Viele tote Wildvögel an Wurster Küste: Sorgen um Vogelgrippe
WURSTER NORDSEEKÜSTE. In der Wesermarsch gibt es derzeit eine ungewöhnlich hohe Anzahl von verendeten Wildvögeln. Gibt es einen Zusammenhang mit der Vogelgrippe?
Von Heike Leuschner und Timo Kühnemuth
Tote Seevögel sind nichts Ungewöhnliches an der Wurster Küste. Normalerweise werden sie der Natur überlassen und nicht von ihren Fundorten entfernt. Als Spaziergänger vor einigen Tagen aber offenbar gleich Dutzende verendete Tiere im Bereich der Wremer Küste fanden, informierten sie die Polizei. Die Vögel wurden anschließend vom Veterinäramt des Landes entfernt - auch mit Blick auf die Vogelgrippe, die in Niedersachsen immer noch grassiert.
Sind es 60 Tiere?
"Die vom Veterinäramt eingesammelten Tiere wurden über die Tierkörperbeseitigungsanstalten beseitigt", berichtet Stephanie Bachmann von der Pressestelle der Cuxhavener Kreisverwaltung. Dass es sich um ungefähr 60 tote und verletzte Tiere gehandelt haben soll, vermochte die Sprecherin nicht zu bestätigen: "Dazu kann keine Angabe gemacht werden, da hierzu keine Daten erhoben werden." Unklar ist auch, woran die an der Wurster Küste gefundenen Vögel gestorben sind. Es sei jedoch davon auszugehen, dass Wildvögel zurzeit auch an der Geflügelgrippe verenden.
Besonders viele tote Wildvögelfunde gibt es derzeit auf der anderen Weserseite. "Gerade im Bereich Butjadingen gibt es zurzeit sehr viele tote Wildvögel", sagt Dr. Norbert Heising, Geschäftsführer des Zweckverbandes Veterinäramt Jade-Weser. Die Zahl der Kadaver, die dort vor allem im Küstenbereich gefunden werden, lägen im dreistelligen Bereich. Die derzeitigen Strömungsverhältnisse im Jadebusen trügen dazu bei, dass gerade im östlichen Bereich Butjadingens viele verendete Tiere angespült werden.
Singvögel nicht betroffen
Im vergangenen Jahr habe man im friesischen Dangast besonders viele tote Vögel entdeckt, diesmal stehe die Bädergemeinde im Fokus des Geschehens. Es seien vor allem Weißwangengänse, die aktuell mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 zu kämpfen haben. "Singvögel sind nicht betroffen - Enten, Möwen und Schnepfen vereinzelt", so Norbert Heising.
Seit Beginn des Vogelgrippe-Geschehens im Oktober 2021 beobachten auch die Veterinäre aus dem Cuxland über den gesamten Landkreis hinweg verendete Wildvögel. "Viele dieser verendeten Tiere waren nicht mit dem Virus infiziert, allerdings ergab das Monitoring bisher vier positive Nachweise bei Wildvögeln, über den gesamten Landkreis verteilt", so Bachmann. "Das bedeutet: Das Virus ist längst in der Wildtierpopulation angekommen und wird sich auch weiter über die Wildvögel ausbreiten." Deshalb mache es auch überhaupt keinen Sinn, alle gefundenen Wildvögel auf die für Vögel gefährliche und ansteckende Erkrankung zu untersuchen.
Aufstallungspflicht gilt
Ziel der Bemühungen des Kreis-Veterinäramtes ist es, zu verhindern, dass das Virus in die Hausgeflügelbestände gelangt. "Da Wildtiere, und hier insbesondere Wassergeflügel, als Reservoir dienen, also das Virus in sich tragen und verbreiten, ohne zwangsläufig selber klinische Symptome zu haben, ist der wichtigste Schutz für unsere Hausgeflügelbestände, diese vor Wildtierkontakt zu schützen", teilt die Landkreis-Sprecherin mit. Aus diesem Grund gilt im Cuxland aktuell eine Aufstallungspflicht als tierseuchenrechtliche Maßnahme. Damit wird ein direkter Kontakt zu Wildgeflügel unterbunden. Aktuell ist nach Landkreis-Angaben kein landwirtschaftlicher Betrieb im Landkreis Cuxhaven von der Geflügelpest betroffen.
Spaziergängern, die tote oder verletzte Tiere finden, empfiehlt Landkreis-Sprecherin Bachmann, den Fundort zu notieren und die Anzahl der Tiere per Mail an das Veterinäramt an veterinaeramt@landkreis-cuxhaven.de zu senden, damit eine entsprechende Bestandsaufnahme für den gesamten Landkreis erfolgen kann. Denn nicht jedes Tier werde vom Veterinäramt aus der Natur entnommen und untersucht. Wichtig: "Die Tiere sollen nicht angefasst oder gar einfangen werden, ansonsten würde dies für Wildtiere extrem viel Stress bedeuten", betont Bachmann.
Zentralnervöse Störungen
Das Kreisveterinäramt weist darauf hin, dass mit der Geflügelpest infizierte Wildvögel in der Regel massive zentralnervöse Störungen wie Kopfkreisen zeigen. "Bei diesen Symptomen ist das Veterinäramt zu informieren", sagt Bachmann. Grundsätzlich würden diese Tiere innerhalb kürzester Zeit sterben, eine Rettung dieser Tiere sei leider nicht möglich.
Das Veterinäramt weist darauf hin, dass Verbraucher grundsätzlich keine Bedenken haben müssen, denn Geflügelfleisch, Eier und sonstige Geflügelprodukte aus betroffenen Beständen werden vernichtet und gelangen nicht auf den Markt. Daher sei der Konsum von Geflügelfleisch, deren Erzeugnissen sowie von Eiern unbedenklich. Beim Umgang mit rohem Geflügelfleisch, Geflügelfleischprodukten und Eiern sollten Hygieneregeln eingehalten und vor dem Verzehr die Empfehlung zum ausreichenden Garen von Geflügelfleisch und Eiern beachtet werden.