Marcel Suchomel im November 2019 an der B73 in Nottensdorf. Foto: Anping Richter/Archiv
Marcel Suchomel im November 2019 an der B73 in Nottensdorf. Foto: Anping Richter/Archiv
Traurige Gewissheit

Der letzte Weg des Obdachlosen von der B73: Marcel Suchomel stirbt auf der Straße

von Redaktion | 02.09.2024

Er ist bekannt geworden als "der Obdachlose von der B73". So wie er gelebt hat, ist er jetzt auch gestorben: auf der Straße. Im Alter von 44 Jahren wurde Suchomel tot aufgefunden.

Wie sein Vater, Miloslav Suchomel, dem Stader Tageblatt am Telefon berichtet, ist Marcel Suchomel bereits am Mittwoch, 3. Juli, in Bad Zwischenahn im Alter von 44 Jahren gestorben. Er sei auf der Straße tot aufgefunden worden.

Mit Zottelbart und Sonnenbrille, all seine Habseligkeiten in drei großen Mülltonnen hinter sich herziehend, kam Marcel Suchomel im Sommer 2019 auf der B73 in Buxtehude an. Der Straße, an der er die nächsten Jahre seines Lebens verbringen würde. In frei gewählter Obdachlosigkeit, ohne festes Dach über dem Kopf, lebte er nur von dem, was Menschen ihm brachten. Es waren viele, und sie nahmen an seinem Schicksal Anteil. Suchomel lebte in seiner eigenen Welt, doch er war kommunikativ. Wer ihm zuhören wollte, den nahm er mit in sein Universum voller geheimnisvoller Symbole.

Mitarbeiter der Straßenmeisterei räumten regelmäßig den Müll von der B73. Foto: Lohmann/Archiv

Prag: Ort der Geburt und der letzten Ruhe

Marcel Suchomel wurde am 8. Dezember 1979 in Prag geboren. Wie sein Vater berichtet, blieb er sein einziges Kind. Mit ihm verließen die Eltern Tschechien 1986, um nach Deutschland zu ziehen, wo Marcel aufwuchs. Als er ein Teenager war, ließen sie sich scheiden. Der Vater zog zurück nach Prag. "Er hat mich danach ein paar Mal in Tschechien besucht", berichtet Miloslav Suchomel. Später habe sein Sohn schwierige Zeiten erlebt.

Von 2019 bis 2023 war Marcel Suchomel entlang der B73 unterwegs, bei Sonne, Regen und Schnee. In einer Obdachlosenunterkunft zu überwintern, wie es ihm in Buxtehude und in Horneburg angeboten worden war, lehnte er ab. Er führte seine Reise entlang der B73 fort, bog später auf die B74 ab und wanderte über Bremervörde bis nach Barchel, wo er den Winter an der Bundesstraße 71 verbrachte.

Suchomel wanderte mit seinem elektrischen Rollstuhl und zwei Solarpanels auch durch den Kreis Cuxhaven. Foto: Jan Iven

Das Ende einer harten Lebensreise

Im September 2023 kam er im Landkreis Cuxhaven an und wandte sich später gen Süden. Den Winter verbrachte er unter anderem in Neusüdende bei Rastede im Landkreis Ammerland, wo andere Zeitungen ihn begleiteten; Bilder zeigen ihn mit Plane und Gepäck unter einer dicken Schneeschicht.

Das Ende seiner ungewöhnlichen und harten Reise kam dann im Sommer. Sein Vater, den die deutschen Behörden ausfindig machen konnten, sagt, dass er Marcel Suchomels Urne auf einem Prager Friedhof beigesetzt hat, gleich neben dem Grab seines Großvaters. "Ich hoffe, die Engel sind lieb zu Dir und die Weite des Himmels lässt Deine Seele frei atmen", schreibt eine Horneburgerin auf der Gedenkseite, die das Bestattungsinstitut im Landkreis Ammerland für ihn eingerichtet hat.

Von Anping Richter und Britta Feindt

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