
Landkreis Cuxhaven plant Großunterkunft für Flüchtlinge aus Ukraine
KREIS CUXHAVEN. Es zeichnet sich ab, dass sich zügig eine Lösung für eine Großunterkunft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine findet. Der Landkreis Cuxhaven und die Samtgemeinde Land Hadeln haben bereits eine passende Immobilie auf dem Schirm.
Der Landkreis tüftelt an einer Unterbringung für geflüchtete Menschen aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine: Jetzt ist dieser riesige Immobilienkomplex - mitten in und zum Neuhäuser historischen Ortskern gehörend - in den Fokus geraten. Er könnte demnächst wieder mit Leben erfüllt werden. Es wird immer konkreter, das leerstehende frühere Kinderheim im Amtshof für die ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine zu nutzen. Genügend Platz bietet es jedenfalls.
Ob die Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen überhaupt geeignet sind und was noch vorbereitend getan werden muss, war Gegenstand eines Ortstermins. Nach ersten Besichtigungen der Leerstands-Immobilie, an denen auch Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule und Bürgermeister Udo Miertsch mit der zuständigen AWO Bremerhaven/Cuxhaven teilnahmen, ist das Thema mittlerweile nicht mehr direkt bei der Samtgemeinde Land Hadeln angesiedelt.
Verhandlungen am Laufen
Der Landkreis Cuxhaven sei im ersten Schritt in Verhandlung mit der AWO eingetreten, erläutert Frank Thielebeule auf Nachfrage unseres Medienhauses. Details werden laut Kreisverwaltung gegenwärtig abgeklärt, um Neuhaus als Großunterkunft für ukrainische Flüchtlinge herzurichten, in der sie untergebracht werden, nachdem sie in der Aufnahmezentrale (ehemals Helios Sahlenburg) erfasst worden sind.
Alles spricht gegenwärtig dafür, dass das frühere Kinderheim zu diesen Zwecken hergerichtet wird. Wenn sich das Vorhaben realisiert werde, werde man als Samtgemeinde Land Hadeln gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden und ehrenamtlichen Helfern ein entsprechende Netzwerk aufbauen, kündigte Thielebeule vorsorglich an.
Leerstand seit 2020
Das bürgerschaftliche Engagement aus der Umgebung dürfte auch notwendig werden, um den Kriegsflüchtlingen die Ankunft zu erleichtern. Aber auch infrastrukturelle Defizite können durch Engagement verringert werden. Der Flecken Neuhaus verfügt zum Beispiel über eine große Hausarztpraxis, aber hat keine Apotheke mehr und keinen Supermarkt, sodass möglicherweise Fahrdienste nach Otterndorf oder Cadenberge benötigt werden.
So lange stehen die Gebäude noch nicht leer. Ende 2020 hatte die AWO als Träger sich in Neuhaus verabschiedet, die Jugendlichen auf seine anderen Einrichtungen verteilt und seine mehreren Gebäude einem Maklerbüro zwecks Verkauf übergeben. Darunter war als markantester Komplex das frühere Landratsamt im Amtshof. Allein die Grundstücksfläche dieser drei Gebäudeteile beträgt circa 21.800 Quadratmeter, die Nutzfläche wird mit 1635 Quadratmetern angegeben.
Das Ensemble atmet Geschichte. Zwei Gebäude, darunter das alte Landratsamt aus dem Jahr 1723, gebaut von Amtmann von der Pahlen, stehen unter Denkmalschutz. Es besitzt ein markantes Sandsteinportal im Barockstil. 1889 kam ein weiteres Verwaltungsgebäude in der Nachbarschaft hinzu. Von 1947 bis 1958 war dort die Außenstelle des Krankenhauses Otterndorf untergebracht.
Häuser atmen Geschichte
Prägend in der jüngeren Geschichte war der Zeitraum von 1960 bis 2004. In dieser Zeit wurden die Gebäude als Kinderheim des Landes Hadeln und später des Landkreises Cuxhaven genutzt. Hinzu kam auch das mittlere Gebäude als Zwischenbau. Ab 1. Januar 2005 übernahm der Arbeiterwohlfahrt Soziale Arbeit GmbH Loxstedt die Trägerschaft und Verantwortung.
Als Grund der Abgabe nannte der Landkreis Cuxhaven damals eine notwendige konzeptionelle Neuausrichtung sowie rückläufige Belegungszahlen.
Die AWO übernahm in Folge die gesamte Jugendhilfeeinrichtung und richtete für ihre betreuten Kinder und Jugendlichen außerdem die Maria-Juchacz-Schule im Gebäude der früheren AOK Neuhaus ein - nur wenige Schritte entfernt. Aber das alles ist seit Dezember 2020 auch wieder Geschichte. Seitdem steht das Haus leer und wird über einen Makler zum Verkauf angeboten.