Die Mieterinnen und Mieter im Hochhaus im John-Brinckman-Weg 5 (rechts im Bild) sind gebeten worden, am Freitag und Sonnabend ihre Türen zu öffnen, damit 360-Grad-Aufnahmen gemacht werden können - aber sie müssen nicht alles zulassen. Foto: Reese-Winne
Die Mieterinnen und Mieter im Hochhaus im John-Brinckman-Weg 5 (rechts im Bild) sind gebeten worden, am Freitag und Sonnabend ihre Türen zu öffnen, damit 360-Grad-Aufnahmen gemacht werden können - aber sie müssen nicht alles zulassen. Foto: Reese-Winne
Update zur angedrohten Stromsperre 

Wohnungen in Cuxhaven-Süderwisch: Erste stattliche Mietforderungen schüren Sorgen

von Maren Reese-Winne | 24.07.2025

Müssen wir unsere Wohnungen öffnen, damit Fotos gemacht werden können? Bleiben unsere Wohnungen bezahlbar? Was sie aktuell in ihrem Wohnviertel beobachten, besorgt viele Mieterinnen und Mieter der K1 Holding (einst Alpha Real Estate) in Süderwisch.

"Wir hatten ja gehofft, dass wir aufatmen können - aber wir fürchten, dass alles nun noch schlimmer wird": Das sagen Mieterinnen und Mieter aus Süderwisch, die in einer der Wohnungen aus dem früheren Bestand der Alpha Real Estate wohnen. Sie sorgen sich um ihre Zukunft im Stadtteil.

Gerüchteküche blüht

Seit sie im Februar brieflich über den Besitzerwechsel von der Alpha Real Estate zur K1 Holding beziehungsweise zur Cux Portfolio Residential GmbH informiert worden seien, blühe die Gerüchteküche. Eigentlich bezugsfertige Wohnungen blieben leer, während anderswo renoviert werde und vereinzelt schon Käufer durch noch bewohnte Wohnungen geführt würden.

"Selber zu renovieren, traut sich niemand mehr"

Ihre eigenen Schadensmeldungen würden derweil ignoriert und Serviceleistungen blieben aus. "Dabei bezahlen wir Leistungen wie die Treppenhausreinigung oder die Pflege der Außenanlagen mit unseren Nebenkostenzahlungen mit." Marode Treppenanlagen, Sperrmüll im Flur, Wasser im Keller, defekte Klingeln - all das werde seit Monaten nicht repariert. In den geradezu kommunikationsfreien zwei Jahren nach dem Verkauf von der TAG Immobilien an die Alpha Real Estate hätten viele Mieter in ihrer Not die dringendsten Renovierungsarbeiten selbst und auf eigene Kosten durchgeführt. "Aber das traut sich niemand mehr, weil er nicht weiß, wie es weitergeht", berichtet eine Mieterin. "Der Schimmel wuchert, wir haben Silberfischchen noch und nöcher."

Schon wieder Stromsperre angekündigt

Größte Sorge bereiten den Bewohnerinnen und Bewohnern aber drei aktuelle Ereignisse in dieser Woche: So warnten an der Haustür mindestens eines Wohnblocks Zettel zum wiederholten Mal vor einer Sperre der Gemeinschaftsstromversorgung durch die EWE Netz, und zwar bereits für den 23. Juli (Mittwoch). Die EWE konnte am Donnerstag den Sachverhalt noch nicht aufklären.

Projektleiterin Svenja Neumann von der K1 Holding hörte am Donnerstag aufgrund unserer Nachfrage zum ersten Mal von der angekündigten Stromsperre und versicherte: "Wir haben in dieser Angelegenheit keinerlei Rechnungen respektive Mahnungen vorliegen. Wir werden diesen Sachverhalt selbstverständlich unverzüglich mit unserer beauftragten Hausverwaltung vor Ort, Tuchscherer & Savu, diskutieren." Sie vermutete, dass der Ball bei der EWE liegt und der Fall durch Schwierigkeiten hinsichtlich der Zählerummeldung entstanden sein könnte.

Für die EWE ist die TAG Immobilien GmbH immer noch Vertragspartner

Die Sperrandrohung wurde tatsächlich nicht in die Tat umgesetzt. Unternehmenssprecher Dietmar Bücker konnte am Freitagmorgen Licht ins Dunkel bringen: Informationen der EWE zufolge soll für den betreffenden Stromzähler am John-Brinckman-Weg 21 bis heute die TAG Grebensteiner Immobilien GmbH als Vertragspartner der EWE eingetragen sein. Dies habe aktuell Außenstände im vierstelligen Bereich generiert. Da EWE auf zugestellte Mahnungen keine Rück-Post erhalten habe, gehe das Unternehmen weiterhin davon aus, dass die TAG Grebensteiner Immobilien GmbH sein Vertragspartner sei.

