
"Inzwischen weit gediehen": Planung der Parkplätze in Cuxhaven-Sahlenburg kommt voran
Zwischen den Wellen und dem UNESCO-Weltnaturerbe kämpfen Kitesurfer in Cuxhaven-Sahlenburg um Parkplätze. Die Lösung ist nicht nur eine Frage von Flächen, sondern von Naturschutz und Infrastruktur. Und sie birgt unvorhergesehene Herausforderungen.
In der jüngsten Sitzung des Sportausschusses der Stadt Cuxhaven, die unter dem Vorsitz von Ortsbürgermeister Thomas Brunken (CDU) im Vereinsheim des MTV Lüdingworth stattfand, rückte ein komplexes Thema erneut ins Zentrum der Diskussion: die Schaffung von Parkplätzen für Kitesurfer am Sahlenburger Strand. Die Thematik beschäftigt Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit seit Monaten - und ist ein Paradebeispiel für das Spannungsfeld zwischen Naturschutz, Tourismusentwicklung und funktionaler Infrastrukturplanung im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der Teil des UNESCO-Weltnaturerbes ist.
"Die Planung ist inzwischen weit gediehen. Die 40 Parkplätze sollen auf der ehemaligen Bundeswehrfläche hinter dem Kliff entstehen, ergänzt durch eine Be- und Entladezone sowie abschließbare Aufbewahrungsboxen für die Sportausrüstung", erläuterte Stadtbaurat Andreas Eickmann. Die Verwaltung arbeitet derzeit an einer Lösung, die sowohl die funktionalen Bedürfnisse der Wassersportler als auch die hohen naturschutzfachlichen Anforderungen erfüllt. "Der Bereich liegt im hochsensiblen Übergang von der bewaldeten Geest über Dünen ins Watt - das gibt es so nur einmal in Niedersachsen", so Andreas Eickmann weiter.
Kompromisse unter Druck
SPD-Ratsherr Andreas Wichmann brachte einen Antrag ein, der über die bisherigen Planungen hinausgeht. Er forderte, bis zur Fertigstellung des Deichs ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das die Zahl der dauerhaft nutzbaren Parkplätze für Kitesurfer auf 80 erhöht. "Wenn keine weiteren Flächen in der Nähe gefunden werden, muss der derzeitige Parkplatz vor dem Strandübergang für die Wassersportler erhalten bleiben", forderte Wichmann. Der Antrag fand im Ausschuss Beachtung, wurde so aber nicht zur Abstimmung gestellt.

Verwaltungsintern stößt diese Forderung auf rechtliche und planerische Hürden. Viele der bestehenden Parkflächen in Sahlenburg - etwa entlang der Wernerwaldstraße oder in der Oskar-von-Brock-Straße - sind öffentlich gewidmet und dürfen laut Straßenverkehrsrecht nicht exklusiv bestimmten Nutzergruppen wie Kitern vorbehalten werden.
Schutzgebiet mit besonderen Regeln
Eine zentrale Rolle im Diskurs spielt der Umstand, dass das gesamte Planungsgebiet im Nationalpark liegt. Anja Stute, Leiterin der städtischen Naturschutzbehörde, machte eindrücklich klar: "Wir reden hier nicht über irgendeinen Küstenabschnitt - wir befinden uns mitten im UNESCO-Weltnaturerbe. Jeder Eingriff muss kompensiert, jeder Quadratmeter Natur mit höchster Sorgfalt behandelt werden." Laut Stute müssen durch den Deichbau bis zu 5000 Quadratmeter Dünenfläche aufgewertet oder ersetzt werden. Der Raum vor dem Kliff sei daher für Ausgleichsmaßnahmen unverzichtbar.

"Wenn wir dort zusätzlich asphaltieren, verlieren wir nicht nur Naturfläche - wir verlieren auch das landschaftliche Erlebnis. Wer künftig am Kliff sitzt, wird sonst auf Parkplätze statt aufs Watt blicken", warnte Anja Stute. Zudem entstünden durch den neuen Deichbau ganz neue Sichtachsen und Verkehrsflüsse, die heute noch nicht vollständig abschätzbar seien. "Die Topografie verändert sich massiv - das erzeugt neue Risiken im Mischverkehr von Autos, Fahrrädern und Fußgängern."
Eine sensible Lösung wird gesucht
Ratsherr Rüdiger Kurmann (Freie Wähler) regte an, die geplanten 40 Parkplätze bereits vor Abschluss des Deichbaus in Betrieb zu nehmen. "Wenn vorn keine Fahrzeuge mehr stehen dürfen, müssen wir doch gerade während der Bauphase Alternativen bieten", argumentierte er. Auch Thomas Brunken zeigte Verständnis für die Perspektive der Nutzer, betonte aber die Notwendigkeit eines langfristig tragfähigen Gesamtkonzepts.
Am Ende der Diskussion fasste der Sportausschuss folgenden Beschluss: "Der Rat möge beschließen: Der geplante Kiterparkplatz, mit 40 Stellplätzen im Wernerwald, wird spätestens mit Fertigstellung des Deichs in Betrieb genommen, sodass er vollumfänglich genutzt werden kann. Weiterhin ist bis zur Fertigstellung des Deichs ein Konzept zu erstellen, um den gesamt zur Verfügung stehenden Parkbereich für die Wassersportler um 40 Stellplätze auf insgesamt 80 dauerhaft nutzbare Parkplätze in einem Umkreis bis zu 300/500 Metern von der Kitesurferzone zu erweitern."

Die Diskussion zeigte deutlich: Ein einfaches Entweder-oder zwischen Naturschutz und Nutzung ist hier nicht möglich. Vielmehr ist eine kleinteilige, gestufte Planung erforderlich, bei der auf jedes Detail Rücksicht genommen werden muss - von der Entwässerung der Flächen bis zur Filterung potenzieller Schadstoffe, die durch Parkflächen in den Nationalpark gelangen könnten.
Wassersportzentrum soll weiterentwickelt werden
Einigkeit bestand zumindest in einem Punkt: Dass Sahlenburg sich mit seiner neu ausgewiesenen Kitezone zu einem der wichtigsten Wassersportzentren an der niedersächsischen Nordseeküste entwickeln soll, ist unbestritten. Auch die Beteiligung des Cuxhavener Deichverbands, des NLWKN, der Nationalparkverwaltung und der Stadtverwaltung signalisiert den politischen Willen zur kooperativen Lösung.
Wie diese letztlich konkret aussieht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen - nicht zuletzt im Rahmen der noch ausstehenden Planfeststellung für den neuen Dünendeich. Bis dahin wird die Debatte weitergehen - sachlich, streitbar und im Spannungsfeld zwischen Weltnaturerbe und Wellenreitern.