Vor der „Martinsklause“ verläuft eine kleine Terrasse über die gesamte Länge des Gebäudes, die von Wildkräutern überwuchert ist. Teile der Anlage scheinen in Kürze auf den Bürgersteig abzurutschen. Foto: Potschka
Vor der „Martinsklause“ verläuft eine kleine Terrasse über die gesamte Länge des Gebäudes, die von Wildkräutern überwuchert ist. Teile der Anlage scheinen in Kürze auf den Bürgersteig abzurutschen. Foto: Potschka
Ehemalige Gaststätte beim Lehfeld

Ein Stück Getto-Atmosphäre in Cuxhaven: "Martinsklause" verfällt vor aller Augen

von Jens Potschka | 31.07.2024

Ein "Schandfleck" an der Kreuzung Südersteinstraße/Grodener Chaussee ist die ehemalige Gaststätte "Martinsklause". Das Gebäude verfällt täglich ein Stück mehr. Auch das unmittelbare Umfeld zum Lehfeld vermittelt einen heruntergekommenen Eindruck.   

Einst war die Gaststätte "Martinsklause" an der Grodener Chaussee 2 eine gern aufgesuchte Adresse. Vor allen Dingen die Freunde des Kegelsports schätzten die Gastronomie mit ihrer angeschlossenen Kegelbahn, auf der auch Turniere ausgetragen werden konnten. Bis vor einigen Jahren hielt dort auch die Cuxhavener SPD regelmäßig Veranstaltungen ab. Das weitläufige Wohngebiet Lehfeld, in dem viele Arbeiter mit ihren Familien ihr Zuhause haben, schließt sich unmittelbar an.

Ein "Schandfleck" an der viel befahrenen Kreuzung Südersteinstraße/Grodener Chaussee ist die einst im Schweizer Stil erbaute "Martinsklause". Das Gebäude verfällt täglich ein Stück mehr. Foto: Potschka

Über viele Jahre war dieser Ort ein zentraler Treffpunkt im Quartier: In den vergangenen Jahren wurde der Stadtteil mit vielen Millionen Euro durch einige groß angelegte Sanierungs- und EU-Förderprojekte in die Neuzeit katapultiert. Aktuell wird gerade die Ditmar-Koel-Straße aufwendig saniert. Nach der Fertigstellung könnten dort neue Wohnhäuser entstehen, denn alle alten Gebäude wurden bereits abgerissen.

Von der Stirnseite der Ditmar-Koel-Straße ist gut zu erkennen, dass hier viel Platz für ein neues Wohngebiet mitten in der Stadt vorhanden ist. Foto: Potschka

"Martinsklause" in Cuxhaven: Gebäude hat seinen Zenit überschritten

Auch die gleich um die Ecke gelegene "Martinsklause" hat ihren Zenit längst überschritten. Vor aller Augen verfällt das einst im Schweizer Stil errichtete Gebäude Jahr für Jahr ein Stück weit mehr. Ein direkt angrenzendes Nachbargebäude war derart verfallen, dass es über Monate "zur Gefahrenabwehr" mit einem Bauzaun eingerüstet werden musste. Die städtische Bauverwaltung hat das Gebäude im Fokus. Vor einigen Wochen wurde der Anbau von einem in Altenbruch ansässigen Unternehmen abgebrochen. Noch sind nicht alle Spuren des Abrisses beseitigt.

Das an die "Martinsklause" angrenzende Nachbargebäude wurde kürzlich abgerissen, weil seine "Standfestigkeit" nicht mehr gewährleistet war. Foto: Potschka

Wie eine Anfrage unseres Medienhauses bei der Stadtverwaltung ergab, wurde der Cuxhavener Eigentümer vom Bauordnungsamt kontaktiert. Letzteres widmet sich unter anderem der Pflege der städtischen Baukultur. Per Verfügung wurde der Eigentümer aufgefordert, das nicht mehr standfeste Nachbargebäude abzureißen. Der Aufforderung ist der Eigentümer mittlerweile nachgekommen.

Stadt Cuxhaven erteilte wohl Genehmigung für Nutzung als Lager

Doch wie geht es jetzt mit der "Martinsklause" weiter? In einem der Fenster der unbewohnt wirkenden ehemaligen Gaststätte hängt ein offizielles Schriftstück der Stadt Cuxhaven. Darin wird dem Antragsteller eine "Nutzungsänderung der Kegelbahn der Gaststätte 'Martinsklause′ in ein Lager" genehmigt. Die vom Fachbereich Planen, Stadtentwicklung und Bauen bei der Stadt Cuxhaven ausgestellte Genehmigung wurde allerdings schon im September des Jahres 2019 ausgestellt. Das Schreiben hängt demnach schon knapp fünf Jahre in dem Fenster und der Zahn der Zeit nagt weiter an dem Haus.

Ein Stück Getto-Atmosphäre rund um die Cuxhavener "Martinsklause"

Wer von der erwähnten Ditmar-Koel-Straße aus um die einstige "Martinsklause" geht, dem offenbart sich direkt gegenüber des Ritzebütteler Friedhofs ein Stück Getto-Atmosphäre. Etliche Ziegelsteine liegen direkt vor dem Gebäude auf dem Boden. Die Wände sind feucht, Teile des Farbanstrichs und der Fassade sind abgeblättert. Diese Tristesse wird durch einen alten silberfarbenen Opel unterstrichen, der gleich neben dem rückwärtigen Eingang abgestellt wurde. Auch das Auto ohne amtliches Kennzeichen ist verfallen. Die Windschutzscheibe ist eingedrückt und zersplittert. Die Scheibe des Fahrersitzes fehlt gänzlich, im Fahrzeuginneren herrscht ein großes Durcheinander.

Hinter der "Martinsklause" steht ein zurückgelassener Opel ohne amtliches Kennzeichen. Der Wagen weist Spuren von brachialer Gewalt auf. Foto: Potschka

"Martinsklause" in Cuxhaven: Front-Terrasse in totaler Schieflage

Wer die "Martinsklause" weiter umrundet, der gelangt an den ehemaligen Haupteingang, der mittlerweile von Wildkräutern überwuchert ist. Vor der Häuserfront verläuft eine kleine Terrasse über die gesamte Länge des Gebäudes. Wer etwas genauer hinschaut, der kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Teile dieser Anlage im nächsten Augenblick ins Rutschen geraten und damit direkt auf dem davor verlaufenden Bürgersteig beziehungsweise Radweg landen könnten.    

Die Stadt Cuxhaven will das Gebäude nach Angaben ihres Pressesprechers Marcel Kolbenstetter weiter im Auge behalten. Wenn sich der Zustand der "Martinsklause" weiter verschlechtern sollte, könnte die Bauordnungsbehörde erneut tätig werden.

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

jpotschka@no-spamcuxonline.de

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