Alfredo Stoffel, Vorsitzender des Deutsch-Portugiesischen Kulturkreises, setzt sich für das Miteinander der Nationen in Cuxhaven ein und möchte die Geschichte und Mitwirkung der portugiesischen Gemeinde wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Foto: Reese-Winne
Alfredo Stoffel, Vorsitzender des Deutsch-Portugiesischen Kulturkreises, setzt sich für das Miteinander der Nationen in Cuxhaven ein und möchte die Geschichte und Mitwirkung der portugiesischen Gemeinde wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Foto: Reese-Winne
Noch bewusster machen 

Cuxhaven und seine Portugiesen verbinden mehr als 60 Jahre gemeinsamer Geschichte

von Maren Reese-Winne | 31.05.2025

In Cuxhaven lebt eine der größten portugiesischen Gemeinden Deutschlands. Dies möchte der Deutsch-Portugiesische Kulturkreis noch sichtbarer machen - über Folklore und leckeres Essen hinaus. Neben einer Ausstellung entsteht gerade eine Dokumentation.

In den Jahren 1962/63 kamen die ersten Gastarbeiter aus Portugal in die Cuxhavener Reedereien und die Fischindustrie. Ab 1964 und in den darauffolgenden Jahren folgten ihnen - nun auch auf der Basis offizieller Abkommen - sehr viele Frauen und Männer aus ihrer Heimat an die Elbmündung.

Spuren in der Stadt hinterlassen

Die Portugiesen wurden zu einem festen Bestandteil der Cuxhavener Gesellschaft. Die Kinder und Enkel der Pioniere arbeiten heute an vielen Stellen in der Stadt und haben unter anderem die katholische Kirchengemeinde St. Marien mitgeprägt.

Zu Hause in beiden Ländern

Der 1996 gegründete Deutsch-Portugiesische Kulturkreis Cuxhaven arbeitet gerade zusammen mit der Stadt Cuxhaven und dem Museum "Windstärke 10" an einer Dokumentation, die diese mehr als 60-jährige Geschichte und Verbundenheit sichtbar machen und bewahren soll. "60 Jahre danach bilden rund 1500 Portugiesinnen und Portugiesen und viele Deutsche portugiesischer Herkunft in Cuxhaven immer noch eine enge Gemeinschaft. Viele fühlen sich beiden Ländern zugehörig", berichtet Alfredo Stoffel, Vorsitzender des Deutsch-Portugiesischen Kulturkreises.

Ausstellung fördert Bewusstsein für Portugals Befreiung von der Diktatur

Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Bestandteil der Cuxhavener Geschichte und Gesellschaft noch sichtbarer zu machen - über Folklore und leckeres Essen hinausgehend. Den Anfang machte in den vergangenen Tagen eine Ausstellung in der Bürgerhalle des Rathauses zum 25. April, dem Tag der Freiheit. Am 25. April 1974 beendete ein Militärputsch, unterstützt durch die Bevölkerung, friedlich die mehr als 40-jährige Diktatur in Portugal. Ein Jahr darauf, vor 50 Jahren, folgten dort die ersten freien Wahlen seit 1925. Die Revolution markierte außerdem den Beginn einer Demokratisierungswelle in Südeuropa: 1974 und 1975 wurden auch die Diktaturen in Griechenland und Spanien beendet.   

Unverhofft Zeugen der Nelkenrevolution

Der Name "Nelkenrevolution" entstand, weil die Frauen auf den Straßen Nelken in die Gewehrläufe der Militärs steckten (das Ganze übrigens live beobachtet durch eine Besatzung einer Breguet Atlantic aus Nordholz, die in einem Straßencafé durch die Geschehnisse überrascht und sogar für ein paar Stunden interniert wurde, wie Pilot Eugen Klinzmann heute noch zu berichten weiß).

Die hohe Bedeutung dieses Ereignisses für ganz Portugal machte der Präsident der Vereinigung des 25. April, Vasco Correia Lourenço, in einem Grußwort anlässlich der Ausstellung in Cuxhaven deutlich. Die Revolutionäre wollten innerhalb eines Jahres freie Wahlen für eine verfassungsgebende Versammlung erreichen, die allen Bürgern gleiche Bürgerrechte garantieren und die sozialen Errungenschaften der Revolution institutionalisieren sollte.

Für Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden

Die Wahlen am 25. April 1975 ermöglichten die Bildung der verfassungsgebenden Versammlung. Am 2. April 1976 wurde die Verfassung verabschiedet und kurz darauf ein neues Parlament gewählt. Portugal müsse dieses Erbe - Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden - für alle kommenden Generationen garantieren, heißt es im Grußwort. Alfredo Stoffel teilt diesen Anspruch, der gerade angesichts der politischen Entwicklung in vielen Ländern Europas zurzeit wichtiger denn je sei, auch im Namen des Kulturkreises: "Wir sind unparteiisch, aber nicht unpolitisch." 

Nächste Ausstellung schließt sich direkt an

Zur gegenseitigen Verständigung soll auch die nächste Ausstellung beitragen, die ab dem kommenden Freitag (6. Juni) bis zum 15. Juni in der Bürgerhalle zu sehen sein wird und in der es um 60-jährige Geschichte der portugiesischen Gemeinschaft in Deutschland geht. Zu diesem Anlass wird der Deutsch-Portugiesische Kulturkreis auch eine Sammlung von 50 Büchern moderner Jugendliteratur in portugiesischer Sprache an die Stadtbibliothek Cuxhaven übergeben.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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