
Zeitplan, Kosten, Ausschreibung: Alle Infos zum Bau der Liegeplätze 5-7 in Cuxhaven
Nachdem die Finanzierungsfrage der Liegeplätze 5 bis 7 geklärt ist, äußert sich NPorts zum Zeitplan. Und die Hafenwirtschaft reagiert erleichtert auf die Zusage aus der Bundeshauptstadt Berlin.
Nachdem klar ist, dass der Bund den Ausbau des Cuxhavener Hafens mit rund 100 Millionen Euro unterstützen wird, melden sich Vertreter aus Hafenwirtschaft und Windkraftbranche zu Wort: Positiv bis erleichtert klingen die Reaktionen, die am Montag übrigens in ähnlicher Form auch aus dem Hause NPorts zu vernehmen waren. Die landeseigene Hafengesellschaft wird bei der Realisierung der drei neuen Liegeplätze 5 bis 7 den Hut aufhaben, Geschäftsführer Holger Banik äußerte sich am Montag zum Zeitplan.
"Ich habe mich total gefreut, das war ein toller Freitag", meinte der Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH im Rückblick auf die Entwicklung, die kurz vor dem vergangenen Wochenende bekannt geworden war. Holger Banik unterstrich in diesem Zusammenhang einmal mehr, wie viel Herzblut sein Haus in den Hafenausbau in Cuxhaven steckt. "Wir wollen das ja, deshalb ist die Zusage des Bundes auch für uns eine sehr positive Nachricht. Jetzt wird es gelingen, die Energiewende richtig zu gestalten!"
Erster Rammschlag nach dem Jahreswechsel
Banik machte gleichwohl keinen Hehl daraus, dass das Vorhaben NPorts eine Menge Arbeit beschert. Ein realistischer Zeitpunkt für einen tatsächlichen Baustart des rund 1,2 Kilometer langen Lückenschlusses sind nach seinem Dafürhalten die ersten Wochen des kommenden Jahres. "Bis dahin müssen wir noch ganz viel lösen", fasste der NPorts-Geschäftsführer zusammen und sprach rechtliche Fragen, aber auch die Konzessionsvergabe an: Das aus drei Liegeplätzen bestehende neue Terminal braucht schließlich einen Betreiber. Letzterer wird seinerseits eine Summe von 100 Millionen Euro - jenen Finanzierungsanteil, den die Wirtschaft im Rahmen einer Kostenteilung mit Land und Bund zu schultern zugesagt hat - beisteuern müssen.
Außerdem, so Banik zum weiteren Zeitplan, müsse man die Hafenbaumaßnahme auch noch ausschreiben. Gegen Ende des dritten Quartals 2024 könnte das geschehen, nachdem NPorts die Planung des Vorhabens abgeschlossen hat. Bauvorbereitungen wie die Zuwegung zur Baustelle sollen dann noch vor dem Jahreswechsel erfolgen, der bereits angesprochene erste Rammschlag idealerweise im Januar 2025. Der Zeitplan sei eng, räumte Banik in einem Telefonat mit unserer Redaktion ein. Sein Haus habe allerdings schon in anderer Hinsicht bewiesen, "dass wir so etwas hinkriegen".
"Die Wertschöpfungskette ist groß"
Von einem "guten Tag für Cuxhaven und die Energiewende in Deutschland" spricht Michael de Reese mit Blick auf die Entscheidungsfindung im Bund. Als Vorsitzender der Hafenwirtschaftgemeinschaft Cuxhaven (HWG) unterstrich er, wie sehr es die maritime Wirtschaft begrüße, dass der dringend benötigte Ausbau nun in Angriff genommen werden könne. "Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, die sich in den vergangenen Monaten für dieses wichtige Anliegen eingesetzt haben", so de Reese.
