denn ging es bei der Blumenmarkt-Aktion vom vergangenen Sonntag nicht eigentlich um ganz etwas anderes als um den am Ende aufgestellten Rekord? "Cuxhaven lebt", sei ihm beim Anblick des Menschenauflaufs, angesichts der Tanzpaare und der zwischen den Tanzstunden-Teilnehmern aufragenden Stelzenläufer durch den Kopf geschossen: Das rief mir ein Zaungast noch während der Veranstaltung zu. Und brachte damit auf den Punkt, dass sich der eigentliche Erfolg der "größten Walzertanzstunde der Welt" nicht in Zahlen bemisst, sondern in einem Gemeinschaftserlebnis. Das kann den mehr als 352 Leuten, die mitgemacht haben, keiner mehr nehmen.
Nochmal zur Frage, wie die Erwartung eines Guinness-Buch-Eintrages zustande gekommen ist: "Tanzt mit uns in die Rekordbücher", hieß es tatsächlich auf der Blumenmarkt-Webseite. Der Name des Londoner Rekord-Institutes taucht in den mir vorliegenden Ankündigungen des Veranstalters wohlgemerkt nicht auf. Naheliegend, dass der ein oder andere, der vom Walzertanzweltrekord-Versuch hörte oder las, trotzdem sofort das Guinness-Buch assoziiert hat. Das würde auch eine Äußerung des am Sonntag anwesenden Notars erklären.
Sollte die Guinness World Records Limited nachträglich auf die Cuxhavener Aktion anspringen - schön und gut, wobei ich schon 630 Euro "Bearbeitungsgebühr" als zu teuer empfinde. Allein, weil darüber zwar eine Datenbank-Aufnahme sichergestellt sein soll, der begehrte Buch-Eintrag allerdings keineswegs garantiert ist. Das Geld ist anderweitig besser angelegt, denn - Hand aufs Herz - ist das Guinness-Buch nicht total Achtzigerjahre? Dass Cuxhaven den bestehenden Rekord für die "Largest Waltz Dance-Lesson" gebrochen hat, kann jeder, der Lust dazu hat, googeln. Im Artikel auf cnv-medien.de steht es schwarz auf weiß.