
Solidarität nach Feuer in Wingst: Wie der Waldkindergarten einen neuen Bauwagen bekam
Nach einem verheerenden Feuer hat der Waldkindergarten Wingst Westerhamm wieder einen Bauwagen - dank einer Welle der Solidarität, die ihresgleichen sucht. Doch der Verlust der persönlichen Schätze bleibt schmerzhaft spürbar.
Bunter Trubel und helles Kinderlachen erfüllten den Waldplatz vor dem nigelnagelneuen Bauwagen. Mit einem Dankesempfang feierte der Waldkindergarten Wingst Westerhamm die Rückkehr der Bildungseinrichtung, nachdem der alte Bauwagen bei einem verheerenden Feuer abgebrannt war.
Als besondere Überraschung erfreute die Zirkusschule "Schwuppdiwupp" aus Neuhaus die Kinderherzen - nicht nur mit einem Hula-Hoop-Wettbewerb. "Wir bringen den Kindern auch Einradfahren bei", führte die 16-jährige Juna aus. Unterstützung erhielt sie von der zwölfjährigen Hannah, die den Kids als talentierte Seiltänzerin zeigte, Balance zu halten - was für die Waldkinder ein Kinderspiel war, denn das machen sie täglich im Wald.

Der Duft von frisch gebackenen Waffeln stieg den Besuchern in die Nase. Heißbegehrt war auch der Butterkuchen. Es sollte ein Dank sein an alle Unterstützerinnen und Unterstützer, die mit Spenden, Kraft und Herz geholfen hatten. Denn Mitte März war der Bauwagen der Gruppe der "Frischlinge" in Flammen aufgegangen und völlig zerstört worden.

Daraufhin hatte sich etwas Besonderes ereignet: Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft war durch die Gemeinschaft gegangen und hatte den schnellen Wiederaufbau des Quartiers möglich gemacht. Eltern, Vereinsmitglieder, Nachbarn, Verwaltung und viele weitere Unterstützer standen dem Team des Kindergartens tatkräftig zur Seite. Spenden wurden gesammelt, Hilfen angeboten und konkrete Schritte für den Wiederaufbau angestoßen, um diesen friedvollen Ort des Lernens, Lebens und Lachens im Schutz des Waldes wieder neu entstehen zu lassen.
Ein Neuanfang aus der Gemeinschaft heraus
Ein geeigneter Bauwagen wurde schnell gefunden. Dank der zahlreichen Spenden konnte er direkt angeschafft werden. "Ich habe den Wagen [auf einem Kleinanzeigen-Portal] gefunden. Er war neu aufgebaut und komplett leer", erinnert sich Rita Crohn, Geschäftsführerin des Vereins Waldkinder Wingst. "Der Wagen ist natürlich ökologisch gebaut und erfüllt durch seine Größe alle Bedingungen, die wir brauchen." Dort finden sie und ihre Betreuerinnen Bianca Abrat und Nicole Jorgas zusammen mit den 15 Kindern nun Unterschlupf.

Mit einem Tieflader wurde der Wagen gebracht und an seinem Platz aufgestellt. Der neue Wagen wird bereits mit Leben gefüllt: Erste Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände wurden angeschafft. "Die Stühle haben wir gerade aus dem Spielkreis in Oppeln bekommen", freut sich Rita Crohn. Ein Zimmerer und Lehmputzer baute zusammen mit dem Inhaber einer Bauberater-Firma die Treppe und den Eingangsbereich aus 200 Jahre altem Eichholz von Abbruchhäusern.
Verlust, der bleibt - und Hoffnung, die trägt
Doch obwohl so viel Positives geschehen ist - der Verlust bleibt spürbar. Der Platz des Waldkindergartens ist über 20 Jahre hinweg gewachsen - ein geschützter Raum, in dem die Welt in Ordnung war, auch ohne Wände. In diesen Raum wurde eingedrungen und er wurde zerstört: Es besteht der Verdacht der Brandstiftung. Das Vertrauen und das Gefühl der Sicherheit wurden erschüttert. Ein Bauwagen und Spielzeug lassen sich ersetzen - persönliche Arbeiten nicht.

Besonders schmerzhaft ist für den Waldkindergarten der Verlust der "Ich-Bücher", die die Kinder über ein bis zwei Jahre hinweg in Projekten selbst erarbeitet, gestaltet und mit ihren Gedanken, Erlebnissen und Zeichnungen gefüllt hatten. Anstatt zu resignieren, haben alle gemeinsam angepackt - Schritt für Schritt, getragen von Mitgefühl und echter Anteilnahme.
"Was wir noch gut gebrauchen können, sind die Sitzmatten von Ikea, die es nicht mehr gibt, aber vielleicht noch in dem einen oder anderen Keller lagern", wünscht sich Rita Crohn, die sich gleichermaßen hocherfreut und gerührt über die große Zahl der Gäste freute. "Wir danken allen, die mit Spenden, Zeit, Kraft und Herz geholfen haben. Denn eines hat sich in dieser Zeit ganz deutlich gezeigt: Gemeinsam sind wir stark. Und gemeinsam schaffen wir Neues."
Von Joachim Tonn