
Die Fahrprüfung ist noch nicht lange her - also sitzt noch alles? Junge Fahrerin macht den Praxistest
KREIS CUXHAVEN. OTTERNDORF. Routinier oder Fahranfängerin: Wer stellt sich besser an im Straßenverkehr? CN/NEZ-Praktikantin Ilka Gartner macht den Test.
Wer hat mehr drauf im Straßenverkehr? Die Fahranfänger, deren Führerscheinprüfung noch nicht lange zurückliegen? Oder der 57-Jährige, der sich nach knapp 40 Jahren (...unfallfrei) der Herausforderung stellt, die Prüfungen zu bestehen? Unsere Praktikantin Ilka Gartner (20) und der langjährige CN/NEZ-Redakteur Egbert Schröder (57) haben sich einem Test unterzogen. Anfängerin Ilka Gartner, weiß noch genau wie es geht, theoretisch.
Als ich vor der Fahrschule im Cuxhavener Elfenweg stehe, kommt Birgit Schwarze auch grade erst an. Wir hatten einen Termin für eine theoretische Prüfung gemacht, und die Fahrschulmitarbeiterin ist heute extra früher gekommen, damit ich vor allen anderen Fahrschülern noch die Vorprüfung ablegen kann. Denn: In der Fahrschule muss man erst eine theoretische Prüfung bestehen, bevor man dann zur offiziellen Theorieprüfung gehen darf.
Viele Fragen noch bekannt
Birgit Schwarze begleitet mich zu meinem Platz und klappt den Laptop für die Prüfung auf: "Sie wollen es also noch mal versuchen - na dann: Viel Glück." Wir beide sind allein im Raum und sobald das Prüfungsprogramm geöffnet ist, setzt sie sich wieder hinter mich an ihren Schreibtisch. Meine Hände sind schon ganz feucht; ich bin richtig aufgeregt. Meine richtige Prüfung ist schon knapp vier Jahre her, aber trotzdem klopft mein Herz.
Als sich der Fragenkatalog öffnet, bin ich überrascht, wie bekannt mir die Fragen noch vorkommen. Meine Anspannung lässt nach. Nur bei den Technikfragen habe ich keine Ahnung. "Ach, das wird schon", sage ich mir und klicke irgendetwas an, bei der Frage, was passiert ist, wenn der Scheibenwischer ausfällt. Aber reicht das?
Birgit Schwarze geht den Test mit mir durch. "Das mache ich bei jedem", erzählt sie. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr: Mit 13 Fehlerpunkten bin ich durch die Prüfung durchgerasselt; zehn Fehler wären erlaubt gewesen.
Knapp daneben ist aber eben auch vorbei ...
Fahrlehrer Harald Junge und ich treffen uns beim TÜV am Autohaus Köster. Er ist einer von vier Lehrern der "R und D Fahrschule". Harald sieht mir direkt an, dass ich ein wenig nervös bin. Er lacht aber nur ein wenig und sagt: "Fahr wie immer." Als wäre das so einfach, wenn dir jemand ganz genau über die Schulter guckt. Aber dann geht die Prüfung schon los.
Zu Beginn stellt mir Harald technische Fragen zum Auto. Ich solle doch mal die Motorhaube öffnen und nach dem Kühlwasserstand gucken. Tja, die Motorhaube kriege ich noch auf, aber wo das Kühlwasser ist? Keine Ahnung. Auch bei der Nebelschlussleuchte bin ich mir nicht sicher. Mit mehr Glück als Verstand holpere ich durch die Aufgabe und Harald und ich steigen ins Auto.
Motor abgewürgt
Die ersten Kilometer läuft alles rund. Doch dann passiert das Peinlichste, was geschehen kann: Ich würde den Motor ab. Aber Harald bleibt ruhig: "Alles nicht so schlimm, passiert den Besten." Wir beide unterhalten uns und ich achte nicht immer auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Wie man das eben leider so macht im Alltag.
Wir fahren kurz auf die Autobahn und zurück nach Cuxhaven. Rechts vor links kann ich, rückwärts einparken auch. "Schulterblick ist das A und O", höre ich meinen Fahrlehrer noch sagen, also versuche bei jeder erdenklichen Möglichkeit, einen Schulterblick mit einzubauen. Und auch an die Stoppschild-Regel halte ich mich übervorsichtig. "21, 22, 23", zähle ich leise, bevor ich hinter dem Schild weiterfahre.
Dann ist es vorbei: Ich schnalle mich nach Prüfung ab, lehne mich gemütlich im Sitz zurück und erinnere mich an Haralds Worte: "Fahr wie immer". Das habe ich gemacht. Was soll da schon schiefgehen?
Geschwindigkeitsbegrenzung nicht beachtet
Aber Harald holt mich zurück auf den Boden der Tatsachen zurück. An zwei Stellen hätte er sich mehr Absicherungen mit den Spiegeln gewünscht, fügt aber auch direkt hinzu, dass man mit Fahrerfahrung ja einen ganz anderen Überblick über den Verkehr hat. Auch die Situation mit der abbiegenden Fahrradfahrerin war brenzlig, aber nicht nur meine Schuld, erklärt er. Was er aber vor allem anmerkt, ist meine Geschwindigkeit. Ich wäre in 50er- Zonen 55 km/h gefahren, in 30er-Zonen 35 und auch im verkehrsberuhigten Bereich statt Schrittgeschwindigkeit (3 bis 7 km/h) fast 20 Stundenkilometer.
Harald guckt mich dann an und sagt: "Ich habe heute keinen Führerschein für dich." Ein kleiner Schockmoment für mich ...
Fuß vom Gaspedal
Und nun? Durch die Theorie gerasselt und die praktische Prüfung vermasselt. Das Trostpflaster: Während die Kandidatinnen bei GNTM nach Hause gehen müssen, wenn Heidi Klum "heute leider kein Bild" für sie hat, darf ich mich in meinen Wagen setzen und weiterfahren. Ich kann meinen Führerschein behalten, bin aber um einige Erfahrungen reicher geworden. Und versprochen: Ich nehme den Fuß etwas vom Gaspedal!
Zur Person
Unsere Praktikantin Ilka Gartner (20 Jahre alt) hat ihre Führerscheinprüfung erst am 27. Mai 2019 in Bremen absolviert. "Punkte und Tickets habe ich noch keine - außer den zwei Tickets, weil ich falsch geparkt habe", sagt sie.
Von Ilka Gartner