
Fragen zum Glasfaserausbau in Cuxhaven: Tipps für Einsteiger und Umsteiger
Gerade sind zwei Glasfaser-Ausbauprojekte in Cuxhaven angelaufen. Doch damit ist das schnelle Netz noch lange nicht im Haus. Hinschauen lohnt sich. Wir werfen einen Blick auf die Fragen, die sich jetzt stellen - inklusive Selbsttest der Autorin.
Gerade sind zwei große Glasfaser-Ausbauprojekte in Cuxhaven angelaufen. Das wachsende Netz wird bald verfügbar sein. Aber mit der Leitung vor der Tür ist die Glasfasertechnik noch lange nicht im Haus. Dafür müssen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer aktiv werden. Wir werfen einen Blick auf die Fragen, die sich jetzt stellen - inklusive Selbsttest.
Warum überhaupt Glasfaser-Anschluss?
Immer selbstverständlicher werdende Anwendungen wie Streaming (Medienkonsum über das Internet), Videotelefonie, Home-Office, Smart-Home-Funktionen (Online-Steuerung von Haushaltsgeräten und -technik) oder Gesundheitsdienste brauchen Kapazitäten für stetig fließende Datenströme.
Findet die Umstellung auf Glasfaser automatisch statt?
Nein, Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer müssen einen Hausanschluss aktiv beantragen. Beim Erstausbau gibt es wegen des geringen Zusatzaufwands und aufgrund der Förderkonditionen oft die Möglichkeit, diesen Anschluss kostenfrei zu erhalten. Hierfür sind Fristen zu beachten.
Bin ich an einen Anbieter gebunden?
Das kann sich von Stadtteil zu Stadtteil und sogar von Straße zu Straße unterscheiden. In Deutschland werden privatwirtschaftliche Netzbetreiber - teilweise öffentlich gefördert - mit dem Ausbau des Leitungsnetzes beauftragt. In der Innenstadt Cuxhavens ist dies zurzeit die Glasfaser Nordwest; in den Außenbezirken die Telekom. Die errichtete Breitbandinfrastruktur bleibt im Eigentum des Erbauers, der dafür die Verpflichtung übernimmt, das Netz für mindestens sieben Jahre zu betreiben und es Kunden und Drittanbietern zu marktüblichen Konditionen zur Verfügung zu stellen.
Das Unternehmen Glasfaser Nordwest, ein Anfang 2020 gegründetes Gemeinschaftsunternehmen der EWE und der Telekom, baut in Cuxhaven nur das Netz, um es dann anderen Telekommunikationsanbietern zu gleichen Konditionen zur Verfügung zu stellen (Open Access). Haushalte und Unternehmen können derzeit aus den Angeboten von Telekom, EWE, 1&1, SIT Telekom, MK Netzdienste und Plusnet wählen.

Anders verhält es sich bei den 272 Adressen in Arensch-Berensch, Altenbruch, Lüdingworth und Köstersweg, die im Rahmen des Bundesprogramms "Weiße Flecken" bis Mitte 2027 durch die Telekom angeschlossen werden. Sie müssen ihren Hausanschluss bei der Telekom beantragen, was innerhalb einer festgelegten Frist kostenfrei und unverbindlich ist. Es muss gleichzeitig noch kein Produkt der Telekom gebucht werden. Für die spätere Freischaltung des Anschlusses wird das jedoch nötig sein.
Hausanschluss: Lieber jetzt oder doch später?
Der Breitband-Koordinator der Agentur für Wirtschaftsförderung (Landkreis & Stadt Cuxhaven) Ralf Bruns beschreibt das dortige Vorgehen auf der Seite der Agentur. Die Berechtigten sollten bereits durch die Telekom angeschrieben worden sein. Ein kostenfreier Hausanschluss könne bereits beantragt werden. Am 4. August solle die Vermarktung der Dienstleistungen und Produkte durch die Telekom beginnen. Informationsveranstaltungen seien vorgesehen.
Ein Verzicht auf den kostenlosen Hausanschluss kann teuer werden; je nach Bauaufwand kann ein späterer Anschluss die Verbraucher eine vier- bis fünfstellige Summe kosten. Der Blick auf die Karte verrät, dass viele Grundstücke im ländlichen Raum über sehr lange Zufahrten verfügen.
Welche Adressen sind förderfähig?
Förderfähige Adressen des Programms "weiße Flecken" sind bei der Agentur für Wirtschaftsförderung auf einer Karte einsehbar. Wichtig: Eine Förderung in Gebieten mit erfolgtem Breitbandausbau ist ausgeschlossen. Diese gelten bereits als versorgt. Das gilt schon für recht große Teile des Cuxhavener Stadtgebiets. Der Breitbandatlas Niedersachsen zeigt das anschaulich.

