
Großübung im Windpark in der Nordsee: Auch Einsatzkräfte aus Cuxhaven dabei
Feuer auf einem Offshore-Umspannwerk, verletzte Personen, Öl zwischen den Windenergieanlagen - Gefahr für Menschen, Infrastruktur und Umwelt. Das Havariekommando und seine Partner übten kürzlich für den Notfall im Windpark Merkur Offshore.
Nach der umfassenden Notfallübung am 13. August im Windpark Merkur Offshore, knapp 50 Kilometer nördlich von Borkum, zieht das Havariekommando ein positives Fazit. Die komplexe und groß angelegte Übung sei gut verlaufen, sagte Übungsleiterin Marleen Beckdorf: "Wir sind sehr zufrieden, alle Übungsteile haben gut funktioniert. Ein großer Dank gilt den Einsatzkräften." Damit gemeint sind unter anderem Feuerwehrleute aus Cuxhaven und Emden, die Hubschrauber- und Flugzeugbesatzungen von Marine, Bundespolizei und privaten Anbietern, den Besatzungen der Bundes- und Länderschiffe, den Mitarbeitenden des Windparkbetreibers sowie den eingesetzten Kräften des Havariekommandos.
Schiffe, Hubschrauber und ein Flugzeug
Im Mittelpunkt stand am Mittwoch die Frage, wie verschiedene Akteure im Ernstfall zusammenarbeiten, um ein komplexes Schadensbild zu bewältigen. Die Übung bestand aus drei Teilen: Der erste Teil war die Simulation eines Feuers auf der Umspannplattform infolge einer Verpuffung. Der zweite Teil stellte die Versorgung von etwaigen Verletzten in den Mittelpunkt. Im dritten Teil ging es darum, Öl von der Wasseroberfläche aufzunehmen, das infolge eines Unfalls ausgelaufen war. Bei einem solchen Szenario würde im Ernstfall das Havariekommando die Gesamteinsatzleitung übernehmen. Es wird dann von einer "Komplexen Schadenslage" gesprochen, für deren Bewältigung das Havariekommando eigens gegründet wurde.

Insgesamt waren 96 Einsatzkräfte, fünf Schiffe, drei Hubschrauber und ein Flugzeug beteiligt, was die Übung zu einer der größten machte, die das Havariekommando bisher im Windpark-Kontext durchgeführt hat. Die Infrastruktur der Windparks in Nord- und Ostsee steht im Fokus des Havariekommandos, weil Schäden dort relevant für die Versorgungssicherheit in Deutschland sind. So versorgt der Windpark Merkur Offshore beispielsweise etwa 400.000 Haushalte mit Energie.
Popcorn simuliert einen großen Ölteppich.
Zur Bekämpfung des simulierten Feuers und zur Versorgung der Verletzten brachte das Havariekommando Einsatzkräfte der Feuerwehren Cuxhaven und Emden auf die Plattform. Der Transport erfolgte mit einem "Super Puma"-Hubschrauber der Bundespolizei und mit einem NH90 "Sea Lion" der Marineflieger der Bundeswehr. Vor Ort seilten sich die spezialisierten Teams der Feuerwehren auf die mächtige Stahlkonstruktion in der Nordsee ab. Was sie erwartet, wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht: Die erste Herausforderung war, sich auf der unbekannten Plattform zurechtzufinden. Danach ging es an die Rettung einer verletzten Person und die Brandbekämpfung.

Daneben unterstützte das Mehrzweckschiff "Neuwerk" der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) die Feuerlöscharbeiten mit ihren Feuerlöschkanonen, von denen die beiden stärksten etwa 20.000 Liter Wasser pro Minute werfen können.
Zur gleichen Zeit machten sich Spezialschiffe bereit, Öl von der Wasseroberfläche aufzunehmen. In dem Übungsszenario war es auch zu einem größeren Ölaustritt gekommen. In einer Formationsfahrt navigierten die Schiffe behutsam zwischen den 66 Windenergieanlagen des Windparks hindurch. Zum Einsatz kam hier unter anderem das Spezialschiff "Knechtsand". Der Schadstoff wurde mit Popcorn simuliert, das sich auf dem Wasser ähnlich verhält wie ein Ölteppich.
Wie wichtig solche Einsätze sind, zeigte der Vorfall am Mittwochmorgen (23. Juli 2025) als es zu einer Kollision zwischen dem Tankschiff "Capella" und dem Offshore-Versorger "Coastal Legend" gekommen war. Aus der "Coastal Legend" war in der Folge durch einen Riss im Rumpf Marinedieselöl ausgetreten. Rund 240 Kubikmeter Öl-Wasser-Gemisch wurden entfernt und abtransportiert. Auch in Cuxhaven ist man gut auf Ölunfälle vorbereitet.