
Nach dem Brückenabriss: So reagieren die Cuxhavener auf die Veränderung am Slippen
Seit der Abriss der Betonbrücke am Slippen den Blick auf Hafen und Lotsenviertel freigibt, entfaltet sich eine neue Dynamik in Cuxhaven. Anwohner und Passanten entdecken ungeahnte Aussichten und teilen ihre Erwartungen an das Deichband-Projekt.
Wer von der Innenstadt in Richtung Hafen unterwegs ist, erlebt im Bereich des Slippens eine völlig neue Optik: Wo einst die markante, aber wenig frequentierte Betonbrücke den Blick versperrte, öffnet sich nun eine freie Sicht auf das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee (WSA) sowie das Maritime Sicherheitszentrum. Auch vom Hafen aus betrachtet, ergibt sich eine neue Perspektive: Das Lotsenviertel rückt ins Blickfeld. Seitdem das Abrissunternehmen Bodo Freimuth aus Bülkau die Brücke Mitte Dezember 2024 abgebrochen hat - eine vorbereitende Maßnahme im Zuge der Deichband-Planungen - hat sich das Stadtbild in diesem Bereich sichtbar verändert. Unser Medienhaus hat mit Anwohnern und Passanten über ihre Eindrücke und Erwartungen gesprochen.
"Viel freier und aufgeräumter"
Friseurmeister Holger Pfeiff, dessen Salon direkt am Ende der Deichstraße 41 gegenüber des Slippens liegt, begrüßt die Veränderung: "Das ist hier alles viel freier und aufgeräumter, seitdem die Brücke verschwunden ist. Ich verstehe gar nicht, warum manche Leute sich in den sozialen Medien so negativ äußern. Man sollte neuen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen sein." Zudem hat Pfeiff die Nutzung der Brücke über Jahre beobachtet und stellt fest: "Ich habe täglich gesehen, wie viele Leute da hinübergegangen sind, das konnte man an einer Hand abzählen. Die steilen Treppen waren für viele ältere Fußgänger oder junge Leute mit Kinderwagen ein großes Hindernis. Ich finde die neue Situation viel schöner und freue mich schon auf das, was noch kommt."

"Verbindung zwischen Hafen und City ist wieder da"
Auch Rechtsanwalt und Notar Timm Weiß - ebenfalls direkter Anlieger - sieht die neuen Sichtachsen positiv: "Wenn man über den Platz in Richtung Hafen schaut, wirkt alles weiter und offener. Die Brücke hat die Deichstraße optisch und physisch vom Hafen getrennt. Jetzt ist diese Trennung weg und wir haben eine Verbindung zurückgewonnen. Ich freue mich wirklich sehr auf das Deichband-Projekt." Besonders gut gefällt Timm Weiß, dass die neue Gestaltung die maritime Atmosphäre des Areals unterstreicht. Die Optik erinnert ihn jetzt eher an einen "großstädtischen Hafen" mit dem modern gestalteten Kubus des Maritimen Sicherheitszentrums und den neuen Sichtachsen. "Der aktuelle Zustand mag noch provisorisch wirken, aber alles, was in der Deichstraße passiert, ist besser als der Ist-Zustand."

"Ohne Hindernis zur Alten Liebe"
Spaziergängerin Rosemarie Hurtz genießt die neue Offenheit: "Wir werden uns schnell daran gewöhnen. Ich empfinde es als gut, dass diese Öffnung da ist und man jetzt diesen geweiteten Blick hat. Jetzt können wir ohne Hindernis zur Alten Liebe gehen."
Auch Ulrike Werwarth sieht Potenzial und bezieht klar Position: "Ich würde das ganze Gebiet komplett für Fußgänger und Fahrradfahrer gestalten", sagt die Cuxhavenerin und legt nach: "maximal morgens bis 10 Uhr Anlieferverkehr und ausnahmslos E-Autos, ansonsten sollte die Deichstraße als Fußgängerzone gestaltet werden. In diesem touristisch geprägten Gebiet wäre das die beste Lösung."
"Sehr vielversprechend, was noch kommt"
Fußgängerin Rosa Dörbaum-Holtmann zeigt sich mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen optimistisch: "Man muss sich erst daran gewöhnen. Aber die Pläne für das Deichband sind aus meiner Sicht vielversprechend. Da dürfen wir wohl noch einiges erwarten."
Die nicht repräsentative Umfrage zeigt: Die neue Optik bringt ungewohnte, aber auch reizvolle Perspektiven. Mit den weiteren Maßnahmen im Rahmen des Deichband-Projekts stehen nun die nächsten Schritte an, die die Deichstraße weiter aufwerten und ihre Bedeutung als Verbindung zwischen Stadt und Hafen stärken sollen. Im Sommer soll mit der Baumaßnahme zunächst im Bereich des Slippens begonnen werden.
