Zwischen Geschichte und Zukunft: Die markante Ziegelfassade des alten Marinelazaretts bleibt erhalten – als prägendes Element eines Quartiers, das Cuxhavens Wohnlandschaft verändern soll. Foto: Potschka
Zwischen Geschichte und Zukunft: Die markante Ziegelfassade des alten Marinelazaretts bleibt erhalten – als prägendes Element eines Quartiers, das Cuxhavens Wohnlandschaft verändern soll. Foto: Potschka
"Schlossgarten Quartier"

In Cuxhaven entstehen 75 neue Wohnungen: Exklusive Einblicke ins Ex-Marinelazarett

von Jens Potschka | 12.05.2025

Versteckt zwischen Bäumen und Geschichte, formt sich in Cuxhaven ein neues Wohnkonzept. Ein ehemaliges Lazarett wird zur modernen Oase - mit einzigartigem Flair und Raum für Mensch und Tier. Welche Vision steckt hinter diesem Projekt?

Zwischen dichtem Baumbestand, einem stillen Wasserlauf und der Altenwalder Chaussee verbirgt sich ein Ort mit Geschichte - und Zukunft: Das ehemalige Marinelazarett in Cuxhaven wird derzeit aufwendig saniert und in ein modernes Wohnquartier verwandelt. Hinter den rot verklinkerten Mauern entsteht ein stimmiges Ensemble aus Architektur, Energieeffizienz und stilvollem Wohnkomfort.

Investorin Ulrike Hagenbucher-Bisotti verfolgt dabei eine klare Vision: urbanes Lebensgefühl inmitten gewachsener Natur - für alle, die ein Zuhause mit Charakter suchen. Dort, wo einst die deutsche Marine ihre Verwundeten versorgte und später ein Kinderkrankenhaus sein Domizil hatte, entstehen bis 2026 rund 75 hochwertig ausgestattete Mietwohnungen - mit durchdachten Grundrissen, möbliertem Komfort und dem Versprechen, urbanes Leben mit naturnaher Ruhe zu vereinen.

Vor der Herausforderung aus Stahl und Stein: Investorin Ulrike Hagenbucher-Bisotti vor einer der neuen Fensteröffnungen - hinter ihr die stabilen Stahlträger, die das historische Mauerwerk für die größeren Öffnungen sichern. Foto: Potschka

"Das Haus hat gearbeitet"

Bei einem Ortstermin führte Ulrike Hagenbucher-Bisotti, die Hamburger Investorin und Initiatorin des Projekts, durch das weitläufige Gebäude. Einmal pro Woche kommt sie persönlich nach Cuxhaven, um den Kontakt zu den ausführenden Firmen und den Behörden zu halten. In jedem ihrer Sätze ist zu spüren, wie sehr sie das Projekt bewegt. "Das Haus hat gearbeitet", sagt sie und deutet auf eine leicht gewölbte Decke. "Wir müssen hier sehr viel statisch ausgleichen. Unsere Statiker sind ständig mit neuen Berechnungen beschäftigt."

Umbau im Gange: Das ehemalige Marinelazarett in Cuxhaven wird sorgfältig saniert und in ein modernes Wohnquartier verwandelt. Neue Stahlstreben wurden zur Stabilisierung der Decken eingebaut. Foto: Potschka

Tatsächlich ist der Umbau des um 1900 errichteten Marinelazaretts eine Gratwanderung: Einerseits gilt es, den Charme des denkmalgeschützten Ziegelbaus zu bewahren, andererseits müssen alle Anforderungen an moderne Energieeffizienz erfüllt werden. "Wir haben mit einem Energieberater eine Lösung gefunden, die Wärmepumpen, Solarenergie, Fußbodenheizung und innovative Innendämmung miteinander kombiniert - ohne die historische Substanz zu zerstören", erklärt Hagenbucher-Bisotti. In die zweischaligen Wände wird lose Dämmung eingeblasen, die Fenster werden als hochwertige Holzfenster neu gefertigt.

Vom Sanierungsfall zum Wohntraum

Die Arbeiten auf dem Areal begannen im Oktober 2024 mit der Entkernung und Schadstoffsanierung. "Da war wirklich alles dabei", berichtet die Investorin. Anschließend erfolgte der Rückbau - inklusive Abbruch alter Brüstungen, damit im Tiefparterre bodentiefe Fenster und Türen Platz finden können. Diese ermöglichen später den direkten Zugang zu kleinen Terrassen. "Auch das Untergeschoss bekommt so seine eigene Qualität", sagt sie zufrieden.