Wie erfahre ich, ob ich schon Glasfaser nutzen kann?
Die Recherche mit Straße und Hausnummer erfordert Fleißarbeit. Auch die Verbraucherzentrale kennt kein anderes Rezept, als auf den Homepages der Anbieter jeweils einzeln die Adressdaten einzugeben.


Die Recherche der Autorin zur eigenen Adresse ergab dabei ein äußerst inhomogenes Bild: Telekom und Deutsche Glasfaser vermeldeten, dass Glasfaser weder verfügbar noch an einen Ausbau gedacht sei. Auch Plusnet konnte kein Angebot vorlegen.

Grünes Licht hingegen bei 1&1: Bei den angebotenen Glasfaser-DSL-Verträgen handelt es sich allerdings um eine Kombination aus Glasfaser (bis zum Straßenrand) und Kupferkabel (ins Haus) unter Anwendung eines beschleunigenden technischen Verfahrens. Ein echter Glasfaser-Anschluss ist das nicht.

EWE schließlich meldet: "Optimal gelaufen." Glasfaser sei verfügbar. Der Haken versteckt sich im Kleingedruckten: Vor dem Start müsste erst noch der Hausanschluss zum Preis von 799 Euro hergestellt werden. Das zeigt: Geduld und Abwägen sind bei der Anbietersuche unabdingbar.
Welche Rechte gelten bei Vertragsabschluss und Kündigung?
Die Verbraucherzentrale (verbraucherzentrale.de) nennt Anhaltspunkte:
Verträge nur abschließen, wenn der Sieger der Ausschreibung feststeht.
Genau schauen, ob im eigenen Wohngebiet eine Auswahl zwischen verschiedenen Anbietern überhaupt möglich ist.
Ein Glasfaseranschluss kann erstmals zum Ende der Vertragsmindestlaufzeit ordentlich gekündigt werden; als Zeitpunkt des Vertragsschlusses gilt meist die Auftragsannahme; unabhängig davon, ob zu dem Zeitpunkt schon der Zugang ins Netz möglich war.
Was, wenn sich der Ausbau verzögert?
Für eine dann zulässige außerordentliche Kündigung müssen Verbraucher dem Anbieter eine angemessene Frist setzen, innerhalb derer dieser die vereinbarte Leistung doch noch erbringen muss. Als Beispiel nennt die Verbraucherzentrale eine Frist von ein bis zwei Monaten, wenn ein Ausbau innerhalb der nächsten sechs Monate angekündigt wurde, aber nicht erfolgt ist.

Wie geht es für die bislang unversorgten Regionen weiter?
Laut Ralf Bruns sind die noch etwa 11.500 unversorgten und förderfähigen Adressen im Landkreis Cuxhaven im 3. Quartal 2024 zur Ausschreibung gebracht worden. Es handle sich dabei um Bereiche in den Samtgemeinden Börde Lamstedt, Land Hadeln und Hemmoor sowie den Gemeinden Beverstedt, Loxstedt, Hagen im Bremischen und Wurster Nordseeküste.