Bücker: "Es besteht bislang kein Kontakt zwischen einem möglicherweise neuen Eigentümer beziehungsweise dessen Hausverwaltung und EWE. Wir sind derzeit aber in Klärung, ob an die Stelle der TAG Grebensteiner Immobilien GmbH ein neuer Eigentümer getreten ist. Aus diesem Grund hat EWE zunächst beim Netzbetreiber EWE NETZ eine Stornierung der Sperrung veranlasst. Sollte ein neuer Eigentümer seinen Zahlungsverpflichtungen dann korrekt nachkommen, wäre eine Sperrung auch weiterhin ausgeschlossen."

Bei einer Sperrandrohung für die Gemeinschaftsanlage gehe es im übrigen immer um die Stromversorgung der Gemeinschaftsbereiche, nicht um die Versorgung der einzelnen Wohnungen. Bücker ergänzt: "Grundsätzlich weisen wir darauf hin, dass wir es sehr bedauern, dass die häufigen und intransparenten Eigentümerwechsel für die Mieterinnen und Mieter solch negativen Auswirkungen haben."

Türen sollen für 360-Grad-Aufnahmen geöffnet werden

Am Montag dieser Woche (21. Juli) wurde die Bewohnerschaft des Hochhauses im John-Brinckman-Weg 5 dann durch das Schreiben der Hausverwaltung Tuchscherer & Savu aufgerüttelt. Für den 25. und 26. Juli (also heute und morgen) wird ihnen darin Besuch angekündigt. Zweck des Besuchs: Die Anfertigung von 360-Grad-Aufnahmen, die den aktuellen Zustand detailliert dokumentieren sollen. Laut Svenja Neumann sollen diese Aufnahmen als Grundlage für die Beauftragung der Gewerke für die Sanierung des Wohnblocks dienen.

Rechtsanwalt Ulf Grabow vom Mieterverein Cuxhaven ordnet den Sachverhalt ein, der bei einigen Mietern blanke Panik ausgelöst hat: "Das Hausrecht hat der Mieter. Ohne Zustimmung darf niemand die Räume betreten." Zwar räume das Mietrecht dem Vermieter das Betreten der Wohnung nach einer Voranmeldung, auch wenn diese nur einige Tage vorher erfolgt, ein. Jedoch sei niemand gezwungen, hierfür persönliche Pläne zu ändern. "Wer keine Zeit hat, kann einen Ersatztermin vereinbaren."

Persönliche Gegenstände dürfen nicht fotografiert werden

Nicht zulässig seien Aufnahmen, die das persönliche Interieur der Mieter abbildeten: "Der Schaden an der Wand darf fotografiert werden, nicht aber das Sofa daneben." Aufnahmen, die in Verbindung mit dem Mieter oder der Mieterin stünden, seien nicht zulässig und stellten eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts dar.

Wohnungsvermietung über "Kleinanzeigen": 935 Euro für 65 Quadratmeter aufgerufen

Zuletzt wurde dann am Mittwoch die Sorge der Mieter um die Mietentwicklung im Viertel durch ein Inserat im Internet-Portal "Kleinanzeigen" geschürt. Svenja Neumann inseriert darin eine Erdgeschosswohnung im Brockesweg 76. Für die Zweizimmerwohnung (65 Quadratmeter) wird darin eine Warmmiete vom 935 Euro aufgerufen (Kaltmiete 685 Euro; Nebenkosten 250 Euro). Ein stolzer Preis für das Stadtviertel, in dem sonst Quadratmeterpreise von sieben bis acht Euro aufgerufen werden.

Svenja Neumann geht davon aus, diese Wohneinheit innerhalb kürzester Zeit zu genau diesem Preis vermietet zu haben - so wie es bereits mit einer ebenfalls über "Kleinanzeigen" angebotenen Wohnung im Brockesweg 74 gelungen ist: Innerhalb von vier Werktagen sei diese Wohnung (Kaltmiete 669,10 Euro) vermietet gewesen. 

Über weitere Pläne will die K 1 Holding, die das Viertel unter dem Namen "Kapitänsviertel" vermarktet, in einem Gespräch mit dem Geschäftsführer Jochen Müller und Projektinitiator Ömer Nohut informieren.  

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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