Kletterpark am Otterndorfer See: Anwohner sind von den Plänen nicht begeistert
OTTERNDORF. Am Otterndorfer Südsee soll ein Kletterpark entstehen. Die Anwohner vom Norderteiler Weg sind wenig begeistert.
Heldenhaft wie Tarzan durch die Lüfte schweben, in schwindelerregenden Höhen klettern und mit Seilen übers Wasser rutschen - die Firma "Buhl Outdoor & Sport Events" will am Otterndorfer Südsee einen Kletterpark errichten, wohlwollend von der Stadt unterstützt. Während Kletterfans und Adrenalinjunkies schon vorfreudig mit den Füßen scharren, hält sich die Begeisterung bei den Anwohnern in Grenzen. Sie fürchten um den Erholungscharakter des Nordseebads.
Wirklich ein Aushängeschild?
Kopfschüttelnd blickt Francesca Dock von der Auffahrt ihres Hauses am Norderteiler Weg über die Grundstücksgrenze. Sie und ihre Familie wohnen nur einen Katzensprung vom See Achtern Diek entfernt; in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft liegt die Fußballgolfanlage. Dass hier eine weitere Urlauberattraktion, ein Kletterpark mit sechs Parcours und 44 Elementen, entstehen soll, sorgt bei der Beamtin nicht gerade für Jubelstürme: "Ist das wirklich das Aushängeschild, das wir uns für Otterndorf wünschen?"
Der Kletterpark soll auf der Fläche der kompletten Fußballgolf-Anlage und auf angrenzenden Flächen der Stadt Otterndorf entstehen. Die unterschiedlichen Kletterparcours werden in einer Höhe von drei bis zehn Metern errichtet, so der Plan des Investors. Sieben zehn Meter hohe Masten machen eine Konstruktion über der Fußballgolfanlage möglich.
"Zeitgleich können bis zu 130 Personen aktiv sein", erklärt Thomas Körber, der bereits die Fußballgolfanlage betreibt und auch den Kletterpark auf Touren bringen will.
Damit sich der Park von anderen Kletterparks in der Umgebung abhebt, sollen möglichst viele Seilbahnen und Rutschen als Elemente und "Abstiege" entstehen. Als besonderer Adrenalinschub sind zwei See-Überquerungen geplant. "Das wird ein Alleinstellungsmerkmal sein", ist Körber überzeugt.
Mit Gegröle über das Wasser
Alleinstellungsmerkmal hin oder her, Francesca Dock glaubt nicht, dass die Campingplatz-Gäste und die Ferienhaus-Urlauber auf der anderen Seeseite glücklich sein werden, wenn die Kletterer mit Gegröle über das Wasser sausen. Sie schlägt einen anderen Standort für den geplanten Kletterpark vor: die Grünfläche am Hundefreilaufplatz am Westerwischer Weg.
Ihre Kritik an dem Kletterpark-Projekt geht aber über optische und lärmmäßige Anwohnerbedenken hinaus, wie die 29-jährige Regierungsamtsrätin versichert. Francesca Dock warnt grundsätzlich vor einer zunehmenden "Eventisierung" der Medemstadt: "Muss es denn immer höher, weiter und mehr werden?", fragt die Otterndorferin, die beim Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen arbeitet.
Erholungsfaktor geht verloren
Aus ihrer Sicht gehen Erholungsfaktor und Naturerlebnis in der "grünen Stadt am Meer" immer mehr verloren. Sie macht das auch an der zunehmenden "Vermüllung" des Feriengebietes fest, die sie seit einiger Zeit beobachtet und der Stadt Otterndorf auch schon gemeldet hat.
Bei einem Rundgang durch den Wasser- und Landschaftspark macht Francesca Dock unsere Zeitung auf einige "Dreckecken" aufmerksam: Holzpaletten am Seeufer, achtlos hinter das Betriebsgebäude der Fußballgolfanlage geworfene Eisenpfähle und ein wildes Boots- und Abstelllager mitten auf der Wiese. "Schön ist etwas anderes", meint Dock.