
Angst vor dem großen Wurf: Ein Kommentar zum Radverkehr-Zertifikat für Cuxhaven
Reichen Ideen wirklich aus, um sich stolz "Fahrradfreundliche Kommune" zu nennen? Das fragt sich Redakteur Tim Larschow, nachdem das Land Niedersachsen die Stadt Cuxhaven zum ersten Mal mit diesem Zertifikat gewürdigt hat. Ein Kommentar.
Cuxhaven ist jetzt fahrradfreundliche Kommune. Herzlichen Glückwunsch, der erste Schritt ist getan. Man mag sich wundern, warum ausgerechnet Cuxhaven dieses Zertifikat erhält, aber man muss der Stadtverwaltung zugestehen, dass sie zumindest viele Ideen hat. Oder um es mit den Worten des Landesvorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Niedersachsen zu sagen: "In den Schubladen der Stadt liegen viele tolle Projekte für den Radverkehr."
Das 2022 beschlossene Radverkehrskonzept bildet die Handlungsgrundlage für die Verkehrs- und Mobilitätsplanung der Stadt. Immer wieder fallen Begriffe wie Zukunftsnetz oder flankierende Maßnahme, aber was ist bisher passiert?
Es regiert das Klecker-Prinzip in Cuxhaven
Mit dem Klecker-Prinzip werden an vielen Stellen kleinere Projekte umgesetzt oder auch mal eine Straße asphaltiert. Aber eine bequeme Strecke zum Bahnhof gibt es beispielsweise immer noch nicht - da streitet man sich lieber über die Anschaffung von mobilen Fahrradständern. Autofahrer und Radfahrer in ein Boot zu holen, scheint der Stadt bisher ohnehin nicht so recht gelungen zu sein.

Deichstraße in Cuxhaven wird eine Fahrradstraße
Obwohl Projekte wie die Umgestaltung der Deichstraße zur Fahrradstraße 2025 umgesetzt werden sollen, will bei der Stadt niemand den ganz großen Wurf wagen. Die Deichstraße soll eine Fahrradstraße mit Tempo 30 werden, auf der Autos weiterhin fahren dürfen, Radfahrer aber besonders geschützt werden. Den Autofahrern Flächen in der Innenstadt wegzunehmen oder die Deichstraße zu einer reinen Fahrradstraße zu machen, in der nur noch Busse und Taxis fahren dürfen, traut sich wegen des zu erwartenden Gegenwinds anscheinend niemand. Aber genau das würde ich mir vorstellen, wenn ich an "fahrradfreundlich" denke.
Das neue Zertifikat ist gut, um auf die Mobilitätswende aufmerksam zu machen, aber reichen Ideen wirklich aus, um sich stolz fahrradfreundliche Kommune zu nennen? Ich glaube nicht...