Vergewaltigung beim Frühtanz in Steinau hinter Toilettenwagen: Was bisher bekannt ist

Es sollte eine ausgelassene Party werden: Tausende Menschen feierten zusammen beim Frühtanz in Steinau am Pfingstsonntag. Doch jetzt, fünf Tage später, wurde bekannt: Eine Tat überschattet die Veranstaltung. Eine junge Frau soll vergewaltigt worden sein.

Wie die Polizei am Freitag mitteilte, wurde die 25-jährige Besucherin "hinter einem Toilettenwagen von einem bislang unbekannten männlichen Täter vergewaltigt". Bei den Details zu der Tat befindet sich die Polizei auf einer Gratwanderung. "Wir gehen mit solchen Taten generell nicht an die Öffentlichkeit, weil der Opferschutz deutlich schwerer wiegt als das öffentliche Interesse", betont Stephan Hertz, Pressesprecher der Polizeiinspektion. Man sei mit diesem Fall nur an die Öffentlichkeit gegangen, weil sich die Ermittler dadurch Aufklärung erhoffen. Deshalb verrate die Polizei nur so viel wie nötig - und gab in der Pressemitteilung kaum Details zu der Tat bekannt.

Vergewaltigung mitten auf dem Frühtanz-Gelände in Steinau

Nichtsdestotrotz waren von dem Pressesprecher weitere Einzelheiten zu erfahren. Demnach kam es gegen 12.30 Uhr relativ zentral auf dem Fest-Gelände in der Ortsmitte von Steinau zu der Tat. Seinen Angaben zufolge befand sich der Toilettenwagen hinter mehreren Verpflegungsständen. Veranstaltungsbesucher erreichten ihn, wenn sie an einem Pizza-Stand und einer Bratwurst-Bude vorbeiliefen. Ob der Tatort von den Gehwegen aus einsehbar war, konnte Hertz am Freitag nicht sagen.

Die allgemeine Stimmung am Pfingstsonntag wirkt ausgelassen. Tausende Besucher feiern zusammen beim Frühtanz. Foto: Keck

Vergewaltigung beim Frühtanz in Steinau: Weitere Zeugen?

Ein Pärchen sei jedenfalls auf die Tat aufmerksam geworden und der Frau zu Hilfe geeilt. Daraufhin habe der Täter von der Frau abgelassen und sei geflüchtet. Ob das Pärchen bewusst den Weg hinter den Toilettenwagen suchte, weil es etwas Verdächtiges vernahm, oder ob es zufällig auf die Situation zukam, weiß die Polizei noch nicht. Zudem ist unklar, ob es weitere Zeugen gibt.

Zeugen sollen sich bei der Polizei Cuxhaven melden

Deshalb ruft die Polizei Personen auf, die die Tat ebenfalls mitbekommen haben könnten, sich an die Gesetzeshüter zu wenden. "Die Polizei sucht dringend Zeugen", heißt es. Insbesondere das bislang unbekannte Pärchen, das eingegriffen haben soll, sollte sich bei der Polizei Cuxhaven unter Telefon (0 47 21) 57 30 melden.

Nach Vergewaltigung beim Frühtanz in Steinau ins Krankenhaus

Eine Täterbeschreibung wurde nicht herausgegeben. Aus Gründen des Opferschutzes will Hertz zudem nicht sagen, inwiefern die 25-Jährige verletzt worden ist. Er verrät aber, dass die junge Frau zumindest für Untersuchungszwecke ins Krankenhaus kam. In der Klinik seien Spuren gesichert worden. Auch am Tatort "hat eine umfangreiche Spurensicherung stattgefunden", versichert der Pressesprecher. Wann und wie die Polizei Kenntnis von der Tat erhalten hat, ließ Hertz offen: "Das ist Ermittlungsinhalt."

Wie die Polizei den Frühtanz in Steinau erlebt hat

Bezogen auf das Gesamteinsatzgeschehen sei die Veranstaltung in Steinau nicht aus dem Ruder gelaufen, so Hertz: Die Polizei habe neben der Vergewaltigung vier Anzeigen wegen Körperverletzung, eine wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und wegen zweier Diebstähle aufgenommen. Außerdem hätten die Beamten 15 Platzverweise aussprechen müssen. Das Einsatzgeschehen sei vergleichbar mit den Frühtanz-Partys in den vergangenen Jahren. Bei einer zeitlich parallel laufenden Veranstaltung in Lüdingworth, bei der nach Polizeiangaben ebenfalls etwa 3000 Besucher vor Ort waren, nahmen die Beamten eine Anzeige wegen Körperverletzung auf und sprachen sieben Platzverweise aus.

Schon ab morgens wird beim Frühtanz in Steinau gefeiert. In diesem Jahr soll es zu einer abscheulichen Tat gekommen sein. Foto: Keck

Frühtanz-Veranstalter äußert sich zur Tat in Steinau

Veranstalter Lars Dock, der von 5000 Besuchern spricht, zeigt sich im Telefonat mit unserem Medienhaus am Freitagmittag "geschockt und entsetzt": "Das trifft und betrifft mich sehr. Ich verurteile jede Form von Gewalt scharf - ob sexuell oder körperlich." Seiner Kenntnis nach habe sich eine Vergewaltigung in der 50 Jahre dauernden Frühtanz-Geschichte noch nie ereignet. Kritik übt der Veranstalter wegen mangelhafter Informationen seitens der Polizei. Denn von der Tat habe er nicht durch sie, sondern erst kurz vor unserem Telefongespräch durch Dritte erfahren. Er erhofft sich Aufklärung.

Frühtanz in Steinau: "Sehr ausgefeiltes Sicherheitssystem"

Lars Dock spricht von einem "sehr ausgefeilten Sicherheitssystem" und betont: "An unserem Sicherheitskonzept konnte es nicht liegen!" So seien mehr als 50 Security-Kräfte für die 5000 Gäste im Einsatz gewesen - und dies auch flächendeckend auf dem gesamten Party-Areal im Dorf. Auch die Polizei sei in Steinau mit ihren Kräften präsent gewesen.

Frühtanz in Steinau: Weniger Security als sonst?

Frühtanz-Gast Aenne Heimbüchel ist laut eigener Aussage aufgefallen, dass "am Eingang nicht so streng kontrolliert wurde wie sonst". Besucherin Leonie Näth bestätigt die Beobachtungen und behauptet, dass die Security generell "nichts kontrolliert" habe. Sie empfand die Sicherheitskräfte "nicht so präsent wie die Jahre zuvor". Alina Stürtz meint, mehr "Notfallsanitäter die Trage rumschieben gesehen" zu haben als Polizei oder Security im Einsatz.

Frühtanz-Veranstalter bestätigt weniger scharfe Kontrollen

Den Augenschein von Frühtanzbesuchern, es wurde weniger scharf als in den vorherigen Jahren kontrolliert, bestätigt Veranstalter Dock, bekräftigt aber: "Es wurde von der sehr erfahrenen Security nach Augenmaß, aber gründlich kontrolliert. Aber so etwas wie das Vorgefallene kann schließlich keiner durch Kontrollen verhindern…"

Von Wiebke Kramp, Talea Stürtz und Joscha Kuczorra