
Antrag für Cuxhaven-Sahlenburg: 40 neue Kitesurfer-Parkplätze entfachen Widerstand
Ein Antrag für zusätzliche Kitesurfer-Parkplätze im Nationalpark Wattenmeer in Cuxhaven-Sahlenburg entfacht hitzige Debatten. Während Befürworter den Verkehrsfluss verbessern wollen, warnen Kritiker vor Umweltschäden und Sicherheitsrisiken.
Im hochsensiblen Naturraum des UNESCO-Weltnaturerbes und des Nationalparks Wattenmeer prallen in Sahlenburg regelmäßig unterschiedliche Interessen aufeinander: Strandurlauber, Reiter, Hundebesitzer und vor allem Wassersportler suchen hier ihren Platz - und oft auch einen Parkplatz. In der jüngsten Ortsratssitzung in Sahlenburg entfachte nun ein CDU-Antrag neue Debatten: Die Fraktion fordert, die ursprünglich geplanten 40 Kiter-Stellplätze hinter dem Restaurant "Kliff" um weitere 40 zu ergänzen. Der Ortsrat stimmte dem Antrag mehrheitlich zu - doch es regt sich Widerstand.
"Parken unter Bäumen” mit Rundkurs
Unter dem Projekttitel "Parken unter Bäumen" hatte der Cuxhavener Landschaftsarchitekt und Jagdpächter Stephan Haan eine grobe Skizze entworfen, die vorsieht, dass Kiter ihre Fahrzeuge über die bestehende Rampe beim Restaurant "Kliff" ins Gelände fahren - und über einen Rundkurs durch den angrenzenden Wernerwald wieder auf die Wernerwaldstraße zurückkehren. Die weiteren 40 Parkplätze sollen entlang der Rampe und des Waldweges in wassergebundener Bauweise entstehen - möglichst baumschonend, wie es aus der CDU-Fraktion heißt.

Fraktionsvorsitzender Herbert Kihm betonte: "Es geht nicht darum, hier Wald zu roden. Wir wollen bestehende lichte Flächen nutzen und dafür sorgen, dass der Verkehr besser fließt - ganz ohne Gegenverkehr." Die geplante Fläche sei zudem durch das Forstamt Harsefeld als grundsätzlich pachtfähig bewertet worden. Ein weiterer Baustein der CDU-Idee: Ein umzäunter Hundewald, um den durch Deichbau verlorenen Hundeauslauf am Strand zu kompensieren.
Grüne: "Völlig überdimensioniert”
Kritik kam vor allem von Bündnis 90/Die Grünen. Ortsratsmitglied Marike Penner hielt dem Antrag eine animierte Darstellung entgegen, die 100 gleichzeitig aktive Kitesurfer im Sahlenburger Revier zeigt. "Ich habe dort in den letzten Wochen nie mehr als 20 gesehen. Wenn hier 100 Wassersportler gleichzeitig kiten, dann vertüdeln die sich", sagte sie. "Warum muss ein Nationalpark für Parkplätze zerstört werden? Das schadet dem Waldboden und den Bäumen - die erste Waldreihe wäre bald weg."

Ihr Fraktionskollege Manfred Wendl warnte vor den Folgen für die Sicherheit und die Umgebung: "Es entstehen Unfallrisiken für Kinder und Hunde, wenn man rückwärts ausparken muss. Außerdem wird ein stark frequentierter Spazierweg zum Parkplatz - ein Verlust für Familien und Erholungssuchende." Zudem habe der hügelige Untergrund des Waldrands eine Windschutzfunktion für den angrenzenden Campingplatz, die verloren ginge.
Diskussion über Sicherheit und Wegeführung
Auch Stadtbaurat Andreas Eickmann dämpfte Erwartungen: "Ein befestigter Rundweg braucht acht Meter Breite - und das in teilweise morastigem Sandboden." Zudem müsse der Weg für Feuerwehrfahrzeuge befahrbar sein, was einen massiven Ausbau erfordere. "Ein bisschen Schotter reicht da nicht." Zugleich verwies er auf die jahrzehntealten Kiefern entlang des Wegs: "Wenn man den Weg ausbaut, wird man in den Baumbestand eingreifen müssen - das sollte offen benannt werden."

Sebastian Schlagmann (Die Cuxhavener) versuchte zu relativieren: "Manche Bäume müssen ohnehin aus Altersgründen gefällt werden. Und mit einem Schranken- und Buchungssystem könnten wir den Verkehr besser steuern - etwa drei Stunden vor und nach Hochwasser." Die CDU-Fraktion hatte zudem angeregt, vorhandene Wegeabschnitte wie den Plattenweg neben dem "Kliff" zur Mitnutzung freizugeben - gegen Gebühr.
Mehrheit stimmt CDU-Antrag zu
Letztlich folgte die Mehrheit im Ortsrat dem CDU-Antrag - bei zwei Gegenstimmen der Grünen. Ob und wie sich das Projekt umsetzen lässt, ist nun Aufgabe der Stadtverwaltung. Gespräche mit dem Forstamt sollen aufgenommen werden.
Die Diskussion um das Gleichgewicht von Naturschutz und Nutzungsdruck im Nationalparkgebiet wird damit nicht beendet - sie beginnt jetzt erst richtig.