Kapitän Arne Ehlers, Geschäftsführer des größten deutschen Windterminals Blue Water BREB in Cuxhaven, sprach von einer guten Nachricht und arbeitete die lokalen Standortvorteile heraus: "Cuxhaven liegt zentral in der deutschen Nordsee und ist damit bestens erreichbar für alle Windparks in der deutschen AWZ (Ausschließlichen Wirtschaftszone)." Die kostenintensive Revierfahrt falle hier sehr kurz aus, und der Tiefwasserhafen Cuxhaven könne alle Schiffstypen abfertigen. "Direkt am Weltschifffahrtsweg gelegen bietet sich Cuxhaven für den Import von Onshore-Komponenten aus allen Teilen der Welt an. Nirgendwo sonst beginnt die Autobahn für den Abtransport quasi im Hafen. Diese Konstellation ist einmalig", so Arne Ehlers.
Der Cuxhavener Schiffahrtskontor (CSK) ist eine Schifffahrts- und Hafenagentur mit Sitz in Cuxhaven. Geschäftsführer Andreas Möller freut sich über die Nachricht aus Berlin: "Dass die Lücke geschlossen wird, ist sehr wichtig und längst überfällig gewesen." Möller betonte außerdem, dass nicht nur die Offshore-Industrie profitieren wird. Mehr Schiffe, die Cuxhaven anlaufen, bringen Umsatz für alle Beteiligten. Neben den großen Akteuren profitieren auch viele weitere Unternehmen, wie zum Beispiel Schiffsausrüster, Werften, Hotels und eben die Hafenagenten. "Die Wertschöpfungskette ist groß", so der CSK-Geschäftsführer.
Positiv reagierte auch die Stiftung Offshore Windenergie auf das Signal aus Berlin. Man begrüße die Zusage des Bundes, sich an den Ausbaukosten zu beteiligen. Stiftungsgeschäftsführerin Karina Würtz sprach aber auch davon, dass die in der Finanzierungsfrage erzielte Einigung allenfalls als ("wenngleich bedeutender") erster Schritt angesehen werden könne: Eine Schwerlastfläche in der Größe von circa 30 Hektar, wie sie im Zuge des Lückenschlusses in Cuxhaven entstehen soll, wird ihrer Auffassung nach "nicht im Ansatz ausreichen, den energiewendebedingten zusätzlichen Flächenbedarf in den deutschen Seehäfen zu befriedigen". Laut Stiftung Offshore Windenergie muss man bis Ende der Dekade gut das Siebenfache bereitstellen - so viel wie 270 Fußballfelder.
Ministerien lassen offizielle Stellungnahme folgen
Die Nachricht einer Bundesbeteiligung am Cuxhavener Ausbau war Ende vergangener Woche mehr oder weniger durchgesickert; am Montag folgte nun eine Pressemitteilung, in der die beteiligten Bundesministerien so etwas wie eine offizielle Bestätigung abgaben. "Der Bund wird die Weiterentwicklung des Seehafens Cuxhaven finanziell unterstützen", lautet der zentrale Satz, auf den Hafenwirtschaft, Verwaltung und örtliche Politik monate-, wenn nicht jahrelang gewartet haben.
Cuxhavens grüner Bundestagsabgeordneter Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, erwähnte die Bedeutung des Standortes Cuxhaven "für die Transformation unseres Industriestandortes und für den Ausbau der Erneuerbaren Energien" an. Deswegen sei der Bund bereit, das Vorgaben zu unterstützen, sagte Wenzel - nicht ohne darauf hinzuweisen, dass man in Zeiten knapper Haushaltsmittel um diese Entscheidung gerungen habe. Der Grünen-Politiker nannte abermals die sogenannten GRW-Mittel als geeigneten Finanzierungsweg, über den die vom Bund beizusteuernden 100 Millionen Euro fließen sollen. Diesen Weg werde man in weiteren Gesprächen "konkretisieren und befestigen".
Wenzels Bundestagskollegin Daniela Kluckert, Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister und Fachfrau für das Thema Seeschifffahrt, sprach von einer "gemeinsamen Verantwortung", die Bund und Länder für die Häfen tragen. "Konkrete Anliegen werden konstruktiv begleitet und Lösungen gefunden. Cuxhaven ist dafür ein sehr gutes Beispiel", sagte die FDP-Abgeordnete.