
Testpflicht in Cuxhavener Kitas: Eltern hoffen auf mehr Sicherheit
KREIS CUXHAVEN. Damit Kita-Kinder sicherer in ihren Einrichtungen sind, gilt ab der kommenden Woche ein Testpflicht für alle Kinder ab drei Jahren. Für die Einrichtungen bedeutet das vor allem Mehraufwand bei den Kontrollen. Unter den Eltern sorgt die Pflicht vor allem für ein Sicherheitsgefühl.
"Kaya, wir machen heute wieder unser Experiment um zu schauen, ob du gesund bist, in Ordnung?", fragt Verena Berger ihre Tochter. Die vierjährige Kaya nickt und klettert auf ihren Stuhl am Küchentisch. Ihre Mutter erklärt ihr, was sie mit dem Teststäbchen macht und nimmt es aus der Verpackung. Gemeinsam studieren die beiden noch die Anleitung, dann geht es los. Kaya macht bereitwillig ihren Mund weit auf, die Mutter nimmt den Abstrich an der inneren Wange und im Rachenbereich. "Wir nutzen einen Test, den wir selbst besorgt haben, weil wir mit denen aus der Kita am Anfang viele falsch positive Ergebnisse hatten", erklärt Verena Berger. Ihr Test ist - wie die aus den Kitas selbst auch - sowohl für den Abstrich in der Nase, als auch im Mund-Rachen-Bereich zugelassen. "Für Kaya ist das kein Problem, sie macht bereitwillig mit", sagt Berger.
Eltern hoffen auf mehr Sicherheit
Sie ist Elternvertreterin in Kayas Kita in Cuxhaven und berichtet, dass das Stimmungsbild unter den Eltern in Bezug auf die Testpflicht sehr unterschiedlich sei. "Es gibt schon viele, die sich mehr Sicherheit dadurch versprechen", berichtet sie. Aber Skepsis gebe es auch. "Aus der Kita wurde mir berichtet, dass längst nicht alle Eltern Tests mit nach Hause nehmen", erzählt Berger.
Corona-Tests in Kitas bisher freiwillig
Noch ist das Testen der Kita-Kinder in Niedersachsen freiwillig. Das Land stellt den Einrichtungen Testkits zur Verfügung, damit möglichst viele Kinder getestet werden. Ab dem 15. Februar wird der Corona-Test für Kinder ab drei Jahren dann an drei Tagen in der Woche verpflichtend.
Familie begrüßt Testpflicht in Kitas
Familie Berger hält das für die richtige Entscheidung. "Es geht ja nicht nur darum, die Kinder zu schützen, sondern auch deren Familien, wie etwa die Großeltern", sagt Verena Berger. Sie und ihr Mann Elmar nehmen wahr, dass die große Mehrheit der Eltern die Testmöglichkeiten und die Corona-Maßnahmen zu schätzen wissen. "Es sind einige wenige, die das anders sehen, die sind aber leider sehr laut", kritisiert Verena Berger und fügt an: "Schade, dass es in Deutschland erst eine Testpflicht braucht und es nicht einfach mit Solidarität geht."
Kontrollen Mehraufwand für die Kitas
Für die 27 Kitas des DRK Cuxhaven bedeutet die Testpflicht vor allem Mehraufwand bei der Kontrolle. "Wir müssen dann extra jemanden dafür an die Tür stellen", sagt Swantje Struffmann, stellvertretende Abteilungsleiterin für Kindertagesstätten. Die Testausgabe laufe bereits gut. Wie genau die Kontrollen durchgeführt werden sollen, sei noch nicht klar. "Wir warten auf eine Vorgabe des Landes. Wahrscheinlich wird es ähnlich wie bei den Schulkindern auf Zettel hinauslaufen, auf denen die Eltern zu Hause unterschreiben müssen, dass der Coronatest ihres Kindes negativ war und den sie dann in der Kita abgeben", so Struffmann. Komme ein Kind ohne Zettel, müsste es wieder nach Hause geschickt werden. "Das ist für die Kollegen schon unangenehm." Tests in der Einrichtung will das DRK nicht anbieten. "Im sicheren Umfeld ist das besser für die Kinder", so Struffmann.
Infektionsgeschehen in DRK-Kitas dynamisch
Große Ablehnung seitens der Eltern sei ihr noch nicht zu Ohren gekommen. Das Infektionsgeschehen in den DRK-Einrichtungen hielte sich ebenfalls im Rahmen. "Es ist schon dynamisch, aber weniger als erwartet, nur im Einzelfall mussten wir mal Öffnungszeiten reduzieren, weil Personal fehlte", berichtet Struffmann. Im Fall eines positiven PCR-Tests bei einem Kind würden alle Eltern der Kita schriftlich über die Infektion informiert. "Kontaktkinder werden nicht ausgemacht, das ist keine Pflicht", so Struffmann.
Umfeldtestungen nur als Notlösung in Niedersachsen
Damit das möglichst selten vorkommt, sollen die Kinder die Tests nach Landesempfehlung Montag, Mittwoch und Freitag zu Hause machen. "Wenn ein Kind erst am Dienstag wieder in die Einrichtung kommt, wird dann getestet", erklärt Struffmann. Umfeld-Testungen, wie in Mecklenburg-Vorpommern, die den Kindern die Prozedur ersparen sollen, sind in Niedersachsen nur als Notlösung vorgesehen, "wenn ein Kind aus gesundheitlichen Gründen nicht getestet werden kann oder das Prozedere absolut nicht toleriert", heißt es auf der Seite des Kultusministeriums. Das Land sei aber dabei, auch wieder Lollitests zu beschaffen.
Zutrittsverbot für Kinder ohne Testnachweis
Der evangelische Kindertagesstättenverband Cuxhaven hat die Eltern jetzt in einem Rundschreiben über die Testpflicht informiert. Darin wird auch klar gestellt, dass es für die Umfeldtestungen eine ärztliche Bescheinigung darüber braucht, dass das Kind nicht in der Nase getestet werden kann. "Die Aussage der Eltern reicht nicht", heißt es weiter. Eltern bekommen wie beim DRK auch mit den Tests die Zettel ausgehändigt, auf denen sie den negativen Test bestätigen müssen. Für Kinder ohne entsprechenden Nachweis gelte ab dem 15. Februar laut Landesverordnung ein Zutrittsverbot für Kitas.
Familien von Pandemie geschützt
Das ist auch in der katholischen Kita St. Marien so, erklärt Leiterin Christiane Zimmermann. "Regelmäßige Kindertestungen sind aus meiner Sicht richtig. Allerdings wären Lutschtests für die Eltern leichter zu handhaben und für die Kinder viel angenehmer", gibt sie zu bedenken. Bisher habe die Elternschaft die Corona-Maßnahmen gut mit getragen, auch wenn viele Familien inzwischen von zwei Jahren Pandemie erschöpft seien. Aber Eltern und Kita-Leitung seien in Sorge vor einem größeren Ausbruch. "Ich meine je früher das Virus entdeckt wird, desto eher kann eine Ansteckung anderer Personen vermieden werden.