"Cux-Hub" als Quartiers-Zentrum: Das sind die Pläne für Cuxhavens neues Wohnquartier
In Cuxhaven entsteht ein zukunftsweisendes Wohnquartier: "Südlich Westerwischstrom". Das Konzept verspricht nicht nur ein lebendiges Viertel, sondern auch eine innovative Quartiersgarage, die als Zentrum dienen soll. Doch es gibt Herausforderungen.
Mit einem einstimmigen Signal an den Rat hat der Bauausschuss am Montagabend (24. November 2025) den Weg freigemacht für das nächste große Stadtentwicklungsprojekt Cuxhavens: das neue Wohnquartier "Südlich Westerwischstrom". Erstmals stellten die Sieger des städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbs - der Dortmunder Städteplaner Joachim Sterl ("postwelters + partner") und der Kasseler Landschaftsarchitekt Ernst Bauermann (RB+P) - ihren Entwurf öffentlich vor. Ein lebendiges, grünes und weitgehend autoarmes Viertel soll in den kommenden Jahren zwischen Friedrich-Clemens-Gerke-Turm und Theodor-Heuss-Allee entstehen.
Der Rat hatte im März 2024 beschlossen, die rund 121.000 Quadratmeter große Fläche zu entwickeln. Im geplanten Quartier sollen überwiegend Mehrfamilienhäuser, ergänzt um Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäuser, entstehen - mit Schwerpunkt auf bezahlbarem Wohnraum. Zudem wird am nordwestlichen Rand parallel die neue Feuerwehrhauptwache gebaut.

Sterl betonte im Ausschuss, das Gebiet sei "ein Lückenschluss mit hoher landschaftlicher Qualität", der verschiedene Siedlungstypen miteinander verbinde. Ein prägendes Element bleibe der zu erhaltende Röhrichtstreifen, der das Quartier gliedert und zugleich den naturnahen Charakter bewahrt.
Eine wichtige Rolle im Entwurf spielt das Natur- und Wassersystem des Geländes:
- Die Planer nutzen bestehende Gräben und die Topografie, um ein modernes, schwammstadtähnliches Konzept zu realisieren.
- Wasser soll dezentral versickern, zurückgehalten und für die Bewässerung genutzt werden.
- Mehrere offene Sammlungs- und Rückhaltebereiche, darunter ein kleiner Teich, prägen die Freiraumstruktur.
Herzstück und Mobilitätsdrehscheibe
Im Mittelpunkt der Planung steht ein Element, über das am Montagabend (24. November 2025) besonders intensiv diskutiert wurde: der sogenannte "Cux-Hub" - eine Quartiersgarage mit rund 400 Stellplätzen, die nicht nur Parkhaus, sondern soziales Zentrum sein soll. Bauermann erklärte: "Der Hub ist nicht einfach nur eine Garage. Er soll ein Zentrum des Quartiers sein, mit Fahrradabstellbereichen, Reparaturstation, Gemeinschaftsräumen, vielleicht sogar kleinteiligem Gewerbe wie einem Bäcker oder Kiosk." Das Gebäude soll auf allen vier Seiten aktive Nutzungen haben - "keine Rückseite", wie Bauermann betonte.

Der Ansatz: Das Auto verschwindet aus dem Wohnumfeld. Bewohnende dürfen zwar zum Entladen kurz vorfahren, parken aber anschließend im Hub. Dadurch entfallen Einfahrten, Garagen und Straßenraum - zugunsten von Grün, Spiel- und Aufenthaltsflächen.
Politisch löste das große Zustimmung aus - aber auch Fragen. Ausschussvorsitzender Enak Ferlemann (CDU) stellte die "entscheidende Praxisfrage": "Wer baut denn den 'Cux-Hub'? Ein solches Gebäude kostet Geld. Wie soll das funktionieren, wenn es zu Beginn noch gar keine Bewohner gibt?"
Die Planer räumten ein, dass dies eine Herausforderung sei. Es gebe Modelle mit kommunaler Trägerschaft oder privaten Betreibergesellschaften, im süddeutschen Raum bereits erprobt. Die Verwaltung kündigte an, hier "Neuland beschreiten" zu müssen. Stadtbaurat Andreas Eickmann ergänzte: "Diese Quartiersgarage ist ein wesentlicher Dreh- und Angelpunkt der gesamten Planung. Wir müssen eine tragfähige Betreiberstruktur finden - das wird uns intensiv beschäftigen."

Sechs Höfe als Leitidee - flexibel und durchgrünt
Ein zweites prägendes Element sind die sechs Wohnhöfe, die wie Module funktionieren. Je nach Bedarf können dort Reihenhäuser, Kettenhäuser, Stadtvillen oder Mehrfamilienhäuser platziert werden. Bauermann: "Das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Jede Hofmitte ist ein grüner, gemeinschaftlich nutzbarer Raum - fast autofrei, kommunikativ und identitätsstiftend."

Mehrere Ratsmitglieder sprachen kritische Punkte an:
- Barrierefreiheit: Ratsherr Lars Mickeleit (FDP) warnte, Menschen mit Gehbehinderung könnten durch die längeren Wege benachteiligt werden. Bauermann beruhigte: Barrierearme Beläge, rollatorfreundliche Wege und die Möglichkeit, bis zur Haustür vorzufahren, seien selbstverständlich. Behindertenstellplätze würden im späteren B-Plan festgelegt.
- Grünflächen: Ratsherr Rüdiger Kuhrmann fragte, wie die umfangreichen Grünflächen langfristig gepflegt werden sollen. Eickmann räumte ein: "Ohne Kümmerer funktioniert es nicht." Moderne, pflegearme Grünkonzepte und möglicherweise hofbezogene Verantwortlichkeiten könnten Lösungen sein.
- Kinderbetreuung: Besonderen Nachdruck legte SPD-Ratsherr Michael Stobbe auf die Kinderbetreuung: "Die geplante Kita muss zuerst gebaut werden - nicht zum Schluss. Wenn die Familien kommen, muss die Betreuung stehen." Die Planer bestätigten, auch aus städtebaulicher Sicht sei die Kita ein früher Baustein.
Einstimmiges Votum für schnelle Weiterarbeit
Am Ende war die Zustimmung im Ausschuss eindeutig. Enak Ferlemann formulierte: "Wir brauchen Wohnraum. Wir sollten keine Zeit verspielen. Das Konzept ist modern, ungewohnt - aber genau richtig für Cuxhaven." Der Ausschuss empfahl dem Rat einstimmig, die Siegerbüros mit der Ausarbeitung des Bebauungsplans zu beauftragen. Bis Mitte 2027 könnte der rechtskräftig sein - vorausgesetzt, alle Beteiligten arbeiten im "Bauturbo-Modus".