
Fotos: Stadtarchiv Cuxhaven, Hamburg Wasser/ Ulrich Perrey,
Geschichtskreis Motorenfabrik Oberursel e.V.
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Die beiden Motoren auf dem Deck
der „Peking“ wurden damals mit
Petroleum betrieben. Sie brachten
eine Seilwinde in Schwung, mit der
die schweren Salpeter-Säcke problemlos über
die Reling an Bord gehievt und danach verstaut
werden konnten. Mannshoch war so ein
Antriebsaggregat – für damalige Verhältnisse
aber außerordentlich klein und kompakt.
Deshalb erhielt es die passende Bezeichnung
–„Gnom“. Fabriziert wurden die petroleumbetriebenen
Antriebsaggregate in der Motorenfabrik
Oberursel bei Frankfurt a.M., die zu
Beginn des vergangenen Jahrhunderts Zweigniederlassungen
in Berlin und Wien betrieb.
Die beiden Originalmotoren der „Peking“ verschwanden
in den 30er-Jahren in England, als
die Viermastbark dort als Schulschiff genutzt
wurde. Jetzt ist es den „Peking“-Freunden
gelungen, einen baugleichen „Gnom“-Motor
aufzustöbern und nach Hamburg zu bringen.
Der soll noch in diesem Jahr wieder auf dem
Deck des Frachtseglers montiert werden. Ziel
ist es, den zukünftigen Museumsbesuchern
auf der „Peking“ die früher üblichen Ladevorgänge
authentisch demonstrieren zu können.
1911 bei Blohm und Voss für die Reederei Laeisz
gebaut, gehörte die „Peking“ zu den legendären
acht Flying P-Linern, die aufgrund
ihrer schnellen Reisen Schlagzeilen machten.
34-mal umrundete die „Peking“ in der Salpeter
Fahrt das berüchtigte Kap Hoorn, diente
anschließend den Engländern als Ausbildungsschiff
und lag danach als schwimmendes
Museum am East River in Manhattan.
Im Sommer 2020 kehrte die „Peking“ nach
jahrzehntelanger Odyssee und einer Restaurierung
auf der Peters-Werft in Wewelsfleth
(Schleswig-Holstein) endgültig in den Heimathafen
Hamburg zurück und wurde dort
mit großer Begeisterung empfangen. Hier soll
das Schiff Wahrzeichen des neuen Deutschen
Hafenmuseums werden.
Zurzeit liegt der Viermaster noch am vorläufigen
Liegeplatz Bremer Kai und wird dort für
die zukünftige museale Nutzung vorbereitet.
Windjammer-Liebhaber, die auf eine Besichtigung
nicht länger warten wollen: Geplant ist,
dass zum Saisonbeginn 2022, voraussichtlich
ab April, die exklusiven Baustellenführungen
fortgesetzt werden. Ehrenamtliche Guides
aus dem Verein der Freunde der Viermastbark
„Peking“ informieren dann wieder kleine
Gruppen mit beschränkter Teilnehmerzahl
im Rahmen von Rundgängen über die spannende
Geschichte des schnellsten Frachtseglers.
Bevor der „Gnom“-Motor, Baujahr 1906, an
Deck der „Peking“ montiert werden kann, soll
er umfassend restauriert werden. Entdeckt
wurde er übrigens bei einem Motorensammler
in Bingen am Rhein. Der war allerdings
zu einem Verkauf nicht bereit, erklärte aber
sein Einverständnis, ihn im Tausch gegen einen
seltenen MAN-Einzylinder-Dieselmotor
abzugeben. Den hatte erfreulicherweise der
Wasserversorger in der Hansestadt in seiner
Sammlung. Hamburg Wasser stimmte dem
Motorentausch zu. Damit waren alle Voraussetzungen
für das Dreiecksgeschäft gegeben.
Der Gnom-Motor ist inzwischen in Hamburg
eingetroffen. Dank einer großzügigen Spende
ist auch die Restaurierung gesichert. Jetzt
muss noch die passende Seilwinde beschafft
werden, um den Motor an Deck wieder wirklich
funktionsfähig zu machen.
Dazu Professor Dr. Hans-Jörg Czech, Direktor
und Vorstand der Stiftung Historische Museen
Hamburg (SHMH): „Was die ‚Peking‘ für
uns als Eigner zu einem so speziellen und
spannenden Museumsobjekt macht, sind
nicht zuletzt die vielen technischen Besonderheiten.
Dazu zählen auch die beiden Hilfsmotoren,
mit denen das Löschen und Laden
der mitunter schweren Fracht erleichtert und
verkürzt werden konnte.“ C.E. Wendt
Petroleum angetriebenen Gnom-Motor
eine Seilwinde das Laden und Löschen
beschleunigt werden.