Energie aus dem Meer: Cuxhaven setzt mit der Energiespundwand im AFH Maßstäbe
Im Alten Fischereihafen Cuxhaven schreiten die Arbeiten an der Energiespundwand voran. Seit dem ersten Rammschlag im März sorgt das Projekt für großes Interesse. Jetzt wurden bei einer Präsentation die Fortschritte und weiteren Pläne vorgestellt.
Im Alten Fischereihafen (AFH) schreiten die Bauarbeiten an der sogenannten Energiespundwand sichtbar voran. Seit dem offiziellen ersten Rammschlag Ende März hat das Projekt großes Interesse geweckt - so groß, dass am Dienstag eine öffentliche Projektpräsentation mit Fachvorträgen stattfand. Ziel ist es, künftig das gesamte Areal des Alten Fischereihafens mit umweltfreundlicher Energie zu versorgen.
Innovative Technik hinter der Kaimauer
Geheizt werden soll künftig mit Wärmepumpen und der neuen Energiespundwand, deren Technik direkt hinter der Kaimauer installiert wurde. Dabei wird Wasser durch Stahlrohre geleitet, die an der Spundwand befestigt sind. Nach dem Prinzip der Geothermie wird dem Meerwasser Wärme entzogen und so Energie gewonnen. Diese soll den gesamten Energiebedarf des Quartiers decken.
Die Absorberrohre beginnen auf Normalnull und reichen bis zu acht Meter tief. So bleiben sie auch bei Niedrigwasser vor starker Abkühlung geschützt. "In dieser Dimension wurde so etwas bisher noch nicht umgesetzt - und schon gar nicht in einem Tidengewässer", erklärt Jörg Staiger, Geschäftsführer der AFH Alter Fischereihafen Cuxhaven GmbH.
Fachpublikum zeigt großes Interesse
Zur Projektvorstellung luden die AFH Alter Fischereihafen GmbH und Future Energy Technologies am Dienstagmorgen Fachpublikum ein. Denn die Technologie, die in Cuxhaven nun kurz vor der Fertigstellung steht, könnte künftig auch in anderen Häfen eine wichtige Rolle spielen.
Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Uwe Santjer stellten Philipp Jouck und Thomas Wind, Geschäftsführer der BRAWO RE Development Münster GmbH / Alter Fischereihafen Cuxhaven GmbH, das Vorhaben vor.
"Hier soll ein neues Zentrum für Cuxhaven entstehen mit 60.000 Quadratmetern Nutzfläche", erklärte Wind. "Schallschutz, Bauen im Bestand und Denkmalschutz stellten uns vor große Herausforderungen - doch genau das macht auch den Charme des Areals aus. Es ist ein Ort mit Historie."
100 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt
Rund 100 Millionen Euro sind allein in den ersten Bauabschnitt geflossen. Bereits im Trockenbau zu erkennen sind die ersten Zimmer des neuen Henri Hotels, das mit 145 Zimmern künftig das größte Hotel der Stadt werden soll und der Rückbau in den übrigen ehemaligen Fischhallen ist ebenfalls abgeschlossen.
Laut Projektträger soll durch die Energiespundwand in 20 Jahren 28.322 Tonnen CO₂ eingespart werden - oder 1416 Tonnen jährlich. Das Projekt umfasst 1200 Meter Kaimauer und 5.000 Quadratmeter Wasserfläche. Laut Erfinder und Patentinhaber Torsten Semmling beträgt die Lebensdauer der Spundwand bis zu 100 Jahre - sie kann im Dauerbetrieb ganzjährig eingesetzt werden. Das System wurde bereits mehrfach mit Innovationspreisen ausgezeichnet. Die Fertigstellung ist noch für dieses Jahr geplant.
Planungen am "Tor zur Welt"
In der Stadtpolitik steht die Entwicklung des Alten Fischereihafens im Fokus. Zuletzt sprachen sich die Mitglieder zweier Fachgremien mehrheitlich dafür aus, dem Verwaltungsausschuss die Aufstellung eines Bebauungsplans "Hafenkopf Alter Fischereihafen" zu empfehlen. Die Frage, wie eine solche Rechtsgrundlage gestrickt sein sollte, hatte im Umwelt- und im Bauausschuss allerdings zuvor für kontroverse Diskussionen gesorgt: Vertreter der CDU/Die Demokraten-Gruppe wandten sich gegen die Idee, künftigen Investoren bei einem Projekt dieser Größenordnung vollkommen freie Hand zu lassen.
Beherbergungsangebote, Gastronomie, Büros, Raum für freie Berufe und (in begrenztem Maße) auch Einzelhandel sollen im Falle einer Bebauung im Bereich des Hafenkopfes entstehen können. Die maximale Gebäudehöhe wäre auf 60 Meter begrenzt - das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.
"Eines der Herzstücke der Stadt"
Oberbürgermeister Uwe Santjer zeigte sich über die Entwicklungen erfreut: "Vor vielen Jahren standen hier schon einmal Bauzäune. Damals hieß es, die Kaimauer sei marode und es bestehe Einsturzgefahr - sogar eine Zuschüttung des Hafenbeckens stand im Raum. Dass jetzt dieses Herzstück der Stadt entwickelt wird, ist toll."


