55,50 Euro haben die Oxstedter Fußballspieler für ihre Kollegen vom FC Basbeck-Osten gesammelt. Damit war die Geldstrafe von 40 Euro mehr als bezahlt. Foto: Lütt
55,50 Euro haben die Oxstedter Fußballspieler für ihre Kollegen vom FC Basbeck-Osten gesammelt. Damit war die Geldstrafe von 40 Euro mehr als bezahlt. Foto: Lütt
Fußball

Geldstrafe durch Spenden finanziert und den Fußballkreis Cuxhaven damit vorgeführt

von Frank Lütt | 30.08.2022

KREIS CUXHAVEN. Die vom Fußballkreis Cuxhaven verhängte Geldstrafe gegen den FC Basbeck-Osten, weil dieser ein Ergebnis drei Minuten zu spät online eingetragen hatte, ist jetzt durch Spenden finanziert worden. Wie das zustande kam, ist schon kurios und ist für den Fußballverband keine gute Werbung.

Der VfB Oxstedt hat eine außergewöhnliche Aktion gestartet, die einen Fairplay-Preis des Fußball-Verbandes verdient hätte. Aber daraus wird wahrscheinlich nichts, denn die Kicker haben mit einer Aktion ausgerechnet den Verbandsapparat vorgeführt. Der VfB rief unter dem Motto "No more bullshit" (Kein Unsinn mehr) zu Spenden für den FC Basbeck-Osten auf, weil dieser Verein eine Geldstrafe aufgebrummt bekommen hatte, die für viel Kopfschütteln sorgte.

40 Euro Strafe

Es war der Aufreger in der Fußballszene, der Verwaltungsbescheid des NFV-Kreises Cuxhaven. Der FC Basbeck-Osten wurde zu einer Geldstrafe von 40 Euro verdonnert, weil er ein Spielergebnis drei Minuten zu spät in das Online-System des Verbandes eingetragen hatte. Dabei waren die Gründe für die Verspätung mehr als verständlich.

Schien- und Wadenbeinbruch

Es ging um das Spiel in der 2. Kreisklasse zwischen dem FC Basbeck-Osten II und dem VfB Oxstedt. Etwa eine Viertelstunde vor Schluss verletzte sich Basbeck-Ostens Kai Schwiemann so schwer am Bein, dass ein Rettungswagen gerufen werden musste. Der Verdacht auf Schien- und Wadenbeinbruch sollte sich später bestätigen. Den Spielern und Verantwortlichen auf dem Sportplatz in Osten boten sich keine schönen Bilder. Das Spiel wurde für längere Zeit unterbrochen bis der verletzte Schwiemann abtransportiert wurde.

Zum Schluss Zehn gegen Zehn

Der Schiedsrichter pfiff die Partie dann wieder an. Weil Basbeck-Osten keinen Spieler für Schwiemann mehr einwechseln konnte, spielten die Oxstedter auch mit einem Mann weniger weiter. "Wir waren ja auch froh, dass Basbeck-Osten weiterspielte, ansonsten hätten wir vielleicht ja noch mal für eine Viertelstunde Restspielzeit anreisen müssen", so Oxstedts Trainer Sven Budel.

Drei Minuten zu spät

Das Endergebnis rückte bei allen in den Hintergrund, wurde vor allem für die Heimmannschaft zur Nebensache. Nichtsdestotrotz sollten die Formalitäten gewahrt werden. So trug B-O-Trainer Dennis Rettig, wie üblich, das Ergebnis auf der entsprechenden Internetseite des Verbandes ein. Nur einen Tag später kam eine Nachricht vom NFV-Kreisspielleiter Reinhard Faust. Dem Verein FC Basbeck-Osten wurde eine Geldstrafe von 40 Euro auferlegt, weil das Ergebnis verspätet eingegeben wurde. In dem Verwaltungsentscheid heißt es: "Lt Anstoßzeit 13:00 Uhr, hätte das Ergebnis spätestens um 15.45 Uhr im SIS sein müssen. Die Eingabe erfolgte erst um 15.48 Uhr durch den Erstmelder Dennis Rettig."

