
Triumph bei Bundestagswahl im Kreis Cuxhaven: Wo sich Schneider den Sieg holte
KREIS CUXHAVEN. Bei der Bundestagswahl hat sich Daniel Schneider im Wahlkreis Cuxhaven-Stade II durchgesetzt. Einige Teile des Landkreises entpuppten sich als rote Hochburgen.
Der Tag nach einer Wahl ist traditionell ein Tag der Analysen: In welchen Gemeinden hat welche Partei besonders punkten können? In welchen Wahlbezirken sind Kandidaten möglicherweise hinter der allgemeinen Erwartungen zurückgeblieben? Nach der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag lassen sich im Cuxland erneut einige Parteien-"Hochburgen" ausmachen.
Der Sieger des zurückliegenden Wahlsonntags heißt Daniel Schneider, mit knapp 6,7 Prozent Vorsprung setzte sich der SPD-Direktkandidat auf Wahlkreis-Ebene von seinem CDU-Konkurrenten Enak Ferlemann ab. Am stärksten war Schneider, der einen engagierten Wahlkampf betrieben hatte, in der Samtgemeinde Hemmoor, an der Wurster Nordseeküste - und in der Stadt Cuxhaven, wo er mit 41,6 Prozent das beste Ergebnis auf Gemeindeebene holte.
Teilweise die absolute Mehrheit
Im Wahlbezirk Laumühlen (SG Hemmoor) brachte er es auf 49,5 Prozent aller Erststimmen, in den Wahlbezirken Bleickenschule und Stadtbibliothek (beide in der Stadt Cuxhaven) errang der 44-Jährige 50 beziehungsweise 50,6 Prozent. Im Cuxhavener Musikerviertel (Wahlbezirk 7, Gluckstraße/Händelstraße/Haydnstraße) holte der Konzertveranstalter, der im Anschluss an die Wahl in die Politik wechselt, 50,9 Prozent.
In Franzenburg triumphierte er sogar mit 55,5 Prozent. Franzenburg ist auch der Wahlbezirk, in dem die SPD bei den Zweitstimmen ihr Rekordergebnis (54,8 Prozent) einfuhr. Stark waren die Sozialdemokraten am Sonntagabend jedoch auch in der Süderwischschule in Cuxhaven (50,4 Prozent). Wahlkreisübergreifend betrachtet erwies sich die Samtgemeinde Hemmoor als "rote Hochburg", hier lagen die Genossen mit knapp 39 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Lüdingworth bleibt "CDU-Land"
Ein Ergebnis, das die Christdemokraten im Kreis selbst dort nicht erreichten, wo sie in Vorjahren ein Heimspiel hatten: In der Börde Lamstedt, berühmt-berüchtigt als "schwarze Burg" reichte es diesmal nur zu etwas mehr als 37 Prozent. Hier sicherte sich Ferlemann mit 43,4 Prozent allerdings das beste persönliche Ergebnis im Landkreis. In Hagen im Bremischen und in der Stadt Geestland konnte er sich ebenfalls gegen seinen Herausforderer Schneider behaupten.
Um die Stimmung auf der in Lüdingworth anberaumten CDU-Wahlparty merklich zu heben, hätte es allerdings einer Serie von Top-Ergebnissen bedurft - in der Art, wie sie die Union auf Kreisebene nur vereinzelt, etwa im Wahlbezirk 42 (Lüdingworther Schule mit 39 Prozent aller Zweitstimmen) einfuhr.
In die Nähe eines solchen Resultats kam die CDU auf städtischer Ebene nur in einem Briefwahllokal oder in Berensch. In Duhnen dagegen blieb sie mit 25,1 Prozent blass, obwohl dort bekanntlich ihr regionaler Spitzenkandidat wohnt, der mit 28,7 Prozent der persönlichen Stimmen auch "zuhause" gegen den SPD-Konkurrenten unterlag.
Grüne überraschen in Duhnen
Als überraschend stark erwiesen sich in Duhnen die Grünen: Bündnis 90 errang im zum Wahllokal umfunktionierten Duhner Feuerwehrhaus immerhin 20,6 Prozent aller Stimmen. Ihr bestes Ergebnis holten die Grünen im Wahlbezirk Wichernschule Cuxhaven (23,3 Prozent), erreichten aber auch aus gesamtstädtischer Ebene (14, 3 Prozent), in Beverstedt (13,7 Prozent) und vor allem in Hagen (14,8 Prozent) mehr als respektabele Resultate. In der Samtgemeinde Hagen schnitt übrigens auch der über die Liste in den nächsten Bundestag gerutschte grüne Direktkandidat Peer Stefan Wenzel gut ab, der es im Cuxhavener Wahlbezirk 11 (Bleickenschule) sogar auf annähernd 20 Prozent brachte.
FDP vielerorts zweistellig
Eine "Hausnummer", die der für die FDP angetretene Cuxhavener Günter Wichert verfehlte, obwohl auch er im Wahlbezirk Bleickenschule mit 11,2 Prozent den stärksten Rückhalt genoss. Respektabele Resultate fuhr er außerdem in Duhnen (10,1 Prozent) und in der Gemeinde Beverstedt (8,7 Prozent) ein. Als Partei errangen die Liberalen in den Wahlbezirken Duhnen (16,2) und Nr. 32, Geschwister-Scholl-Schule (15,2 Prozent) sogar Traumergebnisse. Voll im Bundestrend lagen sie am Wahlabend in Beverstedt, in Hagen im Bremischen, an der Wurster Nordseeküste, in der Stadt Geestland, in Hemmoor, Land Hadeln und in der Börde Lamstedt - mit Zweitstimmenergebnissen im Bereich zwischen 10 und 12,9 Prozent.
An den Rändern Verluste
Die AfD hat bei der zurückliegenden Bundestagswahl sowohl auf den Wahlkreis als auch auf Cuxhaven bezogen Stimmen verloren. In der Stadt kam sie auf 7,0 Prozent (2017: 8,4 Prozent). Im Landgebiet holte sie beim zurückliegenden Urnengang in Beverstedt (8,3 Prozent) und in der Stadt Geestland (8,1 Prozent) ihr bestes Ergebnis. Der örtliche AfD-Direktkandidat Olaf Kappelt überwand die Acht-Prozent-Marke in Schiffdorf (8,39 Prozent der Erststimmen) und in Hemmoor.
Die örtlichen Linken gehören (anteilsmäßig betrachtet) zu den großen Verlierern der zurückliegenden Wahl: Im Anschluss an den 2017er Bundestagswahlkampf, in welchem die damalige Linken-Frontfrau Sahra Wagenknecht im Rahmen eines Cuxhaven-Besuchs sekundierte, konnten sie knapp 6,5 Prozent aller Zweitstimmen hinter sich vereinen, aktuell waren es nur noch 2,6 Prozent. Auf die Stadt Cuxhaven heruntergebrochen fiel das Ergebnis mit 2,8 Prozent kaum besser aus. 2017 lagen die Linken im Cuxhavener Stadtgebiet bei einem Ergebnis von 7,5 Prozent fast gleichauf mit den Grünen.
CDU auf dem Land nicht mehr vorn
In der Gesamtschau offenbart das Wahlkreis-Ergebnis, dass die politischen Präferenzen der Wählerinnen und Wähler weniger denn je an das geografische Lebensumfeld gekoppelt zu sein scheinen. Der ländliche Raum war für die CDU bei dieser Wahl keine sichere Bank. Rot und Grün, deren Wählerschaft traditionell eher in den urbanen Milieus verortet wird, bleiben dort stark, konnten ihre Erfolge aber auch auf die Fläche ausweiten.