Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (v.l., CSU), Thorsten Pollmann, Bürgermeister von Helgoland, und Tourismusdirektorin Katharina Schlicht stehen an Deck während der Reise nach Helgoland. Foto: Frank Molter/dpa
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (v.l., CSU), Thorsten Pollmann, Bürgermeister von Helgoland, und Tourismusdirektorin Katharina Schlicht stehen an Deck während der Reise nach Helgoland. Foto: Frank Molter/dpa
Ein mediales Spektakel

"Mary-Ann": Söder singt Seemannslied auf Helgoland - und was er sonst noch erlebt

27.08.2025

Als Bayerns Ministerpräsident Söder Helgoland besucht, wird aus einem "privaten" Besuch ein mediales Spektakel. Zwischen Seemannsliedern und politischen Seitenhieben entfaltet sich eine ungewöhnliche Geschichte auf Deutschlands einziger Hochseeinsel.

Rund 19 Stunden bleibt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland. Es dürfte eine der am besten dokumentierten "Reisen mit privatem Charakter" sein.

Er lässt wirklich gar nichts aus. Er entert die Brücke des 12.000-PS-Hochgeschwindigkeitskatamarans "Halunder Jet", verkündet über die Sprechanlage, dass er jetzt das Kommando vorübergehend übernommen habe und bittet gleichzeitig die Medien, freundlicherweise raufzukommen. Und da sitzt er dann, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder: mit blauer Windjacke und Basecap, beide mit dem bayerischen Staatswappen versehen - um anschließend auch noch die Schiffsglocke zu läuten.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) steht an der Schiffsglocke während der Reise nach Helgoland. Foto: Frank Molter/dpa

CSU-Chef Söder auf Reisen

Der CSU-Chef ist auf Reisen, besucht Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland. Zweck der Reise? Eigentlich keiner. Es sei ein Freundschaftsbesuch, sagt Söder. Und Helgolands Bürgermeister Thorsten Pollmann (parteilos) betont: "Dieser Besuch hat privaten Charakter." Was natürlich nicht so ganz stimmt, schließlich wird Söder öffentlichkeitswirksam von einem ganzen Pressetross begleitet, und die Insel selbst hat für den rund 19-stündigen Aufenthalt des Gastes so ziemlich alles aufgefahren, was sie hat.

Sei es ein Bad in der Menge für Söder beim Anlegen mit zahlreichen Selfies, sei es der "Helgoländer Abend" in der Nordseehalle oder die Reederei FRS, die eigens für den CSU-Chef den Fahrplan ihres für fast 700 Fahrgäste gedachten "Halunder Jets" geändert hat. Andernfalls wäre eine Übernachtung des Ministerpräsidenten auf der Insel gar nicht möglich gewesen, wie Bürgermeister Pollmann in seiner Dankesrede betont.

Menschen fotografieren Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) während der Ankunft auf Helgoland. Foto: Frank Molter/dpa

Söder schmettert Seemannslied

Söder selbst hat sichtlich Spaß an seinem bereits zweiten Aufenthalt auf Helgoland, schmettert in der Nordseehalle mit einem Shanty-Chor das Seemannslied "Sie hieß Mary-Ann" von Freddy Quinn. Dabei hatte er sogar einen kurzen Solo-Part. Den Text las der Süddeutsche dabei vom Papier ab. Für den Gesangsauftritt des Gastes gab es auch Applaus. "Schöner Abschluss des Tages: Der Shanty-Chor wollte, dass ich mitsinge", schrieb der CSU-Politiker auf Facebook.

Bereits im Juni 2024 hatte Söder in der ARD-Sendung "Inas Nacht" einen Auftritt mit diesem Lied. Damals erklärte er, dass seine Eltern das Lied auf endlosen Fahrten nach Italien immer gesungen hätten und weil es von der Stimmlage her für ihn passe: "Ich bin jetzt nicht so der oberste Sopran."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (r., CSU) hält ein Schnapsglas in der Hand während des "Helgoländer Abends". Foto: Frank Molter/dpa

Dann stellt er sich vor der Langen Anna in Pose, um später Gleiches noch einmal bei den Seehunden und Kegelrobben auf der Düne zu tun. Mit dabei ein Trupp Trachtler aus Bayern.

