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„Die Straße komme Dir entgegen. Der Wind stärke
Dir den Rücken. Die Sonne scheine warm in
Dein Gesicht. Der Regen falle sanft auf Deine
Wege“, lautet ein irischer Segensspruch. Genau
diese positiven Vibes können einen auf einer Fahrradtour nach
Freiburg/Elbe regelrecht verzaubern. Natürlich mit köstlichem
Picknick in einer großen Korbtasche.
Im Cuxhavener Fischereihafen geht es Außendeichs entlang
Richtung Otterndorf. Die Teppiche von plattgefahrenen
Schafsköteln muss man hinnehmen. Dafür belohnen wundervolle
Ausblicke auf alte Leuchttürme und Containerriesen.
Gatter auf, Gatter zu. Immer wieder verstellen einem blökende
Wollknäule den Weg. „Mähhhh“, tönt es in unterschiedlichsten
Klangfarben. Binnendeichs zuckeln wir am Heckteil des englischen
Frachters „Kaffraria“ vorbei, der 1891 vor Otterndorf auf
Grund lief.
Am Hadelner Kanal und einem kleinen Stück an der B 73 entlang
geht es bis Belum und auf einem Schleichweg Richtung
Ostebrücke. Wem in Neuhaus der Sinn nach einer Erfrischung
steht, der macht einen Abstecher zu „Wiebkes Klönstuv“. Ihre
Fahrradtankstelle am Ostedeich hat schon manchen windgeplagten
Radler wieder fi t gemacht. Dem Strom der Oste folgend,
taucht das Sperrwerk auf. Unter dem Gitterost zieht das
Wasser hinaus in die Elbe.
Ein Blick über den „Hullen“ lässt die Weite der Landschaft erahnen,
die von Wassergefl ügel in Beschlag genommen ist. Der
Unterelberaum mit seinen Watt- und Wasserfl ächen und der offenen
Grünlandmarsch ist ein Paradies für Vögel und beweist:
Letztlich ist doch alles miteinander verbunden.
Ein Muss ist der Besuch des Baljer Leuchtturms. Das maritime
Denkmal von 1904 liegt weit draußen im Außendeichgelände.
Von hier hat man das AKW Brunsbüttel und die Einfahrt zum
Nordostseekanal im Blick. Das historische Seezeichen in seinem
weißen Mäntelchen sollte abgerissen werden. Kurz entschlossen
gründete man den Förderverein Baljer Leuchtturm.
2010 wurde er renoviert. Im Juli und August schieben vier ehrenamtliche
„Leuchtturmwärter“ Dienst. Dann darf das Seezeichen
bestiegen werden. Auf dem Dach haben bereits Falken
genistet. Unten im Schilf sollen sich ab und zu Wildschweine
Fotos: Tonn
Landpartie
per Pedalen
„Veel Wind, veel Regen un wenig Sünn“
auf dem Fahrradtrip von Cuxhaven
nach Freiburg/Elbe
aufhalten. Über Hörne windet sich die Strecke am Deich entlang. An
der Binnenseite liegen „Wehle“, die durch Deichbruch bei Sturmfl uten
entstanden sind. Am Straßenrand bieten Bauern auf liebevoll dekorierten
Tischchen eigene Erzeugnisse an, derzeit selbst gemachte
Marmeladen und Eier von glücklichen Hühnern. Hinter einer Kurve
träumt das Naturfreibad Krummendeich von einem schönen Sommer.
Herrliches Wasser, klar und frisch. Hechte sollen sich hier tummeln,
deren Tisch reich gedeckt ist: Auf der Speisenkarte ihres Jagdreviers
stehen Flusskrebs, Karpfen und Aal.
Vorbei an hingeduckten Bauernhäusern hangeln wir uns an Obstplantagen
entlang nach Freiburg. Einkehr im „Café Hafenhaus“.
Himmlisch: Für die selbst gebackene Apfel-Zimttorte lohnt es sich,
den ganzen Weg nochmal zu fahren – Hafenblick inklusive. Der Hafen
hatte früher eine große Bedeutung und sicherte das Wohl des Ortes.
Mit Ziegeln gemauerter Zeitzeuge und immer einen Besuch wert
ist der historische Kornspeicher.
„Kultur- und Wasserland“, so lässt sich das nasse Fleckchen treffend
beschreiben. Ebbe und Flut, gewaltige Sturmfl uten und das
von der Nordsee eindringende Salzwasser prägen den Lebensraum.
Wer kann, nimmt den gleichen Weg zurück oder schlägt sich bis zur
nächsten Bahnstation, nach Hemmoor durch. Mit im Gepäck: Seelenfrieden,
Erholung und viel Platz im Kopf für neue Ideen.
Joachim Tonn