
So funktioniert das mit dem Rohrnetz in Altenwalde: Nicht nur das Geld setzt Grenzen
Wenn beim Wasserversorgungsverband Hadeln die Fehlermeldung eingeht, liegt der Grund häufig in Altenwalde; erst am vergangenen Sonntag geschah es wieder: Rohrbruch in Altenwalde-Nord. Im Ortsrat wurden kürzlich Hintergründe erklärt.
Es passierte zur Mittagszeit am 2. Weihnachtsfeiertag 2023: Am Knotenpunkt Hauptstraße/Köthnerweg/Franzenburger Weg platzte die Hauptleitung, viele Haushalte standen ohne Wasser da; Beeinträchtigungen waren bis in entlegene Ortsteile zu spüren. Das Ereignis blieb kein Einzelfall. Nach zwei weiteren Rohrbrüchen an der Hauptstraße im September 2024 im Abstand von zwei Tagen wollte der Ortsrat in seiner jüngsten Sitzung Hintergründe erfahren.
Vor vollen Zuhörerreihen in der Geschwister-Scholl-Schule informierte der Geschäftsführer des Wasserverbands Land Hadeln, Florian Heitsch, über die Lage in Altenwalde, dem Sorgenkind des Verbandsgebiets.
Auf einen Schlag geben viele Rohre auf
Bis vor rund zehn Jahren sei das anders gewesen. Nun scheinen die Leitungen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht zu haben: "Zum einen liegt das am Material, zum anderen an der höheren Belastung." Die fast alle gleichzeitig in den 60-er bis 80-er Jahren verlegten Rohre könnten jedoch nicht alle in einem Zug ersetzt werden.
Kummer bereiteten in Altenwalde die rund 25,5 Kilometer noch verbauter Asbestzementleitungen. 99 Kilometer des gesamten Versorgungsnetzes (rund 444 Kilometer) bestünden noch aus Asbestzement, knapp 126 Kilometer aus PVC und 219 aus PE (Polyethylen).
Nachdem zum Ende des Jahres 2023 noch die Hangstraße Kattensteen in Altenwalde-Nord bei einem Rohrbruch massiv abgesackt war, bekamen es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wasserversorgungsverbands 2024 kurz nacheinander mit drei weiteren großen Rohrbrüchen zu tun: am 22. August in Wanna, am 31. August an der bekannten Stelle an der Hauptstraße in Altenwalde und am 2. September an der Bushaltestelle Robert-Koch-Straße/Hauptstraße. Im gesamten Verbandsgebiet ereigneten sich bis November 2024 53 Rohrbrüche, 22-mal waren Hausanschlüsse betroffen.

Häufig geht es nur noch per Hand weiter
Für die Beschäftigten des Verbands und die Mitarbeiter der Tiefbaufirmen ist jeder Großschaden ein Déjà-vu-Erlebnis: Nach dem "Abschiebern" (die Schadensstelle vom Netz trennen und das Wasser umleiten) müssen sie sich mit Baggern, häufig auch per Hand, vorsichtig in die Tiefe vorarbeiten. Zuletzt war das in der Nacht zum vergangenen Montag in der Hermann-Löns-Straße der Fall.
Brachiales Vorgehen kommt nicht in Frage
Eine Arbeit, die Sensibilität verlangt, denn im Laufe der Jahrzehnte sind über dem in etwa einem Meter Tiefe verlaufenden Rohrnetz massenweise andere Leitungen verlegt worden: Gas, Glasfaser, Strom - "alles ist komplett überbaut und man weiß nicht, was tot ist und was nicht", erläuterte der Fachmann. Besonders an der Hauptstraße habe in dem Gewirr der Bagger kaum eingesetzt werden können.
Vorbeugender Austausch ist utopisch
Florian Heitsch zeigte Verständnis dafür, dass dem Ortsrat und der Bevölkerung in Altenwalde der vorbeugende Austausch der Leitungen nicht schnell genug gehen kann. Eine Gesamtsanierung sei jedoch utopisch: Zum einen könne nicht das gesamte Budget nur hier investiert werden, zum anderen fehle schlichtweg das Fachpersonal: Die zwei bis drei zur Verfügung stehenden Tiefbaufirmen seien schließlich nicht nur für seinen Verband, sondern für alle Anbieter und private Auftraggeber im Einsatz.
Auf der Verbandsversammlung wurde Ende November beschlossen, für die Jahre 2025 und 2026 rund 2,83 Millionen Euro für den Bau neuer Rohrleitungen als Darlehen aufzunehmen und eine neue Kolonne im Verband zu bilden. Auch dort wurde jedoch gleichzeitig auf das weiter bestehende Problem der praktischen Umsetzung hingewiesen.
Gleichwohl werde in Altenwalde stetig investiert, machte Heitsch deutlich: Von den sechs Millionen Euro, die von 2020 bis 2024 in die Netzerneuerung geflossen seien (18,5 Kilometer PE-Leitungen), seien rund 2,09 Millionen in Altenwalde gelandet. Vier weitere Projekte seien für den Ort bereits in Planung.

Immer drei Rohrbrüche geben das Signal
In den Fokus rücke ein Gebiet immer nach drei Wasserrohrbrüchen in kurzer Zeit. So wie in der Straße Querflaggen, wo danach die Sanierung des gesamten Gebiets vorgezogen wurde. Nach den drei bekannten Vorfällen an der Hauptstraße wolle Verband nun auch dort tätig werden, aber das müsse gut geplant sein: "Wir wissen kaum noch, wo wir die Leitungen hinlegen sollen." Vorbeugend sei inzwischen die Druckverteilung im Netz überprüft und im Bereich der Hauptleitung von 4,5 auf vier bar gesenkt worden.
Einsatzkräfte sind schnell und ausdauernd
Eines sei unstrittig, so Ortsbürgermeister Ingo Grahmann: Bei der schnellen Behebung der Schäden gäben die Einsatzkräfte wirklich alles, auch an Feiertagen. Dabei müssten bei den komplizierten Verhältnissen oftmals zwölf bis 16 Stunden für die Freilegung der Bruchstelle und die Reparatur kalkuliert werden. An der Hauptstraße waren die Männer im August bis fünf Uhr morgens im Einsatz.
Nach dem Flicken muss das Leitungsnetz sehr vorsichtig wieder befüllt werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Allgemein bergen Baumaßnahmen das größte Risiko für die strapazierten Rohre.