
So viele Fleischereien im Kreis Cuxhaven schlachten noch selbst
KREIS CUXHAVEN. So stellt sich die gegenwärtige Lage in den Fleischereien in Cuxhaven und Umgebung dar: Nur noch so viele Handwerksbetriebe schlachten noch selbst. Und das hat einige Gründe.
Schließt ein Schlachtergeschäft - so wie die Filialen von Jörg Seidel in Cuxhavens Innenstadt und Altenwalde - ist das ein Riesenaufreger bei der enttäuschten Kundschaft. Doch schon längst hat sich der Wandel in den Handwerksbetrieben vollzogen. Früher gab es sie in jedem Dorf. Doch der Handwerks-Fleischer um die Ecke, der noch selbst seine Tiere aussucht, um sie zu schlachten und seinen Kundinnen und Kunden rundum regionale Fleisch- und Wurstwaren anzubieten, ist eine aussterbende Spezies. Und das schon seit einigen Jahren. In der Stadt Cuxhaven und Land Hadeln gibt es aktuell nur noch zwei familiäre Meisterbetriebe mit Schlachtlizenz: Detlef Brandt in Osten und Felix Stangneth in Cadenberge.
Sieben Betriebe im gesamten Landkreis
Im Landkreis Cuxhaven sind es insgesamt noch sieben Betriebe. Laut Pressestelle des Kreises kommen handwerkliche Schlachtbetriebe neben Osten und Cadenberge nur in Geestland, Wurster Nordseeküste, Hagen und Beverstedt. Dazu kommen Großschlachtbetriebe in Loxstedt sowie Hemmoor und Altenwalde (Geflügel).
Die meisten existierenden Fleischergeschäfte werden mit frischem Fleisch beliefert, das sie weiter verarbeiten und verkaufen. Schlachtermeister und Innungsvertreter Brandt erläutert den Hintergrund. Viele Kollegen hätten schon vor Jahren wegen der behördlichen Vorschriften mit dem Selbstschlachten aufgehört. "Wir sind verpflichtet, die hohen EU-Auflagen zu erfüllen." Das bestätigt auch sein Kollege Felix Stangneth "Das große Abspringen von Kollegen gab es schon vor einigen Jahren, als die EU-Zulassung erforderlich wurde." Hinzu kämen Schwierigkeiten bei der Nachfolgersuche.
Betriebswirtschaftlich "ein Wahnsinn"
Detlef Brandt spricht von ständig steigenden Kosten, die jetzt erschwerend hinzukommen. "Kleine Geschäfte wie wir sind daher ein aussterbendes Gewerk." Betriebswirtschaftlich sei das Selbstschlachten im Grunde genommen "ein Wahnsinn". Schließlich könne alles viel günstiger zugekauft werden. "Aber darunter leiden die Regionalität und auch die Qualität", betont der Innungsschlachter Brandt warnend. Beim Zukauf würde man beispielsweise kaum noch halbe Schweine erhalten, sondern am liebsten Teilstücke, weil die entsprechenden Schlachthöfe selbst von der Verarbeitung und Veredelung profitieren wollten.
Kümmern sich schon ums Lebendvieh
"Wir setzen uns ja gerade von anderen ab, dass wir uns auch um das Lebendvieh kümmern", beschreibt Felix Stangneth. Die Kunden kämen ganz gezielt wegen dieses Unterschiede in ihre Betriebe. Die Fleischermeister in Osten und Cadenberge wissen genau, wo die Tiere aufwachsen und wie sie gehalten werden. Sie arbeiten mit Bauern aus der Umgebung zusammen. Detlef Brand findet deutliche Worte, damit insgesamt wieder mehr regional erzeugte Lebensmittel anbieten zu können. "Wir brauchen dringend regionale Schlachthöfe, in denen wir schlachten lassen können. Aber uns hört ja keiner zu", kritisiert Detlef Brandt, dass es dieses Thema nicht auf die politische Agenda schaffe.