Alle verfügbaren Fahrzeuge der Feuerwehr wurden zur Evakuierung der Kinder und Erwachsenen eingesetzt. Foto: Larschow
Alle verfügbaren Fahrzeuge der Feuerwehr wurden zur Evakuierung der Kinder und Erwachsenen eingesetzt. Foto: Larschow
Hätte man früher evakuieren sollen?

Sturm in Cuxhaven: Kritik nach "chaotischer" nächtlicher Evakuierung der 400 Kinder

von Lennart Keck | 28.08.2024

Am Wochenende mussten rund 400 Teilnehmer eines Beachhandballturniers in Cuxhaven evakuiert werden. Die Evakuierung mit allerlei Einsatzkräften und freiwilligen Helfern war eine logistische Meisterleistung. Doch es gibt auch Kritik.

Familien suchten Zuflucht in ihren Häusern, Urlauber zogen sich in ihre Hotelzimmer zurück, Restaurantgäste verließen die Terrassen, als eine Böenwalze mit Windgeschwindigkeiten von über 110 Kilometern pro Stunde am Sonnabend über Cuxhaven hinwegfegte. Doch zahlreiche Trainer, Helfer und vor allem die Kinder des Kinder-Beachhandball-Turniers standen fast hilflos vor ihren Zelten, die zum Teil weggeflogen oder unterspült worden waren. Die Folge: Die Veranstaltung musste evakuiert werden.

Zunächst wurde überdachter Schutz in der nahe gelegenen Jugendherberge gesucht. Von dort aus begann etwa zweieinhalb Stunden nach Beginn des Unwetters ab 23.30 Uhr die Evakuierung von rund 450 Personen in die Sporthalle der Berufsbildenden Schulen (BBS).

Die Evakuierung und die Nacht in den BBS Cuxhaven haben diese jungen Handballer aus Minden gut überstanden. Foto: Kramp

Gegen Mitternacht traf der erste Reisebus mit rund 120 Kindern auf dem Wochenmarkt vor den BBS ein. Die Evakuierung stellte eine logistische Meisterleistung zahlreicher Komponenten dar, damit die evakuierten Kinder die Nacht im Trockenen auf Matten und Betten verbringen konnten. 

Die ersten Reisebusse erreichen die BBS Cuxhaven um Mitternacht. Foto: Larschow

Doch neben dem Lob gab es auch Kritik. Hätte eine Evakuierung zu später Stunde verhindert werden können? Ingrid Pursche wohnt nahe der Jugendherberge und habe das Geschehen hautnah miterlebt - und war schockiert. Schon am Vormittag habe sie im Wetterbericht gelesen, dass für 21 Uhr "starke Gewitter und Sturmböen" vorhergesagt waren. "Schaut sich keiner der Verantwortlichen die Wettervorhersage an und reagiert dann entsprechend?", fragt sie sich.

Szenerie habe chaotisch gewirkt

Bei "heftigen Blitzen und schweren Wassermengen" seien die Kinder an ihrer Terrasse vorbei in die Jugendherberge gerannt. Sie ist sich sicher: "Man hätte die Kinder nach der Vorhersage rechtzeitig in Sicherheit bringen müssen. Man jagt doch nicht Kinder bis spät in die Nacht durch die Gegend." Ihrer Ansicht nach habe die ganze Szenerie sehr chaotisch gewirkt.

Hunderte Menschen wurden in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag in die Sporthalle der BBS Cuxhaven gebracht. Foto: Larschow

Gegen 23 Uhr sei dann eine große Kolonne von Autos an der Jugendherberge vorgefahren. Ein Vater (Name der Redaktion bekannt) berichtete, dass die Trainer die Eltern, die zum Teil ohnehin in Cuxhaven waren, gebeten hätten, ihre Kinder abzuholen und mit in ihre Unterkünfte zu nehmen. Alle anderen wurden dann von der Feuerwehr in die Sporthalle gebracht. Gegen halb eins sei dann auch in der Jugendherberge Ruhe eingekehrt, erinnert sich Pursche.

Turnierleitung habe Wettervorhersagen dauerhaft beobachtet

Auf Nachfrage unseres Medienhauses beim Turnierveranstalter, dem Handballverband Niedersachsen-Bremen (HVNB), inwieweit die Wetterprognosen bei den Turnierverantwortlichen angekommen sind, antwortete Geschäftsführer Markus Ernst: "Die Turnierleitung beobachtet die Wettervorhersagen dauerhaft während der gesamten Turniertage."

Generell stünde für den Verband die Sicherheit der Mannschaften und aller Beteiligten im Vordergrund. "Daher wurde auch noch vor der amtlichen Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes und der Katrastophenwarnapp die aus unserer Sicht richtige Entscheidung für eine Evakuierung, mit allen weiteren Folgemaßnahmen, getroffen."

Das DRK brachte Bettdecken, Betten und Verpflegung in die Sporthalle. Foto: Larschow

Die amtliche Unwetterwarnung für die Küstengebiete des Landkreises Cuxhaven wurde vom Deutschen Wetterdienst am Sonnabend um 20.38 Uhr herausgegeben. Etwa 20 Minuten vor Beginn des Unwetters. Warum die Evakuierung trotzdem bis spät in die Nacht dauerte und die Kinder vor dem Regen in die Jugendherberge flüchten mussten, konnte uns der HVNB am Donnerstag nicht beantworten.

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