
Am Slippen: Was bedeutet der Abriss der Fußgängerbrücke für Cuxhavens Hafenareal?
Die geschwungene Fußgängerbrücke am Slippen ist Geschichte. Dieser markante Abriss eröffnet ein neues Kapitel für Cuxhavens Hafenareal und erzählt von einer Stadt, die sich stets neu erfindet. Was bringt das neue "Deichband"-Projekt?
Cuxhaven verändert sich - wieder einmal. Wer in diesen Tagen am Ende der Deichstraße steht, blickt auf ein Provisorium. Dort, wo noch bis vor ein paar Wochen die geschwungene Fußgängerbrücke über den Slippen führte und die beiden Deichseiten miteinander verknüpfte, wird offensichtlich: Hier wird in Kürze definitiv weiter gebaut.
Der Brückenabriss im Dezember 2024 markiert das vorläufige Ende eines Bauwerks, das seit 1986 das Bild des Hafengebiets prägte. Doch dieser Ort verändert sich immer wieder. Der Slippen, ein historischer Durchlass im Deich, war über Jahrhunderte Dreh- und Angelpunkt des Hafenlebens. Mit dem Großprojekt "Deichband für Cuxhaven" beginnt nun das nächste Kapitel seiner langen Geschichte.
Was bedeutet eigentlich "Slippen"?
Der Begriff Slippen stammt übrigens aus dem niederdeutschen Sprachraum und hat seinen Ursprung im Deichbauwesen. Slippen bedeutet "schleifen" oder "gleiten" - eine treffende Bezeichnung für eine Auffahrtrampe, über die einst Heu, Strandgut oder Waren transportiert wurden. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass der Slippen in Cuxhaven bereits 1816 existierte und Badegästen den Zugang zur Alten Liebe erleichterte. Eine feste Brücke für Fußgänger kam allerdings erst 1929 hinzu.

Ein Ort im ständigen Umbruch
Seit jeher war der Slippen eng mit dem wirtschaftlichen Auf und Ab der Stadt verbunden. Bereits in den 1790er-Jahren begannen erste Schiffszimmermeister damit, Werftbetriebe im Bereich des Ritzebüttler Schleusenpriels anzusiedeln. So erhielt 1792 der Schiffbauer Georg Klemeke die Erlaubnis, einen Werftplatz "in der Bucht beim Magazinhause" einzurichten. Auch andere Namen wie J. J. Elfers und Johann Christian Bufe sind mit der frühen Schiffsbaugeschichte Cuxhavens eng verknüpft.
Während des 19. Jahrhunderts wuchs das Areal am Slippen zu einem Zentrum der maritimen Wirtschaft heran. Werften bauten Schiffe für den aufkommenden Handelsverkehr. Die Verbindung zu den Britischen Inseln durch die sogenannten "Packet-Boats" steigerte die Nachfrage nach Reparaturkapazitäten. Allerdings war das Geschäft von Höhen und Tiefen geprägt: Die Franzosenzeit und wirtschaftliche Rückschläge führten zu häufigen Besitzerwechseln der Werften.
Im 20. Jahrhundert stand nicht mehr der Schiffbau, sondern die Infrastruktur im Fokus. In den 1920er-Jahren wurde der Slippen neu gestaltet und 1929 mit einer ersten Eisenbrücke versehen. In den 1980er-Jahren wurde die Anlage abermals umgebaut: 1982 sorgte der geplante Abriss der Toilettenanlage am Slippen für hitzige Debatten im Rat der Stadt, bevor 1986 schließlich die geschwungene Fußgängerbrücke errichtet wurde - das Bauwerk, das nun weichen musste.
Die Brücke ist Geschichte - was kommt jetzt?
Mit dem Abriss der Betonbrücke im Dezember 2024 schließt sich ein weiteres Kapitel. Das Hafenareal soll im Rahmen des mit erheblichen Fördermitteln finanzierten Großprojektes "Deichband für Cuxhaven" neu gestaltet werden. Unser Medienhaus berichtete bereits mehrfach ausführlich über die Details.

Die genauen Pläne sehen unter anderem eine Umgestaltung der Deichstraße zur Fahrradstraße vor, auf der allerdings auch weiterhin Pkw zugelassen werden. Mit den vorbereitenden Bauarbeiten wurde bereits begonnen. So wurde Mitte der zurückliegenden Woche der nicht mehr zum Hochwasserschutz benötigte Deich an der Konrad-Adenauer-Allee gleich neben dem NPorts-Gebäude in einer Länge von etwa 16 Metern aufgebrochen. Im Sommer 2025 soll mit den Bauarbeiten für das Deichband offiziell begonnen werden.
Slippanlagen gibt es auch heute noch am Ritzebüttler Schleusenpriel
Auch wenn das heutige Cuxhaven nicht mehr von Werften und Werftarbeitern geprägt ist, bleibt der Slippen ein Ort, der von seiner Geschichte erzählt - von mutigen Schiffsbauern, aufstrebenden Hafenprojekten und einem Stadtbild, das sich immer wieder neu erfindet. Deshalb wird im Zuge der kommenden Bauarbeiten auch ein altes Fluttor im Bereich des Slippens gestalterisch in Szene gesetzt. Wer sich also in Zukunft am Ende der Deichstraße umsieht, blickt nicht nur auf eine neue "Uferlandschaft" mit Deich zum Flanieren, sondern auf einen Schauplatz bewegter Stadtgeschichte.
Und Slippanlagen gibt es im Bereich des Ritzebüttler Schleusenpries nach wie vor einige. In unmittelbarer Nähe zum Verwaltungsgebäude von Niedersachsen Ports gibt es eine große Arbeitsrampe an der Stirnseite des Hafenbeckens. Nur einige Meter weiter verfügt auch die Boots- und Schiffswerft Cuxhaven über eine Slippanlage. Auch diese Werft, gegründet im Jahr 1935, gehört zu einem der älteren Werftstandorte in der Stadt am Tor zur Welt. Die Bezeichnung Slippen für das Areal am Kopf der Deichstraße wird wohl auch, nach dessen Neugestaltung, im Volksmund erhalten bleiben.
