Insolvenz des Krankenhauses Land Hadeln: Geht Klinik jetzt wieder in kommunale Hand?
OTTERNDORF. Der Stadtrat Otterndorf legt ein klares Bekenntnis für die Klinik ab und schließt auch eine Rekommunalisierung nicht aus.
Das empfanden die Klinikmitarbeiterinnen als beruhigenden Hoffnungsstreif. Ein Dutzend von ihnen war Montagabend unter den Zuhörenden bei der Stadtratssitzung zugegen und harrte aus, bis der Punkt letztlich an der Reihe war. Zu ihrer offensichtlichen Erleichterung bekannte sich der Stadtrat Otterndorfs klar zum Krankenhaus Land Hadeln und seiner medizinischen Bedeutung. Einstimmig gaben die Ratsmitglieder dem Stadtdirektor Harald Zahrte ihr Mandat, gemeinsam in enger Abstimmung mit dem Landrat, für den Fortbestand als Haus der Grund- und Regelversorgung Gespräche zu führen.
Bereits vorige Woche war erheblich Bewegung in die Angelegenheit gekommen, als SPD und Grüne sowie CDU und FDP im Kreisausschuss ein deutliches Signal für den Erhalt gaben. Sie wollen für eine Expertise durch einen Fachberater 50.000 Euro bereitstellen. Darüber beschließt der der Cuxhavener Kreistag in seiner Sitzung am Mittwoch.
Die Klinik Otterndorf ist auf Unterstützung angewiesen. Das Haus der Grund- und Regelversorgung befindet sich - wie mehrfach berichtet - in gerichtlich bestellter Regelinsolvenz, nachdem ein Insolvenzverfahren in Eigenregie durch die bisherigen Geschäftsführer nicht funktioniert hatte. Diese hatten das Haus mit zwei weiteren Kliniken im vorigen Jahr vom Capio-Konzern übernommen.
Stadtdirektor Harald Zahrte machte den Ernst und den Druck deutlich: "Die Zeit drängt, weil der Insolvenzverwalter bis Mitte Juni Gespräche mit Interessenten führen möchte, um bis Ende Juni eine Entscheidung zu treffen. Wir hoffen alle auf eine positive Fortführungsprognose, denn fachlich leistet das Haus gute Dienste."
Über Erhalt, Bedeutung und die Notwendigkeit der Otterndorfer Klinik bestand auf der Stadtratssitzung am Montagabend Einigkeit unter den Lokalpolitikern. Einige Ratsmitglieder nahmen Gelegenheit zur Rückschau.
Rückschau von Gerken
Ehrenbürgermeister Hermann Gerken (FDP) schilderte, wie er als Bürgermeister seinerzeit in Bad Brückenau auf eigene Faust Gespräche mit Verantwortlichen der Deutschen Kliniken geführt habe, um sie für das Krankenhaus zu interessieren. Dies alles sei um 2005 vor dem Hintergrund geschehen, dass der Rhön-Konzern Otterndorf damals schließen wollte, um seine eigene Cuxhavener Klinik zu stärken. (Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile ist auch Rhön Geschichte und im Helios-Konzern aufgegangen). Später habe man erlebt, wie das Krankenhaus Otterndorf teuer an den Capio-Konzern verkauft wurde. "Ich habe Angst, dass es wieder zum Handelsobjekt wird", befürchtete Gerken und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Klinik zurückkehren könne in kommunale Verantwortung.
Claus Johannßen (SPD) erinnerte an die zusammenbrechenden öffentlichen Haushalte. 2005 sei man als Landkreis daher zunächst froh gewesen, mit den Deutschen Kliniken einen Käufer für das Kreiskrankenhaus gefunden zu haben. Johannßen nannte das Krankenhaus unverzichtbar für die Menschen und die Region, das sei im Übrigen auch die Meinung der Sozialministerin.
Es gebe gute Beispiele für Rekommunalisierungen von Kliniken. Er verhehlte nicht, sein Vertrauen in Seriosität und gute Absichten des Insolvenzverwalters.
An einem Strang ziehen
Dass Landkreis, Stadt und die Samtgemeinde an einem Strang ziehen, bezeichnete Malte Hinck (SPD) als wichtig: "Eine Rekommunalisierung ist dauerhaft der einzige Weg, um es zu erhalten."
Hans-Volker Feldmann (CDU) kritisierte das Gesundheitswesen: "Die Entwicklung ist schief gelaufen." Die Ausrichtung auf Gewinn und Profitmaximierung bezeichnete er als Negativfaktor: "Es ist jetzt die Frage, ob eine Rekommunalisierung praktiziert werden kann." Und Peter Hoppe (CDU) gab bekannt, dass er für den heutigen Mittwoch in Cuxhaven eine Kundgebung vor dem Kreishaus angekündigt habe als Signal an den Kreistag für die Otterndorfer Klinik.
Am Donnerstag, 3. Juni, hat auch der Samtgemeinderat Land Hadeln das Thema auf der Agenda. Der bestellte Insolvenzverwalter Dr. Christian Kaufmann hat sich für diese Sitzung angekündigt. Sie findet in der Otterndorfer Stadthalle statt und beginnt um 20 Uhr.