
Spatenstich gefeiert: Hier soll der Biomüll aus Stadt und Landkreis Cuxhaven landen
19 Millionen Euro und Betriebsstart bis 2024: So lautete der Zeit- und Kostenplan für die geplante Bioabfallvergärungsanlage, die jetzt in Pennigbüttel gebaut wird. Es wurde später und teurer. Doch die Stadt und der Landkreis Cuxhaven profitieren.
Gemeinsam mit den Landkreisen Osterholz und Verden haben die Stadt Cuxhaven und der Landkreis Cuxhaven im Juli 2020 einen Gründungsvertrag unterzeichnet. Damit wurde die Kommunale Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen (KENN) als Betreiber der noch zu errichtenden Vergärungsanlage aus der Taufe gehoben.
Um eine Biovergärungsanlage wirtschaftlich betreiben zu können, werden mindestens 30.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr benötigt. Mit dem Zusammenschluss der vier Projektteilnehmer im Jahr 2020 war diese Menge gesichert - die Planungen konnten beginnen. Für den Bau der Anlage wurden damals rund 19 Millionen Euro veranschlagt. Eigentlich sollte es schnell gehen und die Anlage bereits 2023 in Betrieb gehen, doch das Projekt verzögerte sich.
Christof von Schroetter ist Vorstand der Kommunalen Entsorgungsanstalt Nord-Niedersachsen. Er sagte am Mittwoch beim ersten Spatenstich: "Der Gewerbepark an der A27 bot sich als Standort an. Er liegt zum einen sehr zentral auf im Gebiet der drei beteiligten Landkreise und ist verkehrstechnisch gut angebunden. Aufgrund gesetzlicher Änderungen Ende 2021 konnten die weit fortgeschrittenen Anlagenplanungen für diesen Standort nicht mehr realisiert werden." Darüber brachten alle Beteiligten bei der Veranstaltung ihre Enttäuschung und ihren Ärger zum Ausdruck. Doch man hatte sich nicht unterkriegen lassen.

Nach umfangreichen Prüfungen kristallisierte sich das Entsorgungszentrum Pennigbüttel als möglicher neuer Standort heraus. Die konkreten Planungen begannen erneut. "Mitte 2023 wurde der Genehmigungsantrag gestellt, der Ende 2024 positiv beschieden wurde", so von Schroetter.
Der Bau der Vergärungsanlage hat begonnen
Nach einer langen Genehmigungsphase war es endlich soweit - der Bau der Anlage mit einer Verarbeitungskapazität von 50.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr konnte beginnen. Der erste Spatenstich wurde feierlich begangen. Zu diesem Anlass kamen am Mittwoch die Landräte Thorsten Krüger (Landkreis Cuxhaven), Peter Bohlmann (Landkreis Verden), Bernd Lütjen (Landkreis Osterholz) und Vertreter der Stadt Cuxhaven sowie Christof von Schroetter als Vorstand der "KENN" zusammen, um die nächsten Schritte vorzustellen. Vertreter der ARGE Stehnke und Herhof sowie weitere Projektbeteiligte waren ebenfalls anwesend. "Das ist ein Leuchtturmprojekt für die kommunale Zusammenarbeit", freute sich Bernd Lütjen, Landrat des Landkreises Osterholz.

Auch der Cuxhavener Landrat Thorsten Krüger war vor Ort, ließ aber seiner Kreisrätin Babette Bammann den Vortritt. Bammann geht nun in den Ruhestand, hat das Projekt aber seit der Idee 2017 begleitet. Sie sagt: "Bürokratismus hat das Projekt immer wieder zurückgeworfen. Hier muss sich in Zukunft etwas ändern, wenn es um die Umsetzung solcher Vorhaben geht. Umso schöner ist es, dass wir jetzt den Spatenstich feiern können."
Horst Müller, Referatsleiter Abfallwirtschaft und Straßenreinigung der Stadt Cuxhaven, schloss sich den Worten seiner Vorredner an und ergänzte: "Das ist ein großer Tag für die KENN. Jetzt hoffe ich für alle Beteiligten, dass wir Ende 2026 bei der Inbetriebnahme der Anlage wieder Grund zum Feiern haben." Abrissarbeiten und Vorbereitungen für Tiefbauarbeiten haben bereits begonnen.
Die neue Anlage bringt viele Vorteile
Seit Jahresbeginn 2021 ist sie im Cuxland im Einsatz: die Biotonne. Sie wurde eingeführt, um in Gestalt kompostierbarer Abfälle die "Rohstoffe" zu liefern, mit denen die Anlage gefüttert werden soll.
In den Samtgemeinden Börde Lamstedt, Hemmoor und Land Hadeln sammeln die Fahrzeuge des Unternehmens Karl Meyer den Bioabfall ein. Gelagert wird er zunächst zusammen mit dem Biomüll aus der Stadt Cuxhaven auf dem Gelände des Abfallverwertungszentrums in Altenwalde. Später wird er zum Kompostwerk der Firma Grube nach Sandstedt verfrachtet. Der Biomüll aus der Stadt Geestland und den Gemeinden Beverstedt, Hagen, Loxstedt, Schiffdorf und Wurster Nordseeküste wird von der Firma Nehlsen gesammelt und direkt nach Sandstedt gebracht.
In der Vergärungsanlage sollen nach der Fertigstellung dann alle Bioabfälle zusammenlaufen. Rund 2,6 Millionen Kubikmeter Biogas will man jährlich erzeugen. Zwischen 1300 und 1500 Haushalten könnten so beheizt und rund 2700 Tonnen CO2 eingespart werden. Der Bio-Fertigkompost, der in der Anlage entsteht, ist zertifiziert für Ökolandbau.