
Vermieterwechsel in Cuxhaven: 50 leere Wohnungen sollen schnell wieder an den Markt
Die 281 Wohnungen der Alpha Real Estate in Süderwisch sind an die K1 Holding (Mannheim/Luxemburg) verkauft worden. Was erwartet nun die Mieterinnen und Mieter? Projektleiterin Svenja Neumann und der Cuxhavener Makler Serkan Yildirim geben Antworten.
Nach der offiziellen Übergabe am 20. Februar seien die Mieter durch ein Anschreiben über den Besitzerwechsel informiert worden, versicherte Svenja Neumann in einem Telefonat unserer Redaktion.
Ziel der K1 Holding sei, den Wohnraum nach und nach zu sanieren und den hohen Leerstand zu beenden. Über die Wohngegend und die lokalen Zustände habe sie sich selbst beim Ankauf vor Ort ein Bild gemacht.
Hohe Priorität für Sanierungen im Hochhaus
Verschiedene Architekten seien nun mit der Betrachtung des Bestands beauftragt, um daraus den dringendsten Handlungsbedarf zu ermitteln und die in Bauabschnitte aufzuteilen. Vorrang hätten die Sanierungsarbeiten sicher im am schlimmsten betroffenen Hochhaus im John-Brinckman-Weg 5.

Übergangsweise sei das Unternehmen Yildirim Immobilien aus Cuxhaven mit der gesamten Vermietung der Wohnungen inklusive Garagen und Stellplätze betraut worden, bevor eine lokale Haus- und Mietverwaltungsgesellschaft diese Aufgabe übernehmen werde. Ein entsprechender Vertrag sei gerade in Vorbereitung.
Sprachlosigkeit der Alpha Real Estate war für Mieter wie eine Sackgasse
Mieterinnen und Mieter könnten ihre Anliegen interimsweise an das Unternehmen Yildirim, aber auch an sie beziehungsweise die K 1 Holding richten, sagt Svenja Neumann. Sie ist gut im Bilde über die fast durchgehend an den Tag gelegte Sprachlosigkeit der Alpha Real Estate.
An Antworten von Menschen aus Fleisch und Blut hatten Bewohnerinnen und Bewohner zuletzt kaum mehr geglaubt. Ob Schadensmeldung oder Auszahlung der Mietkaution: Die auf ein Minimum an handelnden Personen reduzierte Alpha Real Estate reagierte nicht. Selbst Wohnungsübergaben klappten nicht mehr. Der Mieterbund riet, einfach nur die Tür hinter sich zuzuziehen und zu gehen.
Manche Wohnungen nach Auszug oder Tod versiegelt
"Manche Wohnungen sind versiegelt, weil die Bewohnerinnen und Bewohner ausgezogen oder verstorben sind", bestätigt Serkan Yildirim, Makler aus Cuxhaven. Sein Augenmerk liegt zunächst darauf, rund 50 leer stehende Wohnungen mit schätzungsweise insgesamt mindestens 3500 Quadratmetern Wohnfläche schnellstmöglich wieder vermietbar zu machen und an den Markt zu bringen.
Dabei lasse sich die Zahl der Wohnungen, die direkt wieder bezogen werden könnten, an einer Hand abzählen. Voraussichtlich Ende dieser Woche könne die Bestandsaufnahme über den Zustand der Wohnungen abgeschlossen werden. Der hohe Leerstand sei nicht nur unwirtschaftlich für die Vermietungsgesellschaft, sondern stelle auch eine riesige gesellschaftliche Belastung in der durch Wohnungsknappheit geprägten Stadt Cuxhaven dar. Es zeichne sich bereits reges Interesse an den Wohnungen ab.
Angebote werden schon eingeholt
Auch für die vermieteten Wohnungen kündigt er Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an. Handwerksfirmen seien bereits zur Abgabe von Angeboten aufgerufen. Ihm selbst liege sehr daran, dass dieses Gebiet wieder zur alten Beliebtheit zurückfinde, versichert Serkan Yildirim, der die Verhältnisse im Viertel gut kennt, weil er selbst dort wohnt.
Viele Mieter hängen an ihrem Viertel
Viele Bewohnerinnen und Bewohner wohnen gerne hier, manche sind vor mehr als 50 Jahren hier eingezogen und nie mehr gegangen. Das hat sich auch bis nach Mannheim zu Svenja Neumann herumgesprochen. Aber was hat die K1 Holding mit dem Wohnungsbestand vor? Svenja Neumann möchte Mieterinnen und Mieter die Angst nehmen: Dass zwei Mehrfamilienhäuser (beziehungsweise Teile davon) zur Zeit auf Immobilienportalen zum Kauf angeboten würden, sei nicht als Vorbote eines Ausverkaufs zu werten: "Wir haben nicht vor, uns von weiteren Teilen des Portfolios zu trennen", sagt Svenja Neumann.

Serkan Yildirim stand eigenen Angaben zufolge mit der K 1 Holding bereits wegen anderer Projekte in Kontakt, als sich herausstellte, dass sie die 281 Wohnungen in Cuxhaven erworben hatte. So kam er in die Rolle des lokalen Ansprechpartners. Er erhofft sich zum Anbruch der neuen Ära mit dem Abbau des Reparaturstaus weniger Stress für die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für das Unternehmen selbst durch einen deutlichen Rückgang der Schadensmeldungen.
Skepsis wird nicht so einfach zerstreut
Bei den Mieterinnen und Mietern hingegen wiegt die Skepsis nach allem Erlebten noch schwer: Sie jedenfalls überweise ihre Miete erst an die neue Adresse, wenn sie einen Grundbuchauszug gesehen habe, kündigte eine Mieterin gegenüber unserem Medienhaus an. Auch über den nach wie vor bei der K1 Holding sowie auf der Seite von Yildirim Immobilien verwendete Begriff "Kapitänsviertel" können die Bewohner nur den Kopf schütteln.