Routinier und NEZ-Redakteur Egbert Schröder am Steuer während der praktischen Fahrprüfung. Foto: Schröder
Routinier und NEZ-Redakteur Egbert Schröder am Steuer während der praktischen Fahrprüfung. Foto: Schröder
Selbstversuch der Redaktion

Fit am Steuer? Routinier macht den Praxis-Test: Da brennt nichts an - oder doch?

von Egbert Schröder | 22.08.2022

OTTERNDORF. Routinier oder Fahranfängerin: Wer stellt sich besser an im Straßenverkehr? CN/NEZ-Redakteur Egbert Schröder macht den Test.

Wer mehr drauf im Straßenverkehr? Die Fahranfängerin, deren Führerscheinprüfung noch nicht lange zurückliegen? Oder der 57-Jährige, der sich nach knapp 40 Jahren (...unfallfrei) der Herausforderung stellt, die Prüfungen zu bestehen? Unsere Praktikantin Ilka Gartner (20) und der langjährige CN/NEZ-Redakteur Egbert Schröder (57) haben sich einem Test unterzogen. Für den Routinier ein Kinderspiel..oder doch nicht?

Ehrlich gesagt: So ruhig bin ich noch nie in eine Prüfung gegangen. Die Theorie? Geschenkt. Diese Prüfung würde ich nie und nimmer bestehen. Schließlich habe ich schon erlebt, welche Fragebögen unsere Kinder beim Pauken für den "Führerschein mit 17" ausfüllen mussten. Im Gegensatz zu meiner Prüfung vor knapp 40 Jahren mit Walter Brunkhorst als Fahrlehrer an meiner Seite sind jetzt anscheinend technische Sachen mehr denn je gefragt. Daher war ich mir sicher: Die Theorie kannst du ohne Übungsstunden knicken; deine Stärke liegt in der Praxis.

Theorie-Prüfung bringt Fehlerpunkte

Warum auch nicht? Ich fahre im Jahr rund 25.000 bis 30.000 Kilometer, sodass ich bislang locker auf eine Million Kilometer komme - unfallfrei. Na, nicht so ganz: Unfälle hatte ich schon, allerdings trugen dafür meine Kontrahenten die Schuld, die mir wahlweise ins Heck oder in die Seiten fuhren.

Ob der Otterndorfer Fahrlehrer Jens Lührs von meinen Fahrkünsten auch so begeistert ist? Das werden wir nachher sehen; erst einmal kommt das Unvermeidliche: die Theorie. Ich hatte es befürchtet: 30 Fragen, 90 Antwortmöglichkeiten und die maximale Chance auf 137 Fehlerpunkte, denn jede Frage wird unterschiedlich gewichtet. Wer schon zwei Fragen à fünf Punkte falsch beantwortet, kann sich auf einen neuen Termin vorbereiten. Zehn Punkte? Die habe ich locker zur Hälfte des Fragenkataloges erreicht. Aber immerhin: Am Ende hole ich (nur) 44 der zu vergebenden 137 Fehlerpunkte - wenn man es mal positiv sieht ...

Wissen über Reifen gefragt

Abhaken, es ist endlich Zeit für meine Paradedisziplin: die Praxis. Ich will schon einsteigen, doch so eilig hat es Jens Lührs nicht, denn ganz beendet scheint die theoretische Prüfung dann doch noch nicht zu sein: "Was kannst du mir denn über die Reifen erzählen?", möchte er wissen und meint damit bestimmt nicht nur deren Anzahl. Also noch mal scharf nachdenken: "Infos über den notwendigen Luftdruck findet man an Aufklebern am Tankdeckel, im Handschuhfach oder an der geöffneten Fahrertür. Die minimale Profiltiefe beträgt 1,6 Millimeter und man sollte alle Reifen auf eventuelle Beschädigungen wie Risse prüfen", sage ich mit meinem Halbwissen. Jens Lührs nickt, stellt noch zwei weitere Fragen, die ich auch glücklicherweise richtig beantworte; dann geht es endlich richtig los.

Technische Hilfen erlaubt

Anschnallen, Seiten- und Rückspiegel sowie die Sitzposition richtig einstellen - und das Ausparken kann beginnen. Ich wundere mich im ersten Moment über das technische Equipment, das während einer solchen Fahrt eingesetzt werden darf: ob Tempomat oder automatische Einparkhilfe. Die technischen Errungenschaften für moderne Fahrzeuge können auch in einer Fahrprüfung zum Einsatz kommen.

Kommen sie aber bei meiner simulierten Prüfungstour durch Otterndorf nicht. "Ich finde noch ein paar Ecken, die du nicht auf dem Schirm hast", sagt Jens und lacht. Und er hat nicht zu viel versprochen. Während ich mich in einer 30er-Zone mit dem Blinken um Blumenkübel-Hindernisstrecken beschäftigte sowie Schulterblick und Seitenspiegel gleichzeitig auf dem Schirm habe, verliere ich die beiden kleinen Abzweigungen zu vier oder fünf Häusern völlig aus dem Blickwinkel.

Einparken kein Problem

Die Radfahrer haben an diesem Tag mit mir allerdings ein leichtes Spiel: 1,50 Meter Abstand sind das Mindeste, was ich beim Überholen bieten kann. Rückwärts einparken? Kein Problem! Ich achte gar nicht auf die roten und grünen Linien, die mir das Fahr-assistenzsystem biete und schaffe es tatsächlich, ordnungsgemäß den Wagen zu positionieren.

Die Prüfung nähert sich dem Ende. Es geht zurück zum Parkplatz der Redaktion, wo ich noch den neuen "holländischen Griff" beim Aussteigen aus dem Fahrzeug erklärt bekomme. Den gab es bei meinem alten Fahrlehrer Brunkhorst auch noch nicht ...

Minimalziel erreicht

Tja - und nun fällt die Entscheidung. Jens ist nicht völlig zufrieden, aber immerhin: Die Sache mit der Vorfahrt bei den Kübeln hätte ich besser lösen müssen und auch die relativ kurze Verweildauer an einem der vielen Stoppschilder (... "21, 22, 23") hat ihm nicht gefallen. Am Ende jedoch sagt er das, woran ich nie zuvor gezweifelt hätte: "Du hättest wohl auch in einer üblichen praktischen Prüfung bestanden." Mehr wollte ich ja gar nicht; Minimalziel erreicht.

Und wenn ich viel Zeit und Lust habe, dann pauke ich noch für die Wiederholung der theoretischen Prüfung. Aber ich habe nun einmal ziemlich wenig Zeit ...

Zur Person

Egbert Schröder (57) tourt quasi jeden Tag als Redakteur oder privat durch den Landkreis Cuxhaven - insgesamt kommt er auf 25.000 bis 30.000 Kilometer pro Jahr. Entsprechend groß ist die Routine: Kein Punkt in Flensburg, keine selbst verschuldeten Unfälle und auch nur eine einigermaßen überschaubare Menge an schwarz-weißen Lichtbildern, weil der Blitzer zugeschlagen hat.

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Egbert Schröder

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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