
Zukunft für das Altstadtfest in Otterndorf? "Weiter so" ist keine Lösung (Kommentar)
Das Otterndorfer Altstadtfest verliert an Glanz und Attraktivität, meint der NEZ/CN-Redakteur. Es braucht frische Ideen und Konzepte, um die Veranstaltung wieder zu einem echten Highlight für alle Generationen zu machen. Ein Kommentar.
Es war einmal ... die größte Veranstaltung im Elbe-Weser-Raum: das Otterndorfer Altstadtfest. Ein Fest mit ganz eigenem Charme, voller kreativer Ideen und Angebote, mit zehntausenden Gästen und einer Anziehungskraft, die ihresgleichen suchte. Und heute? Ein Fest auf Sparflamme; ein "Lüttes Altstadtfest". Ein Scheinriese in der Masse der Feste zwischen Elbe und Weser.
Sicherlich: Auch am vergangenen Wochenende zog die Veranstaltung wieder tausende Gäste an. Vielleicht sind damit die Stadt und die Touristiker zufrieden; sollte man aber nicht.

Ich frage mich, welches Konzept mit dem eingedampften "Lütten Altstadtfest" eigentlich verfolgt wird. "Lütt, regional und mit ganz viel Otterndorf-Liebe, Partymusik und Kulinarik kommt das Lütte Altstadtfest daher", warb die Stadt im Vorfeld für das "Veranstaltungshighlight für Jung und Alt".
Formulierungen aus dem Sprüche-Baukasten
Das klingt nach Formulierungen aus dem Sprüche-Baukasten einer Werbeagentur, aber dennoch gut, wenn man diesem Anspruch auch gerecht werden würde. Was bedeutet denn "regional" und ganz viel "Otterndorf-Liebe"? Mir fallen da nicht allzu viele Beispiele ein, wenn man mal von den Angeboten für die Kinder am "Großen Specken", dem Kirschkernweitspucken und dem Auftritt des Otterndorfer Spielmannszuges absieht.
Und "jung"? Seit der "Janssen-Tower" nicht mehr aufgebaut wird, fragen sich viele junge Menschen: "Was soll ich denn auf dem Altstadtfest"? Die Frage ist berechtigt, denn gerade für Jugendliche und junge Erwachsene fällt das Angebot - gelinde gesagt - mau aus.

Es wird Zeit, dem Altstadtfest einen neuen Anstrich zu verpassen und Akzente zu setzen. Vereine müssen die Möglichkeit haben (und nutzen), sich mit Aktionen zu präsentieren - und das nicht irgendwo am Rande der Veranstaltungsfläche, sondern mittendrin. Was spricht denn dagegen, Teile des kaum bevölkerten Kirchplatzes am Samstagnachmittag dafür zu reservieren? Was ist mit dem ehemaligen "Kampf der Giganten" zwischen Otterndorf-West und Otterndorf-Ost? Es muss ja nicht eine Neuauflage des ursprünglichen (und risikobehafteten) Tauziehens sein. Vielleicht kann der Wettstreit auch spielerisch durch einen Wettbewerb entschieden werden.
Und vor allem: Wie kann man das Altstadtfest attraktiver für junge Menschen gestalten? Wenn der "Janssen-Tower" nicht zur Verfügung steht, muss man sich über Alternativen Gedanken machen - und auch handeln.
Es hat schon viele Feste gegeben, die in der Versenkung verschwunden sind - sei es das Bahnhofstraßenfest in Hemmoor, das Straßenfest in Cadenberge, der Germanenkampf in Otterndorf oder auch das dortige Speckenfest. Heißt die Perspektive beim Altstadtfest "Lütt, lütter und vielleicht ganz weg"? Das kann niemand wollen. Aber ein "Weiter so" ist keine Lösung.