
dort bis 1986 tätig. Bis zu seinem Tod am 5. Juli 2008 wirkte
Frijo Müller-Belecke als freischaffender Künstler.
„Das ist Kunst zum Anfassen“ – das war für Müller-Belecke
nicht nur eine Floskel. Er konnte sich freuen, wenn Kinder
und Erwachsene mit seinen Bronzeskulpturen auf Tuchfühlung
gingen, wie unter anderem die vielen blanken Stellen am
„Utröper“-Ensemble in Otterndorf belegen. „Das zeigt doch,
dass sich die Menschen mit meinen Werken tatsächlich befassen
und ihre Seele begreifen“, verriet er einmal im Gespräch.
Insgesamt hat er rund 60 lebensgroße Skulpturen geschaffen.
Seine bronzene Fohlengruppe mischt sich unter die Fußgänger
in der Pferdestadt Verden, die Fischersfrau mit Kind
grüßt vom Fischmarkt in Stade, der Antje-Brunnen empfängt
die Besucher des Alster-Einkaufszentrums in Hamburg und
das Deister-Denkmal erinnert an die Herkunft des großen
Schockemöhle-Pferdes in Osterbruch. Frijo Müller-Belecke
erzählt Geschichten in Bronze und er vermittelt Geschichte:
So hält vor dem Aeronauticum in Nordholz lebensgroß der
Luftschiff-Pionier Graf Zeppelin die Wacht. Zwei weitere historische
Figuren – den Arabienforscher Garsten Niebuhr und
den Homer-Übersetzer Johann-Heinrich Voss – findet man
vor dem Lüdingworther Bauerndom und an der Otterndorfer
Severi-Kirche. Zum 100. Geburtstag von Niedersachsens erstem
Ministerpräsidenten Hinrich-Wilhelm Kopf formte Müller-
Belecke die Halbplastik des „roten Welfen“ in Neuenkirchen.
Doch das war nur eine Facette seiner künstlerischen Bandbreite.
Frijo Müller-Belecke widmete sich mit großer Hingabe auch
der christlichen Kunst. Er hat den „Christus ohne Kreuz“ in der
Friedhofskapelle in Hechthausen geschaffen und die Glasfenster
in der Emmaus-Kapelle in Hannover-Kirchrode, um nur
zwei Beispiele zu nennen. Mit seiner einprägsamen Bildsprache
gelang es dem Künstler, die Menschen zum Innehalten
und zur Andacht zu bewegen.
Auch 14 Jahre nach seinem Tod ist der Bildhauer und Kunsterzieher
Frijo Müller-Belecke in Hemmoor und im gesamten
Kreis Elbe-Weser-Raum noch allgegenwärtig. Seine Kunstwerke,
vor allem seine lebensgroßen Skulpturen im öffentlichen
Raum, haben ihn überdauert und halten die Erinnerung an ihn
lebendig. Jens-Christian Mangels
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Fotos: CN/NEZ-Archiv
Zwei „Utröper“ gibt es in Otterndorf: Der eine ist in Bronze
gegossen und stammt von Frijo Müller-Belecke, der andere
ist quicklebendig und heißt Jürgen Schwanemann.