Und der Eintrag in das Goldene Buch der Gemeinde: Das passiert nicht etwa im Rathaus in irgendeinem Bürgermeisteramtszimmer, nein, das zelebriert der Besuch aus dem Süden öffentlichkeitswirksam auf dem zentralen Platz der Insel - samt Sherry am frühen Vormittag für alle. "Es war mir eine Ehre", sagt er danach. - um dann seine Kanäle in den sozialen Medien mit seinen Eindrücken bestücken zu lassen. "Ich habe mich in diese Insel verliebt. Ich kann es gar nicht anders sagen."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) steht während seines Besuchs auf der Insel Helgoland vor einer Vogel-Kolonie von Basstölpeln. Foto: Frank Molter/dpa

Kein ernsthafter Anlass für die Reise

Einen wirklichen Anlass für die Reise gibt es nicht. Söder hatte im Februar auf einer Veranstaltung erklärt, dass sowohl Sylt als auch Helgoland wegen der hohen Zahlungen Bayerns in den Länderfinanzausgleich eigentlich längst zum Freistaat gehören müssten. Das wiederum nahmen Bürgermeister Thorsten Pollmann (parteilos) und die Tourismusdirektorin Katharina Schlicht zum Anlass, den Ministerpräsidenten werbewirksam einzuladen. Und weil sie das so nett getan hätten, habe er zugesagt, sagt Söder.

Was er dabei jedoch nicht gemacht hat, ist Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) von seinen Absichten zu unterrichten. Eigentlich gehört es zum guten Ton, dass sich die Staatskanzleien darüber informieren, wenn ein Regierungschef in das Bundesland eines anderen reist. Entsprechend irritiert zeigte man sich in Kiel.

Günther wünscht ruhige See und nicht zu viel Wind

Entsprechend schmallippig reagierte Günther, verwies darauf, dass ein Treffen nicht möglich sei, weil er Gäste betreuen müsse, "die auch vorher Bescheid gesagt haben". Er wünschte Söder eine ruhige See und nicht zu viel Wind, damit er wohlbehalten ankomme und auch wohlbehalten wieder zurückfahre.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (r., CSU) und Thorsten Pollmann, Bürgermeister von Helgoland, trinken einen Sherry. Foto: Frank Molter/dpa

Entsprechend ist auch Söders Reise selbst Thema auf der Insel. "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich der Bürgermeister genau die politische Dimension überlegt hat", sagt Söder. Dieser habe schon den ganzen Tag Muffe davor, wie der Besuch in Kiel aufgenommen wird. Doch der Gast aus München beruhigt: "Sollte es Ärger geben und sollten Sie irgendwann wirklich nicht mehr zufrieden sein mit der Situation, weil der Kreis Pinneberg zickt, weil Kiel gar kein Geld mehr hat, wie es im Moment der Fall ist", dann könne er sich an den "reichen Freund aus dem Süden" wenden. "Sollte das irgendwie eine Strafaktion geben werden, wir kommen dafür auf, Herr Bürgermeister."

Söder: Günther setzt auf eine sehr linke CDU

Aber woher kommt nur Söders politische Aversion gegen den Nord-Ministerpräsidenten der Schwesterpartei: "Daniel Günther ist eben jemand, der sehr stark auf eine sehr linke CDU setzt", sagt der CSU-Chef. Er koaliere lieber mit den Grünen als mit der FDP. Da hätten er und Günther grundlegend andere Auffassungen. "Mein Gefühl ist aber, dass die Basis vieler Bürger in Schleswig-Holstein und der CDU eigentlich im wahren Herzen nach lieber mehr so eine bayerische Linie in der Politik haben würde." Aber das sei egal. "Jeder macht in seinem Land, was er will."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (r., CSU) und Kapitän Boris Dahlke unterhalten sich auf der Brücke während der Schiffsreise nach Helgoland. Foto: Frank Molter/dpa

Zuletzt hatte 2012 mit Horst Seehofer (CSU) ein Ministerpräsident aus Bayern Schleswig-Holstein besucht. Söder hatte bereits 2020 einen zweitägigen Besuch an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste geplant. Weil seine Staatsregierung während der Corona-Pandemie jedoch im Zusammenhang mit Tests von Reiserückkehrerin in Bedrängnis geraten war, sagte er einen Besuch im Norden damals kurzfristig ab. 

Günther trifft stattdessen kanadischen Premierminister

Schleswig-Holstein hatte den Söder-Besuch damals mit großem Aufwand und in intensiven Abstimmungen mit Bayern vorbereitet. Unter anderem waren eine Wattwanderung und eine Schifffahrt von Söder und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zu Seehundbänken geplant. Nach damaligen Angaben von Günther verabredeten beide Regierungschefs, den verabredeten Besuch zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Das ist nun passiert - aber ohne Günther, der sich zu dieser Zeit in Kiel unter anderem mit dem kanadischen Premierminister Mark Carney und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) trifft. (dpa)

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