
Betreiber zieht zurück: Fernwärme-Pläne in der Cuxhavener Deichstraße gescheitert
Entgegen ursprünglicher Absichten der Forte Energie GmbH wird in Cuxhaven auf der Nord-Süd-Achse zwischen Zentrum und Hafen kein Fernwärme-Rohr verlegt werden. Was dahintersteckt.
Die ursprünglich geplante Verlegung einer Fernwärmeleitung in der Deichstraße wird nicht umgesetzt. Wie die Stadt Cuxhaven jetzt mitteilte, zog sich die Forte Energie GmbH & Co. KG am vergangenen Montag aus den Verhandlungen zurück. Vorausgegangen war ein Ratsbeschluss, den die politische Mehrheit nach erbitterten Diskussionen gefällt hatte.
Zu der Kontroverse im Rat hatte ein später mehrheitlich beschlossener Änderungsantrag der "Koop" (SPD/Grüne und die Fraktion Die Cuxhavener) geführt. Anders als die von Verwaltungsseite gefertigte Beschlussvorlage, formulierte der Antrag eng gefasste Bedingungen, an die eine Vereinbarung zwischen Stadt und der Forte GmbH geknüpft gewesen wäre: Ratsherr Thorsten Larschow (Die Grünen) berief sich auf den noch lange nicht ausdiskutierten städtischen Wärmeplan, als er die am vergangenen Donnerstag die Konditionen der Mehrheitskooperation vortrug.
Einige "Kröten" wären zu schlucken gewesen
Darin befanden sich einige "Kröten", die der Leitungsbetreiber hätte schlucken müssen: Mit dem Ziel, sich als Kommune nicht vorschnell auf einen mutmaßlich dominierenden Anbieter festzulegen, machte es die "Koop" beispielsweise zur Maßgabe, dass Forte keinen Anspruch auf den späteren Betrieb der Leitung in der Deichstraße habe. "Wichtig ist, dass das Netz offen bleibt", betonte Larschow. Anderenfalls sei die gesamte Diskussion, wie man Cuxhaven in Zukunft mit Wärme versorgen wolle, obsolet.

Kritik aus den Oppositionsreihen kam prompt: Als "völlig ideologisch getrieben" bezeichnete FDP-Fraktionsvorsitzender Günter Wichert den Änderungsantrag; ein "Armutszeugnis" sei, wie man politisch mit Investoren umgehe. "Jeder Unternehmer, dem sie das vorlegen", sagte Wichert auf die Forderungen des Änderungsantrages gemünzt, "wird die Tür zuschlagen". Ähnlich hatte sich zuvor der CDU/Die Demokraten-Gruppenvorsitzende Thiemo Röhler geäußert. "Wir glauben an diese Fernwärme", unterstrich Röhler demonstrativ. Wenn man beschließe, was die Kooperation vorgelegt habe, könne er sich allerdings keine Firma vorstellen, die diesen Weg mitgehe.
Sollte das Thema Leitungsbau womöglich "erschlagen" werden? Diesen Verdacht hegten CDU und Die Demokraten, als OB Uwe Santjer gegen Ansprüche von Forte und damit gegen den eigenen Beschlussvorschlag (Wortlaut: "Der Rat beschließt mit der Forte Energie GmbH eine vertragliche Vereinbarung zur Verlegung einer Fernwärmeleitung in der Deichstraße abzuschließen") argumentierte. Die Verwaltungsvorlage wurde dann mit knapper Mehrheit abgelehnt. "Zu einer endgültig beschlossenen und abgelehnten Vorlage kann es keine Änderung geben", argumentierte Röhler, als er erklärte, dass seine Gruppe an der Folgeabstimmung über den Koop-Antrag nicht teilnehmen werde.
Betreiber wollte in letzter Minute einsteigen
Dass das Thema Fernwärmenetz in der vergangenen Woche überhaupt auf der Tagesordnung stand, war einem engen Zeitfenster geschuldet gewesen. Nach den Worten von Stadtbaurat Andreas Eickmann hatte sich die Forte GmbH auf den letzten Metern besonnen, die Arbeiten am Stadtentwicklungsprojekt "Deichband" zu nutzen, um eine 600 Meter lange Leitung in die Erde zu bringen.
Die ursprünglichen Pläne der Forte Energie sahen eine moderne Fernwärmeleitung vor: Stahlrohre des Typs DN 300 mit Wärmedämmung der höchsten Stufe, verlegt in zwei Metern Tiefe. Die Betriebstemperatur sollte 90 Grad Celsius im Vorlauf und 60 Grad Celsius im Rücklauf betragen. Um die Verkehrsbelastung in der stark frequentierten Straße zu minimieren, war eine "Wanderbaustelle" mit Abschnitten von 60 bis 150 Metern geplant.
Doch der Zeitdruck erwies sich als unüberwindbare Hürde. Das "Deichband"-Projekt muss bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Verzögerungen durch zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen waren nicht eingeplant - und genau hier lag das Problem: Die Stadt wollte sicherstellen, dass Anwohner und Gewerbetreibende frühzeitig an das neue Fernwärmenetz angeschlossen werden. Eine nachträgliche Erschließung hätte bedeutet, dass die gerade erst erneuerte Straße erneut aufgerissen werden müsste.
Zukunft ungewiss: Kommt die Fernwärme doch noch?
Mit dem Rückzug von Forte steht die nachhaltige Wärmeversorgung im nördlichen Innenstadtbereich auf der Kippe. Ob es eine spätere Lösung geben wird, ist ungewiss. Nachdem eine solche, wenn überhaupt, nach Umgestaltung der Deichstraße kommt, müsste die künftige Fahrradstraße in so einem Fall wieder aufgerissen werden. Unabhängig davon hat die Stadt ein Problem: Der Druck, die Arbeiten für das Großprojekt "Deichband" fristgerecht durchzuführen, ist auch ohne die Fernwärmeleitung groß.