
Müllabfuhr-Streit im Kreis Cuxhaven eskaliert: Gelbe Säcke und "Kaffeekränzchen"
Die Fronten zwischen dem Abfallentsorgungsunternehmen Nehlsen und der Gewerkschaft bleiben nach Streikmaßnahmen im Kreis Cuxhaven verhärtet. Ein Gewerkschaftssprecher: "Für ein Kaffeekränzchen ohne konkretes Angebot stehen wir nicht zur Verfügung."
In den vergangenen Tagen hatte es durch Streikmaßnahmen immer wieder Verzögerungen bei der Müllabfuhr gegeben. Besonders betroffen war und ist immer noch der Südkreis, wo Nehlsen (Loxstedt) die komplette Abfallentsorgung übertragen worden ist.
Doch auch der Bereich des ehemaligen Altkreises Land Hadeln - so in Wanna und Nordleda - war beeinträchtigt, denn hier ist Nehlsen für die "Gelben Säcke" zuständig, die zum Teil mehrere Tage nach dem geplanten Abfuhrtermin immer noch an den Straßenrändern lagen.
Gewerkschaft beklagt "Lohnlücke"
Aufgerufen zu dem inzwischen unterbrochenen Warnstreik hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die davon spricht, dass es eine Lohnlücke zum Tarifvertrag im öffentlichen Dienst von 300 bis 500 Euro bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geben würde. Zugleich strebt die Gewerkschaft weitere Verbesserungen bei der Altersversorgung und den Arbeitsbedingungen an.

Nach Angaben von Verdi soll es auch mehrere Abmahnungen von Beschäftigten gegeben haben. Dies bekräftigte Gewerkschaftssekretär Pit Eckert am Mittwoch auch noch einmal im Gespräch mit der CN/NEZ-Redaktion: "Die Kopien liegen vor mir auf dem Tisch."
Nehlsen bezeichnete seinerseits Darstellungen über eine Abmahnwelle als falsch: "Den Vorwurf, Mitarbeitende abgemahnt zu haben, weist das Entsorgungsunternehmen von sich. Unsere Mitarbeitenden haben keine Abmahnung erhalten, weil sie in den Streik getreten sind oder sich gegen die Mehrarbeit am Wochenende ausgesprochen haben. Wir mussten eine Abmahnung aussprechen, weil ein Mitarbeiter eine Abfalltour frühzeitig abgebrochen hat", so der Nehlsen-Vorstandsvorsitzende Volker Groß.

Bei Nehlsen: Weitere Streiks möglich
Nennenswerte Fortschritte bei den Verhandlungen über einen neuen Vertrag gibt es anscheinend nicht: "Ich kann nicht erkennen, dass die Firma zu ernsthaften Gesprächen und der Vorlage eines Tarifvertragsentwurfes bereit ist. Wir hatten jetzt zwei Verhandlungsrunden ohne Ergebnis. Ein drittes Treffen macht doch keinen Sinn, wenn es sich nur um ein Kaffeekränzchen handelt", so Gewerkschaftssekretär Pit Eckert. Und was ist mit weiteren Streiks? "Die können wir nicht ausschließen", sagte der Verdi-Funktionär auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch.

Inzwischen hat der Streit auch die Politik erreicht. Die SPD-Kreistagsfraktion zeigt sich "verwundert und besorgt über die Abmahnungen, die das Entsorgungsunternehmen Nehlsen gegen streikende Müllwerker ausgesprochen hat. Diese arbeitsrechtlichen Maßnahmen stehen nicht nur im Widerspruch zu einer vorherigen Zusicherung des Unternehmens, sondern stellen auch eine fragwürdige Einschränkung des grundgesetzlich geschützten Streikrechts dar", heißt es. Und: "Es darf nicht sein, dass ein Unternehmen, das öffentliche Aufträge erhält, sich weigert, seinen Beschäftigten faire Löhne zu zahlen, und stattdessen zu arbeitsrechtlichen Maßnahmen greift. Die Abmahnungen müssen zurückgenommen werden, und es braucht endlich ein ernsthaftes Angebot in den laufenden Tarifverhandlungen", erklärte SPD-Fraktionssprecher Gunnar Böltes in dieser Woche.
Auch Landrat Thorsten Krüger hat sich inzwischen zu Wort gemeldet. Thomas Kück (Prokurist bei der Karl Nehlsen GmbH & Co. KG und Betriebsstättenleiter am Standort Loxstedt) bestätigte, dass sich der Landrat gemeldet und Nehlsen ihm die Sichtweise des Unternehmens mitgeteilt habe.