
Schule am Meer: Grundstücksentscheidung in Cuxhaven bis zur letzten Minute spannend
Wie wichtig ist es, wo genau der 40-Millionen-Euro-Neubau für die Schule am Meer in Cuxhaven einmal stehen wird? Die Politik steht vor einer Zerreißprobe, denn es geht auch um einen Stadtteil und seine Entwicklung.
Wo es nun hingeht für die Schule am Meer, ist auch nach der Sitzung des Kreisschulausschusses am Dienstag noch nicht entschieden; der Ball liegt nun bei der Stadt Cuxhaven. Mit einem einstimmigen Beschluss hat der Ausschuss allerdings am Dienstag Druck gemacht: Die Mitglieder wollen für den Neubau ein Grundstück von mindestens 29.500 Quadratmetern, und sie wollen es schnell.
29.500 Quadratmeter, das entspricht dem Maß, das der Landkreis als nötige Größe errechnet hat, um alle räumlichen Anforderungen der Förderschule GE (Geistige Entwicklung) zu erfüllen. "Wenn es eine richtig gute Schule sein soll, und das wollen wir", verdeutlichte Dezernent Friedhelm Ottens. Das Grundstück neben der Schule in Döse sei zu klein, wenn die Stadt an den bisherigen städtebaulichen Vorhaben festhalte.
Fraktionen und Gruppen positionieren sich
Deshalb hätten beide Verwaltungen mit Landrat Thorsten Krüger und Oberbürgermeister Uwe Santjer an der Spitze die Alternative auf der grünen Wiese in Süder-/Westerwisch - neben der noch zu planenden neuen Hauptfeuerwache - erarbeitet, so Ottens. Dieser Variante hat die Mehrheitskooperation im Rat der Stadt vergangene Woche schon eine Absage erteilt, während sich die Gruppe CDU/Die Demokraten inzwischen einstimmig dafür ausgesprochen hat.
Für viele ist Standort nicht das Wichtigste
Dass mit zunehmender Distanz zur Kreisstadt die Leidenschaft für den Standort abnimmt, wurde spürbar, als Jürgen Wintjen, Vorsitzender des Kreis-Inklusionsbeirats, nach einer Gegenüberstellung von Pro- und Kontra-Kriterien fragte. Die gebe es nicht, so Vorsitzender Axel Quast (CDU): Es gehe um 29.500 Quadratmeter, egal wo, solange es schnell gehe: "Das sind die Kriterien." Auch Lasse Weritz (CDU), der jahrelangen Standortsuche müde, wollte keine Grundstücksfragen mehr abwägen. Die Anbindung an die Stadt sei auch in Süder-/Westerwisch erfüllt, auch sei dort bereits ein Bauleitverfahren angeschoben, was einen schnelleren Ablauf verspreche.
"Der Standort Döse geht nur, wenn die Stadt mehr Fläche herausrückt", stellte Ulla Bergen, SPD-Abgeordnete im Rat der Stadt, fest. Als sie bat, die Einschätzung des regionalen Landesamts für Schulen und Bildung (früher Landesschulbehörde) zu hören, stellte sich heraus, dass Referentin Verena Claßen und Kollege Lars Mittelstädt den Sachverhalt am vergangenen Donnerstag aus der Zeitung erfahren hatten. "So können wir uns nicht positionieren", sagte Verena Claßen.
"Heißen wir jetzt Schule unter dem Funkturm?"
In der Elternschaft soll es nach Information unseres Medienhauses seit der sechsten oder siebten Planänderung in zehn Jahren brodeln, auch was den Standort angeht. Frauke Plettner-Müller aus Otterndorf hatte es mit ihrem Sohn Jannes Max (17) in die Ausschusssitzung im Gymnasium Langen geschafft und sagte: "Wir Eltern sind es leid, uns das immer wieder anzuhören."
Als sie im Februar vor dem Kreishaus demonstriert hätten, habe ihnen Landrat Thorsten Krüger zugesagt, dass die Schule komme. Aber dort? "Heißen wir Schule am Meer oder Schule unter dem Funkturm?" fragte Frauke Plettner-Müller und wies auch auf die "supergute" Kooperation mit der Döser Schule hin. Die Schulklasse ihres Sohnes sei sogar zusammen mit einer der Döser Schule auf Klassenfahrt gegangen; die Kontakte bestünden noch heute. Der neue Standort fühle sich "wie abgeschoben" an.
Vor allem schnell müsse es gehen, unterstrich sie mit Hinweis auf die haarsträubenden Bedingungen in der Außenstelle in der alten Wichernschule, wo Lehrkräfte die Schüler mangels Fahrstuhl tragen müssten und die Turnhalle bei Gewitter nicht betreten werden dürfte.
Landkreis hat als Bauherr abschließend das Sagen
Die Ausschussmitglieder konstatierten, dass am Ende der Landkreis als Bauherr entscheide, wo gebaut werde. Die Stadt müsse entscheiden, welches Grundstück sie zur Verfügung stelle. Sollte sie das nicht schaffen, könnten auch Verhandlungen mit einer anderen Gemeinde in den Raum treten. So jedenfalls wird es im Text des Beschlusses ausgedrückt, dem der Ausschuss einstimmig zustimmte. Als Favorit wird darin das Grundstück am Fernmeldeturm genannt; "sollte es Entscheidungen der Stadt geben, die es woanders möglich machen, sind wir schnell dabei", stellte Friedhelm Ottens in Aussicht.
Nach Ansicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Rat, Thiemo Röhler, wären damit alle sonstigen Entwicklungschancen für den Stadtteil Döse gestrichen, was Wohnraum und Nahversorgung angehe. Die Gruppe CDU/Die Demokraten habe sich daher einstimmig positioniert und unterstütze den Vorschlag der Verwaltungen: "Die Schule bekommt einen Neubau, in dem alle Wünsche umgesetzt werden, das kann nur gut werden", so Röhler. Das Areal sei innenstadtnah und der Bau schnell umzusetzen: "Wir brauchen eine Lösung, die auch mal klappt, und nicht immer nur Versprechungen."
Nächste Woche geht es Schlag auf Schlag
Hinter den Kulissen wird in den Fraktionen und Gruppen des Rats heiß diskutiert. Am Dienstag, 6. Juni, tagen im großen Ratssaal der Schul- und Sportausschuss, der Ausschuss für Stadtentwicklung und der Finanzausschuss gemeinsam. Die Verwaltung bereitet dafür eine Vorlage zur Schule am Meer vor.
Am Mittwoch, 7. Juni, beginnt um 16 Uhr die entscheidende Kreistagssitzung. Eltern haben angekündigt, mit Plakaten zur Stelle zu sein.