Tageslicht für das Tiefparterre: Auch im ehemaligen Kellergeschoss entstehen moderne Wohneinheiten - mit bodentiefen Fenstern und Türen, die hinaus auf kleine, grüne Terrassen führen. Foto: Potschka

Heute, rund sieben Monate später, stehen erste Emporen-Konstruktionen aus massivem Holz. Sie sind das Herzstück des neuen Wohnkonzepts: "Selbst bei 30 oder 35 Quadratmetern haben wir so zwei klar getrennte Ebenen - oben schlafen, unten wohnen, kochen und duschen." Die Raumhöhen von bis zu 4,20 Metern lassen dieses gestalterische Element zu einem echten Wohnhöhepunkt werden.

Für die, die flexible Lebensmodelle brauchen

Die Wohnungen werden hauptsächlich möbliert vermietet - zwischen 17 und 90 Quadratmeter groß, der Großteil liegt zwischen 25 und 55 Quadratmetern. Die Zielgruppe sind Pendler, Berufseinsteiger, Firmen, die Wohnraum für Mitarbeiter suchen, aber auch all jene, die ein kompaktes und dennoch hochwertiges Zuhause in Cuxhaven suchen. "Ich sehe hier ein großes Potenzial. Der Bedarf an kleinen, funktionalen Wohnungen ist riesig - und wir schaffen ein Angebot, das auch durch seine besondere Atmosphäre überzeugt."

Wohnen auf zwei Ebenen: Die Holzkonstruktionen für die Emporen trennen Schlafbereich und Badezimmer elegant vom Wohnraum darunter. Foto: Potschka

Der Mietpreis soll bei rund 17 Euro pro Quadratmeter liegen - angesichts der Möblierung, Energieeffizienz und Ausstattung durchaus marktgerecht. Dass das Konzept überzeugt, zeigt die große Zahl an Vormerkungen: Bereits jetzt gibt es mehr als 30 Interessenten.

Ein Café für die Nachbarschaft - und für Begegnung

Noch eine Vision verfolgt Ulrike Hagenbucher-Bisotti: ein Café mit Außenterrasse in den ehemaligen Räumen der Quarantänestation. "Ganz in der Nähe liegt das Pflegeheim - dort gibt es kein eigenes Café. Ich glaube fest daran, dass wir hier ein echtes Begegnungsangebot schaffen können." Für diesen Teil des Projekts "Schlossgarten Quartier" werden derzeit noch Betreiber gesucht.

Die Wohneinheiten im einstigen Kellergeschoss erhalten allesamt eine kleine Terrasse, damit die künftigen Bewohner direkt hinaus in die Natur gehen können. Foto: Potschka

Natur als Partner, nicht als Gegner

Nicht nur Menschen, auch Tiere finden in der Entwicklung des Quartiers ihren Platz: Eine Garage auf dem Gelände wurde im vergangenen Jahr in ein Quartier für Fledermäuse umgewandelt - mit Wasserbecken, neuen Decken und speziellen Kammern. "Wir übernehmen Verantwortung für das ganze Areal", betont die Investorin. Und dieses Areal wirkt tatsächlich wie ein eigener Kosmos: Zwischen der viel befahrenen Straße und dem Marinelazarett liegen ein schützender Grünstreifen, ein parkähnlicher Bereich und alter Baumbestand, der die Geräusche der Stadt weitgehend abschirmt.

Fertigstellung Mitte 2026 - weitere Pläne in der Schublade

Noch ist das Ziel ein Stück entfernt - aber das Fundament steht. "Bis Ende dieses Jahres möchten wir die meisten Rohbauarbeiten abschließen, dann kommen die Ausbauten", sagt Ulrike Hagenbucher-Bisotti. Und dann? "Langfristig sind zwei weitere Neubauten geplant. Doch erst bringen wir das hier zu Ende."

Mit dem "Schlossgarten Quartier", wie das neue Ensemble heißt, entsteht nicht nur Wohnraum. Es entsteht ein Stück Stadtgeschichte neu - verantwortungsvoll saniert, liebevoll gedacht und fest verwurzelt im Grün von Cuxhaven.

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

jpotschka@no-spamcuxonline.de

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