Elke und Erwin Otto vor dem zerstörten Ladengeschäft von „Cuxland pur“ an der Hemmoorer Hauptstraße. Die komplette Betriebsstätte der Fleischerei wurde durch das Großfeuer am Dienstag zerstört. Noch ist unklar wie es weitergehen soll. Foto: Rohde
Elke und Erwin Otto vor dem zerstörten Ladengeschäft von „Cuxland pur“ an der Hemmoorer Hauptstraße. Die komplette Betriebsstätte der Fleischerei wurde durch das Großfeuer am Dienstag zerstört. Noch ist unklar wie es weitergehen soll. Foto: Rohde
Fleischereibetrieb

Nach dem Großbrand bei "Cuxland pur" in Hemmoor: "Wir bleiben in der Region"

von Ulrich Rohde | 06.06.2025

Der Großbrand bei der Bio-Fleischerei "Cuxland pur" in Hemmoor hat eine Ruine hinterlassen. Auch wenn die Zukunft derzeit ungewiss ist, Elke und Erwin Otto wollen weiter für die Region, ihre Mitarbeiter und Kunden kämpfen. 

Der Betrieb eine Ruine, die Zukunft ungewiss: Elke und Erwin Otto stehen vor den Trümmern ihres Lebenswerks und haben ihren Humor doch noch nicht verloren. "Ich kann Ihnen leider keinen Kaffee anbieten", sagt Erwin Otto, als er auf das Gelände von "Cuxland pur" an der Hauptstraße in Hemmoor bittet, der am Dienstag durch ein verheerendes Feuer komplett vernichtet worden ist.

Die Betriebsstätte der Bio-Fleischerei ist noch beschlagnahmt und darf aus Sicherheitsgründen und zur Ermittlung der Brandursache bis auf Weiteres nicht betreten werden. Durch eine der geöffneten Türen zur Produktion sieht man noch Schweinehälften hängen. In den Selbstbedienungsautomaten an der Straße befindet sich noch Ware. Erwin Otto kann sie noch nicht entfernen. Der Schlüssel liegt im abgesperrten Gebäude.

Im Außenbereich der Fleischerei schildert Erwin Otto, was am Dienstagmorgen geschehen ist. Doch zuvor muss er eines loswerden: "Am wichtigsten ist uns, dass niemand bei dem Feuer körperlichen Schaden erlitten hat."

Otto ist an diesem Dienstag wie jeden Morgen als Erster im Betrieb, zwischen drei und vier Uhr. Die Mitarbeiter folgen gegen 5 Uhr. Zunächst sei aufgefallen, dass die elektrische Waage in der Wurstproduktion ohne Strom war. Dann fiel das Licht im Vorraum zur Räucherkammer aus. Und so ging es weiter. Bis der Brandgeruch zu einem Lüfter führte. Ein Mitarbeiter versuchte den Lüfter mit einem Wasserstrahl zu abzukühlen. Doch das Feuer hatte sich schon auf dem Dachboden ausgebreitet. Da ging auch mit dem Feuerlöscher nichts mehr. Also wurde die Feuerwehr verständigt und die Gebäude geordnet evakuiert. Währenddessen versuchten bis zu 300 Feuerwehrleute aus der gesamten Region den Großbrand zu bekämpfen, vergeblich. Das Feuer konnte sich unter der Dachhaut ungehindert ausdehnen. "Ein Flammeninferno", sagt Erwin Otto. Am Ende ging es nur noch darum, die Gebäude kontrolliert abbrennen zu lassen.

Arbeitsplätze der Mitarbeiter sind erstmal gesichert

Für Erwin Otto und seine Familie bedeutet das zunächst die Vernichtung der Existenz. "Ich bin gerade arbeitslos", der Scherz des Fleischers hat einen bitteren Beigeschmack. Wie soll es nun weitergehen? Der Sachschaden geht in die Millionen und muss nach dem endgültigen Ergebnis durch die Brandursachenermittlung der Polizei über die Versicherung abgewickelt werden. Die Arbeitsplätze der rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aufgrund der Betriebsausfallversicherung erstmal auf der sicheren Seite.

Schwierige Suche nach Ausweichquartier

Doch ob es auf der abgebrannten Betriebsstätte an der Hauptstraße in Warstade überhaupt weitergeht, da ist Otto skeptisch. Noch stelle sich die Suche nach einem Ausweichquartier schwierig dar. "Wir betreiben ein regionales Geschäft mit unserem Laden, den drei Verkaufswagen, der Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels", sagt Otto. Cuxland pur sei seit dem Start vor 22 Jahren Stück für Stück gewachsen, ebenso die langfristigen Beziehungen zu den Erzeugern und Lieferanten genauso wie die zu der Kundschaft. "Wir sind die einzige Biofleischerei in der Region." Das wollen er und seine Familie nicht aufgeben.

"Wir wollen in der Region bleiben, schon allein wegen unserer Mitarbeiter, die zum Teil schon sehr lange bei uns sind. Und auch unsere Familie hängt ja an dem Betrieb." Und natürlich wegen der Kunden. "Der Kundenzuspruch ist unser Motor. Wir verkaufen Bio mit Gesicht. Das ist unser Lebenselexier und ein Stück weit auch emotional." So mit den Verkaufswagen auf vielen Wochenmärkten von Stade und Buxtehude über Neu Wulmstorf nach Bremervörde bis Bremerhaven und Bremen-Vegesack. Dann gibt es da neben dem Verkauf auch noch die Belieferung von Kindertagesstätten und Schulen mit Fleisch und Wurstwaren sowie die Lohnarbeit für andere Biobetriebe. "Wir sind breit aufgestellt." Das möchte Erwin Otto möglichst bald weiterführen und sucht nach einer alternativen Produktionsstätte. "Wir hoffen auf eine Partnerschaft oder auf die Übernahme eines anderen Betriebes in der Region."

Nur wenige Tage nach der Katastrophe ist alles noch sehr frisch und muss erstmal verarbeitet werden. Von großer Bedeutung ist Elke und Erwin Otto aber der Dank an alle Einsatzkräfte, die geholfen haben. "Wir danken den zahlreichen Feuerwehren, dem DRK und der Polizei. Es war beeindruckend, was diese Leute, insbesondere die Ehrenamtlichen, geleistet haben. Sie haben unsere größte Hochachtung." Ihr Dank geht auch an die Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter freigestellt haben, um diesen Einsatz zu ermöglichen. Als Dankeschön lässt die Familie Otto 4500 Bratwürste bei der Cuxhavener Fleischerei Busse, mit der Cuxland pur eine Kooperation verbindet, herstellen, um diese an die Einsatzkräfte der Wehren aus dem Hemmoorer und Stader Raum zu verteilen.

Dankbar für Hilfsbereitschaft und Kundensolidarität

Mitleid braucht Familie Otto derzeit eher nicht. "Wir sind vielmehr dankbar für die Hilfsbereitschaft und die Kundensolidarität, die uns gerade entgegengebracht wird", sagt Erwin Otto. Und die sieht ganz konkret aus: So hat der Ostener Fleischer Detlef Brandt den Auszubildenden von Otto übernommen, damit er sich dort auf die bevorstehende Prüfung vorbereiten kann.

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Ulrich Rohde

Redaktionsleiter
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

urohde@no-spamcuxonline.de

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