Das Banner der Bürgerinitiative gegen "McDonald's" wurde zuerst beschädigt und schließlich ganz zerstört. Foto: Wehden
Das Banner der Bürgerinitiative gegen "McDonald's" wurde zuerst beschädigt und schließlich ganz zerstört. Foto: Wehden
Stadt Hemmoor

Angriffe auf Banner: Einschüchterungsversuche gegen "McDonald's"-Kritiker in Hemmoor?

von Bengta Brettschneider | 04.11.2024

Im Hemmoor wird mit harten Bandagen gestritten. Der geplante McDonald's polarisiert. Die Bürgerinitiative gegen McDonald's am Heidestrandbad spricht von Einschüchterungsversuchen gegen sie.

In einem sozialen Netzwerk ist es längst ein Dauerbrenner: "McDonald's" in Hemmoor. Mal mit einer Prise Diskussion um einen neuen Dönerladen oder vielleicht sogar zwei. Mal um Nachhaltigkeit, Müll oder die Mündigkeit eines jeden selbst zu entscheiden, wo und was er isst. Diskussion und auch Demonstration sind Werkzeuge der Demokratie, aber mit jeder Runde scheint der Kampf härter zu werden.

Unser Medienhaus erhielt die Information, dass bei einem in Hemmoor ansässigen Hausarzt eine Petition gegen "McDonald's" zum Unterschreiben ausliegen würde. Die Nachfrage bei der Praxis Dietz/de Greck ergab, dass es sich dabei um die Petition der Bürgerinitiative "McDonald's am Heidestrandbad - Nein danke!" handelt.

Burger oder Döner? Fast-Food bleibt Fast-Food

Die Praxis wolle sich eigentlich politisch zurückhalten, als Hausärzte würden sie aber einen "McDonald's" in der Nähe eines neuen Jugendzentrums kritisch sehen, sagt Philipp Dietz. "Ist es noch am Zahn der Zeit, eine Stadt durch 'Fast-Food‘ attraktiver zu machen?", fragt Dietz. Es gäbe ein gesellschaftliches Grundproblem mit Übergewicht und Ernährung. Die günstigen Preise, seien sie nun vom Döner oder einem Bürger, würden laut Dietz deutlich machen, dass es sich hier nicht um etwas Hochwertiges handeln könne. Seiner Meinung nach bleibe "Fast-Food" da auch "Fast-Food" und es mache keinen Unterschied, ob es ein Döner oder ein Bürger ist. "Natürlich entscheidet jeder selbst über seine Ernährung. Die politische Unterstützung eines falschen Anreizes halte ich in diesem Kontext aber für zumindest fragwürdig", führt Philipp Dietz weiter aus. "Wir befinden uns aktuell in der Klimatransformation, wozu unabdingbar auch eine Veränderung in der Ernährung und im Verkehr gehört. Eine Fast-Food-Kette mit ,Drive-Through'-Angebot ist meines Erachtens so zeitgemäß und zukunftsorientiert wie die Ansiedlung eines neuen Kohlekraftwerks. Kommende Generationen werden vermutlich eine solche Filiale eher als abstoßend denn als Attraktivitätsmerkmal betrachten und auf lokal produziertes und nachhaltiges Konsumverhalten setzen", sagt Dietz. Die lokalen Hofläden als Beispiel würden sehr gut angenommen werden. Hier sollte weitsichtige und zukunftsorientierte Politik bilden, fördern und investieren und gemeinsam mit den Bürgern Lösungen erarbeiten.

Einschüchterungsversuche gegen die Bürgerinitiative

Stefan Wehden, Mitglied im Bürgerforum Hemmoor, ist aus Solidarität zu den Anwohnern in die Bürgerinitiative eingetreten. Mit selbstfinanzierten Bannern steht die Initiative "Wenn schon McDonald's, dann nicht am Heidestrandbadsee! Fastfood darf keinen Lebensraum zerstören" jeden Freitag auf dem Hemmoorer Wochenmarkt vor dem Rathaus. Auch bei Bürgerversammlungen wollen sie auf ihr Anliegen aufmerksam machen und sammeln Unterschriften. "Das Interesse der Hemmoorer Bürger ist groß, wie wir festgestellt haben, und der geplante Standort scheint für viele fraglich", so Stefan Wehden. Die Banner wurden auch mit Zustimmung der Grundstückbesitzer an oder vor den Ortseingängen von Hemmoor aufgehängt. Am vergangenen Wochenende kam es nun, nach einer vorausgegangenen Beschädigung, zu einer kompletten Zerstörung eines Banners. Die Sachbeschädigungen wurden durch die Gründerin der Bürgerinitiative Heidi Stamm und Stefan Wehden zur Anzeige gebracht.

"Wir lassen uns durch so ein Verhalten Einzelner jedoch nicht einschüchtern, sind aber über die Art und Weise erschrocken. Wir werden aber weiterhin versuchen, die Problematik am geplanten Standort darzulegen und konstruktive Lösungsvorschläge mit den Entscheidungsträgern und Bürgern erörtern", sagt Wehden.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Bengta Brettschneider
Bengta Brettschneider

Volontärin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

bbrettschneider@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Schwere Verletzungen

Unfall in Hemmoor: Motorradfahrer verliert Kontrolle - Polizei prüft Alkoholeinfluss

Ein schwerer Motorradunfall hat in den frühen Morgenstunden des Sonnabends die Einsatzkräfte in Hemmoor gefordert. Ein 27-jähriger Fahrer aus der Wingst verlor auf der K21 die Kontrolle über seine Maschine.

"Anspruchsvoll, nicht gefährlich"

Nach Tauchunfall in Hemmoor: Experte warnt - "Nicht der See ist das Problem"

von Tim Larschow

Nach dem tödlichen Unfall im Kreidesee (7. Oktober 2025) ist in den Medien wieder vom "Todessee" die Rede. Tauchmediziner und Taucher Dr. Kersten Freytag widerspricht. Er warnt vor Nachlässigkeit bei medizinischen Untersuchungen und Ausbildung. 

Aufwendige Beseitigung

Ölspur sorgt für Gefahr in Hemmoor - Strecke über mehrere Kilometer verunreinigt

Ein auffälliger Film auf der Straße machte das Fahren in Hemmoor zur Herausforderung. Feuerwehr, Polizei und weitere Beteiligte koordinierten ein mehrstündiges Vorgehen. Wo es besonders kritisch wurde und wie die Arbeiten liefen, erfahren Sie hier.

Entscheidung naht

Was geschah vor dem Endspurt bei "McDonald's" in Hemmoor?

von Egbert Schröder

So langsam setzen Politik, Verwaltung und Investor zum Endspurt an: Wird es in Hemmoor eine "McDonald's"-Filiale geben? Unsere Redaktion blickt zurück auf einige Schlaglichter der Ansiedlungspläne und der Proteste.