
"McDonald's" in Hemmoor: Ein Rathaus ist kein Schnellimbiss
Ein Rathaus ist kein Schnellimbiss: Wer bei "McDonald's" etwas bestellt, wird in wenigen Minuten ohne Diskussionen bedient. Bei Planungsprozessen für Filialansiedlungen muss aber auch ein solcher Großkonzern lange warten. So auch in Hemmoor.
Doch dort nähert sich die Entscheidung über eine Ansiedlung ihrem (vorläufigen) Ende. Das Ergebnis ist noch offen. Am nächsten Montag fallen in den großen Fraktionen die ersten Vorentscheidungen.
Donnerstag gegen 18.45 Uhr auf dem Hemmoorer Rathausplatz. Demonstranten in Warnwesten stehen vor dem Eingang, ein Plakat gegen die Errichtung einer Filiale zwischen dem Schwimmbad und dem Bahnhof im Hemmoorer Ortszentrum flattert im Wind. Im Sitzungssaal des Rathauses herrscht zu diesem Zeitpunkt eher noch eine Flaute, als wenn der Ausschuss gleich nur über Bauhofkosten und Rasenschnittentsorgung diskutieren wird. Doch es geht um viel mehr.
Über 350 Seiten Lesestoff
Kurz vor Sitzungsbeginn füllt sich dann der Raum, die ersten Ratsmitglieder treffen ein. Auch unbekannte Gesichter sind zu sehen. Es handelt sich um redegewandte Gutachter, die noch zu Wort kommen sollen und werden. Denn um ihre Ausarbeitungen, Feststellungen, Prognosen und Berechnungen geht es. Über 350 Seiten sind vor Sitzungsbeginn im Internet abrufbar gewesen. Wer wollte und konnte, hatte dadurch den kompletten Überblick über den Stand der Planungen, die fachlichen Einschätzungen und Berechnungsmodelle zur möglichen Ansiedlung von "McDonald's" im Hemmoorer Zentrum.
Meyn-Horeis greift gleich durch
Den Vorsitz der Sitzung des Fachausschusses hatte die erfahrene SPD-Politikerin Birgit Meyn-Horeis, die gleich zu Beginn mit einer von drei Einwohnerfragestunden startete. Die erste Frage aus dem Publikum sorgte gleich einmal für eine scharfe und provokante Tonlage. Und die lautete, ob denn alle Ausschussmitglieder die Vorlagen gelesen und auch tatsächlich verstanden hätten. Meyn-Horeis zeigte gleich auf, dass sie nicht gewillt ist, eine solche Form der Diskussion an diesem Abend zu tolerieren. Ein anderes Ratsmitglied (Jens Kleen) sprach später von einer "absoluten Frechheit" angesichts der Fragestellung und forderte, dass es an diesem Abend um "Sachlichkeit" zum Thema und nicht um Unterstellungen gegenüber Ratsmitgliedern gehen solle.
In der Tat verlief die Veranstaltung nach diesem Geplänkel eher in ruhigeren Bahnen, auch wenn es - wie erwartet - unterschiedliche Meinungen zum Ansiedlungswunsch des Unternehmens aus der sogenannten "Systemgastronomie" gab und gibt. Grundsätzlich, im Detail und auf Nachfrage äußerten sich das Planungsbüro und die Gutachter zu diesem Projekt und sahen keine großen Hürden, das Vorhaben umzusetzen. Dies betreffe die Verkehrserschließung ebenso wie den Lärmschutz und andere Aspekte.
Noch nicht alle Details geklärt
Nun ging wohl niemand im Saal davon aus, dass die vom Unternehmen beauftragten Gutachter das Projekt durch ihre Aussagen in Grund und Boden stampfen würden. Und so gab es auch aus den Reihen der Politik fundierte Nachfragen nach Details der Planung und der Methodik bei den Untersuchungen. Dabei reichte die Bandbreite von der Aussagekraft der Verkehrszählungen und -prognosen bis hin zum Waldbestand und notwendigen Kompensationsmaßnahmen.
Gefragt sind jetzt die Ratsmitglieder. Am Montag stehen Fraktionssitzungen mit den ersten Erkenntnissen aus der Sitzung des Fachausschusses an. Spätestens am 9. Oktober gibt es im Rat eine Entscheidung darüber, ob die Planunterlagen ausgelegt werden. Rund vier Wochen hätten die Bevölkerung und die sogenannten "Träger öffentlicher Belange" (unter anderem Behörden und Verbände) dann Gelegenheit. Stellungnahmen abzugeben.
Die Redaktion der Niederelbe-Zeitung und der Cuxhavener Nachrichten wird über Details der gutachterlichen Stellungnahmen und auch Reaktionen noch ausführlich berichten.