Verein erklärte Umstände

Der Verein erklärte dem Spielleiter die Umstände mit dem Einsatz des Rettungswagens und der damit verbundenen Spielunterbrechung und bat um Rücknahme des Verwaltungsentscheides.

Begründung vom Spielleiter

Doch Faust antwortete: "Der Verwaltungsentscheid wird nicht zurückgezogen." Die Begründung lieferte er gleich mit. Da das Spiel 35 Minuten unterbrochen gewesen sein soll, hätte der Verein noch 25 Minuten Zeit gehabt, das Ergebnis zu melden.

Ausnahmesituation auf dem Platz

Beim FC Basbeck-Osten rieb man sich nach dieser Antwort von Faust verdutzt die Augen. "Uns fehlt jegliches Verständnis für diese Entscheidung", so Marc Dankers. Das Spiel sei gegen 15.30 Uhr abgepfiffen worden. 18 Minuten später erfolgte die Eingabe des Ergebnisses. "Und wegen drei Minuten sollen wir nun zahlen?", fragt sich Dankers noch immer ungläubig. Es sei an dem Sonntag einfach eine Ausnahmesituation auf dem Sportplatz in Osten gewesen.

Fall für das Sportgericht?

Faust erklärte unserem Medienhaus gegenüber: "Ich kann den Entscheid nicht zurückziehen. Das müsste das Sportgericht machen." Bis vor das Sportgericht will der FC Basbeck-Osten nicht gehen. "Wir sind enttäuscht, aber werden es wohl so akzeptieren müssen. Mit solchen Entscheidungen müssen wir dann wohl leben", sagte Dankers.

Aufruf auf Facebook

Das rief dann jetzt den VfB Oxstedt auf den Plan, der auf seiner Facebook-Seite einen Aufruf zu seinem Heimspiel gegen den TSV Germania Cadenberge II verfasste mit dem Titel "No more bullshit". Darin heißt es unter anderem: "Wir möchten hier keine privaten Personen kritisieren, die ehrenamtlich diese Funktionen ausüben und diese Strafen verhängen, aber dieses System, welches sich Fairplay und Menschlichkeit auf die Fahne schreibt, ist der Tod des Amateurfußballs." Und im Amateurbereich solle das gelebt werden, womit sich Verbände "schmücken", nämlich "Fairplay, Menschlichkeit, Gleichheit".

Sammlung in Oxstedt

Aus diesen Gründen ließ der VfB am vergangenen Sonntag den "Klingelbeutel" herumgehen, um die "Strafe" für Basbeck-Osten zusammen zu bekommen. "Amateure halten zusammen!" Das hat funktioniert: Bei der Sammlung auf dem Fußballplatz sind 55,50 Euro gespendet worden. Das Geld wurde noch am Nachmittag dem FC Basbeck-Osten übergeben.

Auf dem Wege der Besserung

Die Erste vom FC hatte zeitgleich zu der Partie Oxstedts gegen Cadenberge II in Nordholz gespielt. Anschließend machten die Basbecker also noch einen Abstecher über Oxstedt, weil sie sich für diese vorbildliche Aktion bedanken wollten. "Dann haben wir bei den Oxstedter noch zwei Kisten Bier für die Rücktour eingekauft", berichtet Jens Riedel, Trainer der 1. Herren von B-O. Er selbst ist vom VfB begeistert: "Das war schon eine richtig gute Aktion." Der B-O-Spieler Schwiemann musst sich übrigens einer Operation unterziehen, die gute verlaufen sei. Riedel berichtet: "Kai ist auf dem Wege der Besserung."

Kommentar vom Sportredakteur

Zu dem gesamten Vorgang hat CNV-Sportredakteur Frank Lütt einen Kommentar geschrieben.

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

fluett@no-spamcuxonline.de

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