Die einstigen Wohnungen der insolventen Nord Wohnen Portfolio 1 (hier in der Gorch-Fock-Straße/Ecke Hermann-Allmers-Straße) haben den Besitzer gewechselt: Die Deutsche Zinshaus GmbH hat den Bestand erworben. Foto: Reese-Winne
Die einstigen Wohnungen der insolventen Nord Wohnen Portfolio 1 (hier in der Gorch-Fock-Straße/Ecke Hermann-Allmers-Straße) haben den Besitzer gewechselt: Die Deutsche Zinshaus GmbH hat den Bestand erworben. Foto: Reese-Winne
161 Wohnungen in Döse

Nach Besitzerwechsel in Cuxhaven: Kommen bald Dutzende Wohnungen wieder an den Markt?

von Maren Reese-Winne | 09.10.2024

Wer ist die Deutsche Zinshaus GmbH, die vor einigen Tagen den Ankauf von 161 Wohnungen in Döse angekündigt hat? Das fragen sich nicht nur die Mieter. Oberbürgermeister Uwe Santjer sieht im Verkauf durchaus Chancen für den angespannten Wohnungsmarkt.

Wer ist die Deutsche Zinshaus GmbH, die in der vergangenen Woche den Ankauf von 161 Wohnungen in Döse angekündigt hat? Das fragen sich nicht nur die Mieter. Es geht um ein Wohnquartier mit knapp 10.500 Quadratmetern Gesamtmietfläche auf 15.800 Quadratmetern Grundstück aus dem Bestand der Nord Wohnen Portfolio 1, einer insolventen Tochtergesellschaft der Omega AG.

Insolvenzverfahren bereits im Februar eröffnet

Die Deutsche Zinshaus, die nach eigenen Angaben "für gute und bezahlbare Wohnqualität" steht, beschreibt den Bestand: Das Ensemble sei zwischen 1924 und 1958 errichtet worden und bestehe aus acht einzelnen Liegenschaften, verteilt auf drei Straßen mit 27 Hauseingängen. Für die Wohnungen im Feldweg (Hausnummern 10, 14 und 16), in der Gorch-Fock-Straße (Hausnummern 10, 12, 14, 15, 17, 19, 21, 28, 30) und der Hermann-Allmers-Straße (Hausnummern 6, 8, 10, 12, 12A, 14, 16, 22, 24, 26, 28, 30, 35, 37, 39) hatte das Amtsgericht München am 26. Februar 2024 das Insolvenzverfahren eröffnet.

Kein Leben hinter vielen Fensterscheiben: Ein Viertel des Bestands ist derzeit nicht vermietet. Foto: Reese-Winne

Hoher Leerstand ist unübersehbar

Die zwischen 46 und 120 Quadratmeter großen Wohnungen seien in den vergangenen Jahren überwiegend umfangreich modernisiert worden. Jedoch seien nur rund 75 Prozent vermietet, was auf die fehlende Bewirtschaftung durch den bisherigen Eigentümer zurückzuführen sei, so die Käuferin. Der hohe Leerstand unübersehbar. An den Fenstern fehlen Vorhänge, auf Klingelschildern und Briefkästen ist an manchem Eingang nur noch ein Name vorhanden.

Fehlende Namensschilder an den Briefkästen deuten auf den Leerstand hin. Foto: Reese-Winne

Wohnungen für die Cuxhavener Bevölkerung

Um die 40 Wohnungen, die perspektivisch wieder fit gemacht und vermietet werden können - das ist für eine Stadt wie Cuxhaven mit ihrer bekannten Wohnraumknappheit eine Hausnummer. Oberbürgermeister Uwe Santjer verbindet mit dem Verkauf des Bestands einiges an Hoffnung und signalisiert einen Vertrauensvorschuss an den Käufer.

Zittern um Wasserversorgung bewegte Mieter

In der Vergangenheit waren die Mieterinnen und Mieter ordentlich gebeutelt worden. Die Nord Wohnen Portfolio hatte die von den Mietern entrichteten Nebenkosten nicht an den Versorger EWE weitergeleitet und war nicht mehr erreichbar - nicht mal, als EWE-Vertreter direkt vor der Haustür standen. Erst eine durch die EWE und die Bewohner errungene Vereinbarung hatte die Wasserversorgung gesichert.

Er verspreche sich für die Betroffenen, dass eine Erreichbarkeit künftig wieder gegeben sei, so Uwe Santjer. Von besonderem Interesse sei aber auch die Neuvermietung. "Wir wissen alle, wie schwierig es ist, kurzfristig neuen Wohnraum zu erstellen. Cuxhaven braucht gerade angesichts der Neuansiedlungen in den nächsten Jahren ein gutes Angebot." Es handle sich hier um ein attraktives Wohnumfeld. Die Wohnungen sollten der Cuxhavener Bevölkerung erhalten bleiben. Er gehe davon aus, dass der Käufer Besitzer der Anlage bleiben wolle und keinen Ausverkauf anstrebe.

Kein Leben hinter vielen Fensterscheiben: Ein Viertel des Bestands ist derzeit nicht vermietet. Foto: Reese-Winne

Investor spricht von Wertschöpfungspotenzial

Die Deutsche Zinshaus spricht von einem "signifikanten Wertschöpfungspotenzial". Die Mieten im Quartier lägen zum Teil deutlich unter den ortsüblichen Vergleichswerten. Insbesondere durch einen Leerstandsabbau ergebe sich noch Spielraum nach oben. Die Liegenschaften lägen nur rund 500 Meter von der Ostsee (sic, gemeint ist sicher die Elbe) und der Cuxhavener Innenstadt entfernt. Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgungseinrichtungen, Kitas und Schulen, gastronomische und Freizeitangebote sowie der ÖPNV seien fußläufig in wenigen Minuten erreichbar. Es handle sich um eine familienfreundliche und beliebte Wohnlage in Cuxhaven, Deutschlands größtem Seeheilbad und aufstrebender Wirtschaftsstandort etwa für erneuerbare Energien, Tourismus und Pharmazie/Medizin.

Luxusmodernisierung wird abgelehnt

Die Deutsche Zinshaus GmbH wurde im Jahr 2010 durch die Brüder Moritz und Philipp Kraneis gegründet. Der Bestand liegt derzeit laut Homepage bei mehr als 350 Liegenschaften mit mehr als 4500 Wohneinheiten - mit Trend nach oben. Weiter heißt es: "Dabei agieren wir stets langfristig und stellen unsere Mieter in den Fokus unseres Handelns." Durch Renovierungen und Modernisierungen sollten Betriebskosten optimiert und mehr Wohnqualität für die Mieter geschaffen werden. Gegen Privatisierungsansätze oder Luxusmodernisierungen grenzt sich das Unternehmen ab und ergänzt: "Unsere Wohnungen sind und bleiben für den Mittelstand erschwinglich."

Die Wohnungen scheinen zum Schluss aufgrund des Insolvenzverfahrens nicht mehr aktiv vermietet worden zu sein.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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