
Kindesmissbrauch: Erhöhte Diagnostik-Nachfrage seit Pandemiebeginn
KREIS CUXHAVEN. Blaue Flecken sind bei Kindern keine Seltenheit. In manchen Fällen handelt es sich um Misshandlungen. Neue Zahlen zeigen nun, wie sich Kindesmissbrauchsfälle durch Corona entwickelt haben.
Sie wird immer dann eingeschaltet, wenn Kinderärzte mögliche Spuren von Gewalt bemerken: die Forensische Kinderschutzambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Seit Beginn der Coronapandemie werden die Experten dort öfter benötigt.
Erhöhte Diagnostik-Nachfrage
"Wir haben seit Pandemiebeginn eine erhöhte Anfrage nach diagnostischer Unterstützung erhalten", sagte eine Sprecherin der Ambulanz. Es sei deshalb von einer Zunahme der Fälle von Gewalt gegen Kinder auszugehen. Am Mittwoch besucht Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) die Kinderschutzambulanz am Standort in Hannover.
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Rechtsmedizinische Untersuchung ohne Anzeige
Die Einrichtung ist an der MHH-Rechtsmedizin angesiedelt. Sie berät Kinderärzte rechtsmedizinisch, wenn diese den Verdacht haben, dass einer ihrer Patienten misshandelt werden könnte. Dazu muss keine Anzeige gestellt werden.
Beratung in 500 Fällen seit Pandemiebeginn
Seit Pandemiebeginn hat die Kinderschutzambulanz Ärztinnen und Ärzte in über 500 Fällen beraten. 142 Kinder wurden den Angaben zufolge in der Ambulanz untersucht. In weiteren Fällen wurden Befunde von Kinderärzten online oder telefonisch besprochen. Während der Pandemie hätten Online- und Telefonberatungen zugenommen, hieß es.
Fortbildungen und Beratung bei Strafanzeigen
Die Einrichtung bietet auch Fortbildungen an und berät Jugendhilfen sowie Ermittlungsbehörden, wenn es zu Strafanzeigen kommt. Die Ambulanz hat seit ihrem Start Anfang 2011 in etwa 2000 Fällen Ärzte beraten. In etwa einem Viertel der Beratungsfälle könne eine körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch festgestellt werden, teilte die Kinderschutzambulanz mit.
Nicht immer sichere Aussage
In über einem Viertel der Fälle könnten Verdachtsmomente entkräftet werden. Nicht immer könne eine sichere Aussage getroffen werden. Dann würden betroffene Patienten an weitere Unterstützungsangebote verwiesen. (dpa)