
Japanische Organistin fasziniert in Otterndorf mit Klangzauber an der Gloger-Orgel
Die japanische Organistin Mari Fukumoto entführt die Zuhörer in Otterndorf in eine Welt der Klangfarben. Die Gloger-Orgel offenbart ungeahnte Facetten und verspricht weitere musikalische Entdeckungen. Ein Abend, der den Zuhörern in Erinnerung bleibt.
Klangzauber - so hatte Mari Fukumoto ihr Konzert am Sonnabend an der Gloger-Orgel der St. Severi-Kirche in Otterndorf betitelt. Und Klangzauber war es dann auch wirklich, was die japanische Organistin dem Instrument mit Musik von Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel und Felix Mendelssohn-Bartholdy entlockte.
Wer gemeint hatte, schon wenige Tage zuvor beim "Festlichen Osterkonzert" von Prof. Wolfgang Zerer die Orgel in ihrer ganz Vielfalt gehört zu haben, musste nun zugestehen: Mari Fukumoto hat dieser Vielfalt wieder noch ganz andere Akzente gegeben. Und wenn das gerade fertig restaurierte Instrument in nächster Zeit in den Fokus so manches namhaften Interpreten und mancher Interpretin rückt, sollte man sich an Mari Fukumotos Satz am Ende ihres Konzertes erinnern. An Klangfarben, so hatte sie gesagt, berge die Orgel noch viel mehr, als sie mit ihrem Spiel habe zeigen können.
Bach-Werk an den Anfang gesetzt
Dass auch die Japanerin, wie schon Wolfgang Zerer (der in Hamburg ihr Lehrer war), die Flötenregister der Gloger-Orgel für sich entdeckt hat, zeigte sie in Johann Pachelbels "Ciacona in f", einem vielgestaltigen Variationenwerk, und vor allem auch in Bachs Partita über "Christ, der du bist der helle Tag". Mit dem an den Anfang gesetzten großen Bach-Werk, der "Toccata, Adagio und Fuge C-Dur" WV 564, war gewissermaßen ein so fulminanter wie überwältigender Konzert-Einstieg garantiert. Die einleitenden Pedalpassagen gelten bekanntlich als die großartigsten der gesamten Orgelliteratur überhaupt und sind eine Herausforderung für die Interpreten. Bei Mari Fukumoto war das alles sehr klar, nie überhastet und hatte ungemein viel Kontur. Das an Vivaldische Streicherbehandlung erinnernde Adagio bot dann der Interpretin viel Gelegenheit zu einer facettenreichen Klang-Ausgestaltung.
Natürlich hatte der das Konzert moderierende Prof. Martin Böcker recht, wenn er in diesem Orgelwerk Bachs eine Zusammenführung norddeutscher und italienischer Kultur sah. Man könnte auch sagen: nord- und südeuropäischer Kultur. Bezüge wiederum zu Johann Sebastian Bach hat die Konzert beschließende "Sonate Nr. 4 -Dur, op. 65/4" von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Letzterer gilt mit seiner Aufführung der "Matthäus-Passion" als Wiederentdecker Bachs. Dass ihn historische Orgeln begeisterten und er auf der Silbermann-Orgel in Rötha viel Bach gespielt hat, darauf verweist auch Böcker in seiner kurzen Werkeinführung.
Gastprofessorin an Universität in Berlin
Mari Fukumoto, derzeit Gastprofessorin an der Universität der Künste in Berlin, entfaltet in dieser Mendelssohn-Sonate noch einmal die beeindruckende Kunst ihres Orgelspiels und die besondere Sensibilität für die ganz unterschiedlichen Facetten des auf der Gloger-Orgel zu verwirklichenden Klangs. Am Rande des Konzertes war zu hören, dass die international gefragte Japanerin im nächsten Jahr eventuell an der Wilde-Schnitger-Orgel in Lüdingworth konzertieren wird. Man darf gespannt sein.
St. Severi mit seiner Gloger-Orgel ist übrigens am Freitag, 22. August 2025, auch Konzert-Ort im Rahmen des "Musikfest Bremen". Dann gibt es ein Orgelkonzert des amerikanischen Organisten Nathan Laube. Prof. Thomas Alberth, der Intendant des Musikfestes, war am Sonnabend unter den Zuhörern. Ihm galt der Gruß des Orgelförderverein-Vorsitzenden Jan Hardekopf zu Beginn des Konzertes. Der ganz besondere Dank aber galt an diesem Nachmittag der ehemaligen Generalbundesanwältin Prof. Monika Harms, die Mari Fukumotos Orgelkonzert gesponsert hatte.
Von Ilse Cordes