
Das Havariekommando in Cuxhaven trainiert für Chemie-Notfälle am Strand und im Watt
Übungseinsatz vor Neuharlingersiel: Das Havariekommando mit Sitz in Cuxhaven probte mit Feuerwehr, THW und Spezialkräften den Ernstfall auf See - spektakulär, realistisch und mitten im Wattenmeer der Nordsee.
Die Touristen am Deich von Neuharlingersiel schauten neugierig angesichts der vielen Einsatzfahrzeuge, die sich kürzlich vor dem Deich aufreihten. Zum Glück war nichts passiert - das Havariekommando mit Sitz in Cuxhaven probte gemeinsam mit Feuerwehr, THW und weiteren Kräften den Ernstfall auf See.
Das Szenario: Nach einem Schiffsunfall vor Langeoog treiben Ladungsteile in der Nordsee. Unter ihnen befinden sich gefährliche Stoffe, die mit der Flut ins Watt vor Neuharlingersiel gespült werden.
Die Alarmierung kam unangekündigt - am Sonnabendmorgen um neun Uhr. Als Erste rückte die Ortswehr Neuharlingersiel aus und entdeckte Fässer und Kanister mit Totenkopf-Symbolen und kryptischen Chemikaliennamen. Kurz darauf traf daher die Gefahrguteinheit des Landkreises Wittmund ein.
Bergungsaktion mitten im Watt
Die Feuerwehrleute bestimmten die Stoffe in den Behältern und sorgten für die Bergung aus dem Watt. Eine Herausforderung für die Einsatzkräfte, die sich in schweren Schutzanzügen und unter Atemschutz bewegen mussten. Auch einsatztaktisch war der Einsatz für die Gefahrguteinheit keine Kleinigkeit.
Unterstützt wurde die Gefahrguteinheit in der Übung von einer Drohneneinheit der Feuerwehr Wiesmoor (Landkreis Aurich) sowie von den Feuerwehrtechnischen Zentralen Wittmund und Friesland mit zwei Hägglunds-Kettenfahrzeugen, die problemlos ins Watt fahren können. "Solche Fahrzeuge hält das Havariekommando eigentlich für Ölunfälle an vierzehn Standorten an der deutschen Nord- und Ostseeküste vor", berichtet das Havariekommando.
Das Havariekommando ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer mit Sitz in Cuxhaven, und hatte die Übung initiiert und organisiert. Es würde im Ernstfall bei einem großen Schiffsunfall mit derartigen Folgen die Gesamteinsatzleitung übernehmen und die Einsatzkräfte koordinieren. Die Übung diente daher auch dazu, die Kommunikation und Koordination zwischen den vielen beteiligten Akteuren zu trainieren - das Vorgehen ist an allen Küstenabschnitten an Nord- und Ostsee gleich. Insgesamt sollen rund 120 Einsatzkräfte beteiligt gewesen sein.
Regelmäßig werden Übungen vom Havariekommando durchgeführt, wie im August. Hier war das Szenario ein Feuer auf einem Offshore-Umspannwerk: verletzte Personen, Öl zwischen den Windenergieanlagen - Gefahr für Menschen, Infrastruktur und Umwelt. Das Havariekommando und seine Partner übten kürzlich für den Notfall im Windpark Merkur Offshore - mit dabei Feuerwehrleute aus Cuxhaven.
Die Sicherheit an der Küste verbessern
Die Berufsfeuerwehr Cuxhaven übte kürzlich auf dem Feuerschiff "Elbe 1". Die Einsatzkräfte probten im Rahmen eines Schiffsbrandbekämpfungslehrgangs den Ernstfall: einen Brand im Maschinenraum, dazu eine verletzte Person, die gerettet werden musste.
Übungsleiter Sebastian Kroll vom Fachbereich Schadstoffunfallbekämpfung Küste des Havariekommandos war zufrieden mit dem Ergebnis der Übung in Neuharlingersiel: "Die Feuerwehrkräfte haben den herausfordernden Einsatz gut gemeistert und dabei sicherlich auch viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Für das Havariekommando sind solche Übungen mit den Kräften vor Ort notwendig, weil sie die Zusammenarbeit miteinander und das Verständnis füreinander stärken und damit letztlich die Sicherheit an der Küste verbessern."
